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Misterioso

Misterioso

Titel: Misterioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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gemeinsam am Küchentisch. Er überflog träge die Morgenzeitung. Tova schlürfte geräuschvoll den letzten Rest Orangensaft in sich hinein und rannte zum Flurspiegel.
    »Ach, Scheiße«, jammerte sie. »Ich seh aus wie Pippi Langstrumpf.« Sie riss die Zopfgummis ab, wuschelte sich durchs Haar und fuhrwerkte wild mit einem Kamm in dem Durcheinander herum.
    Jetzt sieht sie aus wie ein kleiner Waldschrat, dachte Paul Hjelm. »Du siehst toll aus«, sagte er. »Komm mal her.«
    Sie lief zu ihm, nahm ihn kurz in den Arm, rannte wieder zum Spiegel und riss die Umhängetasche vom Haken, als es an der Haustür klingelte. Sie machte auf. Es war Milla, ihre beste Freundin.
    »Hi«, sagte sie.
    »Hi«, sagte Hjelm.
    »Jetzt komm schon«, drängelte Tova. »Wir sind spät dran.«
    Die Tür flog hinter den beiden ins Schloss.
    Danne kam die Treppe runtergestapft und schaute genervt drein.
    »Was machst du denn zu Hause?« fragte er seinen Vater und trat den Rückzug an. Seine Zimmertür vibrierte noch lange, nachdem er sie hinter sich zugeknallt hatte.
    Cilla seufzte und fragte mit vollem Mund: »Es war also ein Flop gestern?«
    »Ja.«
    »Möchtest du darüber reden?«
    »Schweigepflicht«, sagte er mit einem amüsierten Blick in ihre Richtung.
    »Ach ja«, sagte sie und erwiderte seinen Blick. Es passierte ihm immer häufiger, dass er sein eigenes Mienenspiel in ihrem Gesicht wiedererkannte; wer ursprünglich wen beeinflusst hatte, war nicht mehr zu eruieren.
    »Wir waren am falschen Ort, so simpel ist das.«
    »Glaubst du, dass zur gleichen Zeit woanders was passiert ist?«
    »Davon bin ich überzeugt. Du kannst es garantiert in der Mittagsausgabe lesen. Das Ding kann jede Sekunde klingeln«, sagte er und zeigte auf das Handy, das zwischen Butter und Marmelade auf dem Tisch lag. Er trank seinen Kaffee aus, ging in den Flur und nahm seine Jeansjacke mit dem Schaffellkragen von dem überfüllten Garderobenständer. Die Jacke in der Hand, ging er noch einmal in die Küche und gab Cilla einen Kuss. »Hast du Nachtdienst im Krankenhaus, oder hast du frei?« fragte er.
    Sie schüttelte scherzhaft-vorwurfsvoll den Kopf. »Nachtdienst.«
    Er schlüpfte in die Jacke, schickte ihr einen Luftkuss und öffnete die Haustür, vor der der Dienst-Mazda parkte. Sie räusperte sich, als er die Tür hinter sich zuziehen wollte, und hielt das Handy mit nicht zu übersehender Abneigung zwischen Daumen und Zeigefinger hoch. In dem Moment klingelte es. Sie ließ es erschrocken auf den Tisch fallen.
    Glucksend drückte er die Annahmetaste und meldete sich. Danach kam während des ganzen Telefonats kein Wort mehr über seine Lippen.
    »Genau, wie ich vermutet habe«, sagte er zu Cilla und ließ das Handy in die Jackentasche gleiten.
    Sie schickte ihm einen Luftkuss hinterher, als er in einen verfrühten Hochsommertag hinaustrat. Windstille. Kräftige Sonne. Nur im Schatten war zu merken, dass es sich eigentlich um einen zögerlichen Frühlingstag handelte.
    Die Liebe, dachte er überrascht. Die Liebe und der Alltag. Der Alltag und die Liebe.
    Er ließ den Motor an und fuhr aus Norsborg heraus. Zeit, die Südstadt gegen die Nordstadt einzutauschen.
     

12
     
    3. April, 9 Uhr 03. Gustav Adolf der IV. wurde am 3. April 1800 in Norrköping zum König von Schweden gekrönt, dachte einer aus der Runde und wich damit von den zunehmend synchron verlaufenden Gedankenbahnen ab. Wobei die Gedanken in diesem Moment ungewöhnlich disparat waren.
    Jan-Olov Hultin sah gefasst aus. Sein Gesicht zeigte keine Spuren des nächtlichen Malheurs. Er setzte sich umständlich die Lesebrille auf und blätterte in einem dicken Ordner.
    Hjelm sah sich in der riesigen Küche um. Alle in der A-Gruppe waren mehr oder minder vom gestrigen Tag gezeichnet. Gunnar Nyberg nieste laut und dachte an seinen Chor und seine entzündeten Stimmbänder. Viggo Norlander sah einfach nur griesgrämig aus. Kerstin Holm hatte die gängige Haltung für einen Mikroschlaf eingenommen. Arto Söderstedt befand sich zweifellos auf einem anderen Planeten. Er schaute aus dem Küchenfenster und dachte über mysteriöse Korrespondenzen nach.
    Der Tag des ersten Mordes fiel mit dem Tod von Emmanuel Swedenborg in London 1722 zusammen.
    Der Gedanke verflüchtigte sich ebenso schnell, wie er aufgetaucht war, und flatterte in den klaren Aprilhimmel.
    Die einzig Aktiven in der Villa waren ein Gerichtsmediziner, ein paar Kriminaltechniker und Jorge Chavez, der sich scheinbar vorgenommen hatte, jeden Millimeter

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