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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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berühmte Sammler endlich einmal die Kopfbedeckung finde, nach der er schon so lange jagte. Da er aber jetzt kein Reitthier, kein Gepäck und keine Lebensmittel mehr besaß, wie sollte er da seine Reise fortsetzen?
    Zach Fren hatte diesbezüglich schon einigemale den Chinesen Gîn-Ghi gefragt, der aber selbst nie wußte, was sein Herr beschloß, da es eben dieser selbst noch nicht wußte. Dennoch konnte er mit Bestimmtheit erklären, daß sein Herr Jos Meritt nie den Rückweg einschlagen werde, so lange nicht seine fixe Idee befriedigt sei, und daß er, nämlich Gîn-Ghi, der Hong-Konger, nie mehr sein Vaterland sehen werde, wo die jungen Chinesen, in Seide gekleidet, mit ihren langen Fingern »Nenupharblüthen pflücken«.
     

    Enge Schluchten mit kleinen Gewässern hielten sie oft auf. (S. 246.)
     
    Unterdessen neigte sich der letzte Tag vor dem Aufbruche seinem Ende zu und Jos Meritt hatte noch nichts von seinen Absichten verlauten lassen. Da setzte Gîn-Ghi Mrs. Branican in Kenntniß, daß Jos Meritt sie um die Gunst einer wichtigen Unterredung bitte.
    Mrs. Branican, die nach Kräften die Wünsche dieses originellen Menschen erfüllen wollte, ließ ihm sagen, daß sie den hochgebornen Jos Meritt bitte, sich in das Haus Mr. Flint’s zu bemühen, wo sie seit ihrer Ankunft in der Station wohnte.
    Jos Meritt begab sich augenblicklich dahin – es war am 25. October Nachmittags – und als er sich Mrs. Branican gegenüber befand, sagte er:
    »Mrs. Branican… Gut!… O!… Sehr gut!… Ich zweifle nicht… Nein!… Ich zweifle keinen Augenblick, daß Sie den Capitän John wiederfinden werden… und ich möchte gar so gern den Hut finden… für dessen Entdeckung ich so oft mein Leben gewagt habe… Gut!… O!… Sehr gut!… Sie sollen erfahren, warum ich durch die entlegensten Gegenden Australiens ziehe…
    – Ich weiß es… Herr Meritt, erwiderte Mrs. Branican, und von meiner Seite aus zweifle ich nicht, daß Sie eines Tages für Ihre Ausdauer werden belohnt werden…
    – Ausdauer!… Gut!… O!… Sehr gut!… Ja, dieser Hut ist einzig in der Welt!
    – Fehlt er Ihrer Sammlung?
    – Leider… und ich möchte meinen Kopf hingeben, um ihn aufsetzen zu können!
    – Ist es ein Herrenhut? fragte Dolly, die sich mehr aus Güte als aus Neugierde für die Phantasien dieses Menschen interessirte.
    – Nein, Mistreß, nein… ein Frauenhut… Aber welcher Frau!… Sie werden mir schon verzeihen, wenn ich das Geheimniß über seinen Namen und seine Eigenschaft für mich behalte… aus Furcht… Concurrenz zu erhalten… Bedenken Sie… Mistreß… wenn ein anderer…
    – So sind Sie ihm auf der Spur?
    – Eine Spur?… Gut!… O!… Sehr gut! Durch vieles Correspondiren, viele Untersuchungen und Nachforschungen ist es mir gelungen zu erfahren, daß dieser Hut nach mannigfachen Schicksalen nach Australien gekommen ist… und daß… und daß… er jetzt den Kopf des Häuptlings eines hiesigen Stammes schmückt.
    – Doch was ist das für ein Stamm?
    – Es ist einer derjenigen, welche den Continent von Norden nach Westen durchziehen. Gut!… O!… Sehr gut!… Wenn es sein muß… so werde ich Alle aufsuchen… Alle durchstöbern… Und weil es mir da gleich bleibt, bei welchem ich beginne, so bitte ich um die Erlaubniß, Ihre Karawane bis zu den Indas begleiten zu dürfen.
    – Sehr gern, Herr Meritt, erwiderte Dolly, und ich werde sofort Befehl geben, daß man, wenn möglich, noch zwei Kameele kaufe…
    – Es genügt schon eines, Mistreß, nur eines für mich und meinen Bedienten… umsomehr, weil ich mir vornehme zu reiten… und Gîn-Ghi daneben zu Fuß gehen soll…
    – Sie wissen doch, daß wir morgen aufbrechen, Herr Meritt?
    – Morgen?… Gut!… O!… Sehr gut!… Ich werde Sie nicht auf halten, Mistreß. Aber es ist selbstverständlich, nicht wahr, daß ich mich um nichts kümmere, was den Capitän John angeht… Das ist Ihre Sache… Ich kümmere mich nur um meinen Hut…
    – Um Ihren Hut, abgemacht, Herr Meritt!« erwiderte Dolly.
    Darauf zog sich Jos Meritt zurück, indem er erklärte, daß eine so einsichtsvolle, energische und edle Frau würdig sei, ihren Gatten zu finden, wie er selbst, daß er die Hand auf das Kleinod lege, das seiner Sammlung von historischen Hüten die Krone aufsetzen sollte.
    Gîn-Ghi, der aufgefordert wurde, sich für den folgenden Tag bereitzuhalten, mußte die wenigen suchen, welche ihnen aus dem linglücke erhalten geblieben waren, in Ordnung bringen. Was das Thier

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