Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
der Amme ein, das Kind festzuhalten. Der Capitän führte sie auf das Verdeck, während der Officier die Vorbereitungen traf, den »Boundary« zum Quai von San-Diego zu geleiten.
    »Herr Ellis, fragte sofort Mrs. Branican, ich habe gehört, daß Sie dem »Franklin« begegnet sind?…
    – Ja, Mistreß, erwiderte der Capitän, und ich kann Ihnen die Versicherung geben, daß er sich wohl befindet, wie ich es auch Mr. William Andrew mitgetheilt habe.
    – Haben Sie… John gesehen?
    – Der »Franklin« und der »Boundary« konnten sich einander soweit nähern, daß der Capitän Branican und ich einige Worte wechselten.
    – Ja… Sie haben ihn gesehen!…« wiederholte Mrs. Branican, indem sie dem Capitän Ellis in die Augen sah, als hoffte sie in denselben einen Reflex des »Franklin« zu entdecken.
    Mrs. Burker stellte dann einige Fragen, denen Dolly aufmerksam zuhörte, obwohl ihre Blicke weit in die Ferne schweiften.
    »An jenem Tage, erwiderte der Capitän Ellis, war das Wetter sehr hübsch und der »Franklin« fuhr mit vollen Segeln dahin. Der Capitän John stand, das Fernrohr in der Hand, auf dem Verdecke. Er lavirte ein Viertel, um sich dem »Boundary« zu nähern, denn ich konnte von meinem Curse nicht abweichen, weil der Wind mir gerade entgegenkam.«
    Mrs. Branican konnte sich die Stellung der beiden Schiffe aus den Worten des Capitäns Ellis zwar nicht ganz klar vorstellen, aber was sie sich merkte war, daß er John gesehen, daß er mit ihm gesprochen habe.
    »Als wir ganz nahe waren, fügte er hinzu, grüßte mich Ihr Gatte, Mistreß Branican, mit der Hand und rief: »Alles geht gut, Ellis! Grüßen Sie mir bei der Ankunft in San-Diego meine Frau… meine liebe Dolly!« Dann trennten sich die beiden Schiffe und waren einander bald entschwunden.
    – An welchem Tage sind Sie dem »Franklin« begegnet? fragte Mrs. Branican.
    – Am 23. März, erwiderte Ellis, um elf Uhr fünfundzwanzig Minuten Vormittags.«
    Nun mußte man noch auf die Einzelheiten eingehen, und der Capitän gab auf der Karte genau an, wo sich beide Schiffe gekreuzt hatten. Es war im 148. Längen-und im 20. Breitengrade, daß der »Boundary« dem »Franklin« begegnet war, d. h. 1700 Meilen von San-Diego entfernt. Wenn das Wetter günstig blieb – und dazu war alle Hoffnung vorhanden – so würde Capitän John eine gute Fahrt durch den Norden des Stillen Oceans haben. Wenn er außerdem gleich nach seiner Ankunft in Calcutta laden könnte, so würde er sich nur kurze Zeit in der indischen Hauptstadt aufhalten und seine Rückkehr nach Amerika bald von statten gehen. Der »Franklin« würde also, den früheren Absichten gemäß, nur einige Monate abwesend sein.
    Während der Capitän Ellis bald auf die Fragen der Mrs. Burker, bald auf die der Mrs. Branican antwortete, bildete sich diese immer noch ein, an Bord des »Franklin« zu sein!… Das war nicht Ellis… das war John, der ihr dies Alles erzählte… Sie glaubte seine Stimme zu hören….
    In diesem Augenblicke kam der Officier auf den Capitän zu und meldete, daß die Vorbereitungen sich ihrem Ende näherten. Die Matrosen standen alle in Bereitschaft und warteten nur auf den letzten Befehl.
    Der Capitän machte nun Mrs. Branican das Anerbieten, sie wieder an das Land bringen zu lassen, wenn sie es nicht vorzöge, an Bord zu bleiben und den Golf auf dem »Boundary« zu durchschneiden, so daß sie auf der Werfte aussteigen könnte. Das würde ungefähr zwei Stunden dauern.
    Mrs. Branican hätte gern das Anerbieten des Capitäns angenommen, aber sie wurde zum Diner erwartet. Sie sah ein, daß Jane nach dem, was ihr die Mulattin gesagt hatte, sehr beunruhigt sein würde, wenn sie nicht vor der Ankunft ihres Gatten zu Hause wäre. Sie ersuchte daher den Capitän Ellis, sie zur Landungsbrücke fahren zu lassen, um den nächsten Schraubendampfer nicht zu versäumen. Sofort wurden die Befehle ertheilt, Mrs. Branican und Mrs. Burker verabschiedeten sich von dem Capitän, nachdem dieser die rothen Wangen des kleinen Wat geküßt hatte. Dann stiegen sie, die Amme voraus, die Schiffstreppe hinab, und das Boot brachte sie wieder zu der Landungsbrücke.
    Indem sie nun die Ankunft des Schraubendampfers, der eben den Quai von San-Diego verlassen hatte, erwarteten, sah Mrs. Branican mit großem Interesse den Manövern des »Boundary« zu. Unter dem rauhen Gesange der Matrosen wurde der Anker aufgezogen, und am zweiten Mast wurde das große Focksegel und die Brigantine gehißt. Mit diesen Segeln

Weitere Kostenlose Bücher