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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ein Ende hatte! Konnte dasselbe nicht auch dem Capitän John zustoßen, wenn er versucht hätte, durch die Einöden von Central-Australien zu entfliehen? Bedrohten nicht dieselben Gefahren diejenigen, welche den Stamm der Indas aufsuchen wollten?
     

    Auf der andern Seite ging jener unbekannte junge Mann. (S. 182.)
     
    Aber ein solcher Gedanke kam Mrs. Branican nicht in den Sinn, denn schon während der Ueberfahrt nach Australien hatte sie eine neue Expedition ins Auge gefaßt und die Einzelheiten derselben durchdacht; es handelte sich nur darum, dieselbe zur Ausführung zu bringen.
    Harry Felton starb gegen neun Uhr Abends. Noch einmal rief ihn Dolly bei seinem Namen… Noch einmal hörte er sie… Seine Augenlider erhoben sich und seinen Lippen entrang sich endlich der Name: »John… John!«
    Dann hob sich seine Brust – er hatte ausgerungen.
    Als Mrs. Branican an diesem Abend das Hospiz verließ, wurde sie von einem Burschen angesprochen, der sie bei der Thür erwartete. Es war ein junger Matrose der Handelsmarine von dem Schiffe »Brisbane«, das den Postdienst an der Australischen Küste zwischen Sydney und Adelaïde besorgte.
    »Mrs. Branican? sagte er mit gerührter Stimme.
    – Was wünschen Sie, mein Kind? erwiderte Dolly.
    – Ist Harry Felton gestorben?
    – Ja, er ist todt.
    – Und der Capitän John?
    – Er lebt!… er lebt!
    – Ich danke, Mrs. Branican,« erwiderte der Knabe.
    Dolly hatte kaum sein Gesicht ordentlich gesehen, und er entfernte sich ohne zu sagen, wer er war, noch warum er diese Fragen gestellt hatte.
    Am folgenden Tage fand das Begräbniß Harry Felton’s statt, dem die Matrosen des Hafens und ein großer Theil der Bevölkerung von Sydney beiwohnte.
    Mrs. Branican ging hinter dem Sarge, und neben ihr der treue Freund des Capitän John, ihr ergebener Gefährte.
    Auf der anderen Seite ging jener unbekannte junge Mann, der dem Officier des »Franklin« ebenfalls die letzte Ehre erwies.
     
    Ende des ersten Theiles.

Zweiter Theil.

Erstes Capitel.
Auf dem Schiffe.
    Von dem Tage an, wo Lesseps den Isthmus von Suez durchbrach, konnte Afrika mit Recht eine Insel genannt werden; ebenso wird man nach Durchstechung des Panamacanals von einer südamerikanischen und einer nordamerikanischen Insel sprechen, denn diese zwei ungeheuren Länder werden dann von allen Seiten von Wasser umgeben sein. Aber da sie wegen ihrer Ausdehnung immer Continente genannt werden, so ist es ganz logisch, diesen Namen auch Australien oder Neuholland beizulegen. Dieser Continent mißt in seiner größten Länge von Osten nach Westen dreitausendneunhundert Kilometer und in seiner größten Breite von Norden nach Süden dreitausendzweihundert Kilometer. Das ergiebt einen Flächeninhalt von vier Millionen achthundertdreißigtausend Quadratkilometern, also sieben Neuntel von Europa. Australien wird nach den neuesten Karten in sieben Provinzen getheilt: Im Osten, dem bevölkertsten Theile, Queensland mit der Hauptstadt Brisbane, Neu-Südwales mit der Hauptstadt Sydney, Victoria mit der Hauptstadt Melbourne.
    In der Mitte Nordaustralien und Alexandraland ohne Hauptstadt, Südaustralien mit der Hauptstadt Adelaïde.
    Im Westen Westaustralien mit der Hauptstadt Perth. Wir müssen noch hinzufügen, daß die Australier einen Bundesstaat zu gründen suchen, »die Republik«, welche die englische Regierung zu verhindern sacht; aber es dürfte einst der Tag kommen, wo die Trennung doch eintreten wird.
    Wir werden bald sehen, in welch’ gefährliche und wenig bekannte Provinzen Mrs. Branican die Expedition unternahm, um Capitän John wiederzufinden und ihn dem Stamme zu entreißen, der ihn seit neun Jahren gefangen hielt. Konnten die Indas ihn nicht nach der Entweichung Harry Felton’s erschlagen haben? Mrs. Branican hatte die Absicht, von Sydney sobald wie möglich aufzubrechen und sie konnte dabei auf die Ergebenheit, die Einsicht und die reichen Erfahrungen Zach Fren’s rechnen. Auf einer Karte von Australien wurde nun mit großer Genauigkeit der Weg festgesetzt, den die neue Unternehmung einschlagen sollte, und es wurden folgende Punkte bestimmt:
    1. Eine Karawane wird auf Kosten der Mrs. Branican mit den besten Erforschungs-und Vertheidigungsmitteln und überhaupt nach allen Richtungen hin derart ausgerüstet, um einer Reise durch Mittelaustralien gewachsen zu sein.
    2. Diese Karawane bricht in kurzer Zeit auf und begiebt sich auf den schnellsten Wegen zu Wasser oder zu Land bis zu dem Punkte, der den Verkehr zwischen

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