Misterioso
zeigte er über die beiden weitläufigen Nachbargärten. »Da ist Blomgrens Haus. Da haben wir gestanden und uns in Norlanders Volvo den Arsch abgefroren. Und währenddessen war er hier. Vor unserer Nase ist er herumgeschlichen. Vielleicht hat er uns sogar gesehen und sich eins ins Fäustchen gelacht.«
Hjelm zuckte mit den Schultern.
»Vielleicht hätte man seine Nähe spüren müssen«, murmelte Chavez und hielt das Gesicht in die Sonne. »Como en casa«, sagte er genießerisch.
»Wie zu Hause?« fragte Hjelm. »Wo ist das?«
»Rägsved«, sagte Chavez und ging wieder nach drinnen. »Naciaqui«, rief er über die Schulter zurück.
In der Küche stand Chefkriminaltechniker Brynolf Svenhagen und konsultierte seinen Notizblock, obwohl die Allgemeinplätze, die er von sich gab, mit Sicherheit nirgendwo notiert waren.
»Wir werden das Haus im Laufe des Tages selbstverständlich gründlich durchforsten. Der Täter scheint, wie in den anderen Fällen auch, keine Spuren hinterlassen zu haben. Mit Ausnahme der Kugel. Eine Kugel hat er rausgezogen, die zweite stecken lassen. Na, daran dürft ihr euch die Zähne ausbeißen. Wir analysieren die Kugel so schnell wie möglich. Ich kann jetzt schon sagen, dass es sich um keine der sechs, sieben gängigsten Marken handelt.«
Damit kehrte er ins Wohnzimmer zurück, wo seine beiden Untergebenen noch immer auf dem Sofa und dem Boden herumkrochen. Währenddessen schwebte unter der Oberaufsicht des Dozenten Qvarfordt die schwarz zugedeckte Bahre durch die Eingangshalle.
Die Stimmung in der Küche war eher schläfrig als resigniert. Sie hatten einen Versuchsballon steigen lassen, und der Versuchsballon war geplatzt. So etwas konnte passieren. Das Dumme war nur, dass die Augenbraue von Rickard Franzén junior ebenfalls geplatzt war – als Nyberg sein Gesicht auf den handgewebten Teppich drückte. Abteilungsleiter Waldemar Mörner hatte daraufhin schnurstracks etwas vom Budget abgezweigt und für die zu erwartende Schadensersatzforderung ein eigenes Konto eingerichtet.
»Also dann, auf ein neues«, sagte Hultin nüchtern. »Eigentlich passt Direktor Carlberger auch viel besser ins Muster als der unbestechliche Richter. Dass die Morde in irgendeiner Weise mit den Geschäften der Opfer zu tun haben, steht inzwischen ja wohl außer Frage. Hjelm prüft bitte nach, ob Mimer damit aus dem Spiel ist, und verfolgt gegebenenfalls die Spur des Dyonisos weiter. Vergiss die Gästebücher des Golfklubs nicht. Für diejenigen, die auf die Geschäftsspur angesetzt sind, wird die Arbeitsbelastung mit Sicherheit spürbar steigen. Wir werden eine Umverteilung vornehmen müssen. Ich denke an Nyberg. Holm macht weiter mit ihren Nachforschungen auf der privaten, Norlander tut sich auf der internationalen Ebene um. Möglicherweise ist die Andeutung des guten Svenhagen so zu interpretieren, dass die Kugel mit größter Wahrscheinlichkeit ausländischer Herkunft ist. Das wird sich zeigen. Bleibt die Frage, warum er die Kugel in der Wand hat stecken lassen. Ist er gestört worden? Hat er die Spur absichtlich hinterlassen? Und wenn ja: um uns auf eine falsche Fährte zu locken oder mit uns zu spielen oder weil er aus unerfindlichem Grund geschnappt werden will} Oder ist ihm schlicht und einfach der erste Fehler unterlaufen? Das halte ich für unwahrscheinlich. Hoffen wir, dass das Labor zügig arbeitet. Verliert das in der Zwischenzeit nicht ganz aus den Augen. Ich fasse jetzt noch einmal kurz die Aufgabenverteilung zusammen: Norlander -die internationale Ebene, Holm – die persönliche, Chavez, Söderstedt, Nyberg – die geschäftliche Ebene und Hjelm – die sexuelle. Sobald Herr Chefkriminaltechniker Brynolf Svenhagen Laut gibt, rufe ich euch zu einer ordentlichen Lagebesprechung zusammen. Noch Fragen?«
Keine.
Jedenfalls keine, die Hultin hätte beantworten können.
Damit überließen sie die prachtvolle Villa der Aufsicht der Kriminaltechniker.
Chefkriminaltechniker Brynolf Svenhagen gab Laut am 3. April um 11 Uhr 22. Um 11 Uhr 51 war die A-Gruppe in dem Raum versammelt, der auf Chavez’ Anregung hin jetzt auch offiziell unter dem Namen »Kampfleitzentrale« rangierte. Waldemar Mörner hatte nichts gegen die Namensgebung einzuwenden gehabt. Alle Mitarbeiter hatten sich in ihren Büros aufgehalten, als Hultin sie um 11 Uhr 23 über das Haustelefon verständigte. Alle außer einem.
Hjelm saß zu diesem Zeitpunkt in einem Kellergewölbe in der Altstadt, genauer, in der Stallgränd. Bis dorthin
Weitere Kostenlose Bücher