Misterioso
reichte das Mobilfunknetz nicht. Wächter Clöwenhielm gab gerade den Namen Carlberger, Nils-Emil, in seinen Käseglocken-Laptop ein, allerdings ohne Erfolg. Nils-Emil Carlberger war weder Mitglied des Skidbladnerordens noch des Mimerordens, noch war er es jemals gewesen.
Um 11 Uhr 35 zog Clöwenhielm den schweren Vorhang zur Seite, hinter dem das Allerheiligste des Ordens verborgen lag. Um 11 Uhr 41 verabschiedete sich Paul Hjelm, nachdem er hoch und heilig versprochen hatte, niemals ein Wort über das zu verlieren, was er dort gesehen hatte. Er hielt Wort. Um 11 Uhr 42 trat er in die enge Gasse hinaus, wo ihn Hultins Mitteilung über die anberaumte Besprechung endlich erreichte. Um 11 Uhr 51 betrat er die Kampfleitzentrale mit großem K. Um 13 Uhr 09 lachte er laut über die Bezeichnung, die Chavez ihm ebenfalls lachend ins Ohr flüsterte.
Die Neuigkeit über den Mord an Direktor Nils-Emil Carlberger, dem Boss des Carlberger-Konzerns, war noch immer nicht bis zu den Medien durchgedrungen, wie Jan-Olov Hultin zufrieden mitteilte. Zu seiner großen Erleichterung, von der seine unbewegte Miene nichts verriet, war die undichte Stelle also offenbar nicht in der A-Gruppe zu suchen.
»Wie ich bereits vermutet habe«, sagte Hultin bescheiden, »hat es mit der zurückgelassenen Kugel etwas Besonderes auf sich. Svenhagen hat eine mir unbegreifliche, aber unanfechtbare chemische Analyse des zerquetschten Bleiklumpens vorgenommen und ist auf eine sehr spezielle Zusammensetzung gestoßen. Um zu verkürzen, was als gigantischer Bericht des Kriminallabors bei uns eingehen wird: Es handelt sich um unreines Blei in einer einzigartigen Legierung. Genauer gesagt: Die Kugeln sind von saumäßiger Qualität und stammen aus einer zweitklassigen Waffenfabrik in einer Stadt namens Pavlodar im heutigen Kasachstan. Dem Land Vladimir Smirnovs, ihr wisst schon. Svenhagen hat Kontakt zur kriminaltechnischen Computerzentrale von Interpol aufgenommen und folgende Information erhalten: Fragliche Waffenfabrik bekam im Zusammenhang mit dem Niedergang der Sowjetunion massive Probleme und war gezwungen, ihre Tore zu schließen, als die Marktwirtschaft ihre – ich zitiere Svenhagen – unausweichliche natürliche Auswahl traf. Es gab schlicht und einfach keinen Markt mehr für die schlechte Munition der Fabrik. Was allerdings aus dem offensichtlich gigantischen Konkurslager geworden ist, weiß niemand. Interpol verweist eindeutig auf die Mafia.«
Hultin machte eine Pause. Möglicherweise um die Wirkung seiner Worte zu beobachten. Oder einfach um Luft zu holen. Gleich darauf fuhr er fort.
»Die russische Mafia ist eine extrem heterogene Organisation. Wir wissen eigentlich viel zuwenig über sie, erschreckend wenig, wenn man bedenkt, dass sie gewissermaßen bereits die Ostsee überquert hat. In Helsinki beherrscht sie große Teile der Unterwelt, und es gibt unmissverständliche Anzeichen dafür, dass Stockholm als nächster Tummelplatz ins Visier rückt. Der überwiegende Teil der Mafia besteht aus größenwahnsinnigen Irren, die aus dem Wesen der Marktwirtschaft die äußerste Konsequenz gezogen haben. Der Stärkere gewinnt. Aber es gibt durchaus auch kultiviertere Teile, die ihre Fühler nach den ultranationalen Machthabern in Russland und im Baltikum ausstrecken und enge Kontakte zu Topmafiosi in Italien und den USA pflegen. Das Vorhandensein dieser Art von Munition im Hause des Mannes, der als dritter aus der Riege der schwedischen Spitzenkapitalisten einer Serie von Morden innerhalb weniger Tage zum Opfer gefallen ist, eröffnet uns eine erschreckende Perspektive, die wir sicher nicht als erste erblicken. Ich erinnere nur an den eigenartigen Auftritt der Sicherheitspolizei in der Djursholmsvilla. Und ich nehme stark an, dass der militärische Sicherheitsdienst in den Kellergewölben auf Lindingö und anderswo bereits auf Hochtouren arbeitet.«
Hultin seufzte, trank einen Schluck Tafelwasser und fuhr in leierndem Tonfall fort: »Kombinieren wir nun die Art der Munition mit der Hinrichtungsmethode, haben wir tatsächlich Grund zur Besorgnis. Norlander hat, wie ihr gestern gehört habt, drei internationale Organisationen ausfindig gemacht, die ihre Opfer konsequent mit Kopfschüssen hinrichten. Bei einer dieser Organisationen handelt es sich um eine kleine russischestnische Verbrecherbande unter der Führung eines anonymen Feldherrn, bekannt, unbekannt oder mehr oder weniger bekannt als Viktor X. Wie die Verbindungen dieser Gruppierung zur
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