Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Aber man wendete es nicht an… obwohl fast zwanzigtausend Pfund als Preis ausgesetzt waren. Queensland und Neu-Südwales ergreifen alle Mittel, um den Osten des Continents gegen diese Kaninchenplage zu schützen. Das ist wirklich eine Landplage.
    – Gut!… O!… Sehr gut! Eine wirkliche Landplage… erwiderte Jos Meritt, wie auch der gelbe Typus, der schließlich die fünf Welttheile überfluthen wird. Die Chinesen sind die Kaninchen der Zukunft…«
    Glücklicherweise war Gîn-Ghi nicht da, denn sonst wäre diese Beleidigung nicht ohne Einsprache geblieben. Ja, wenigstens mit den Achseln hätte er gezuckt und gelächelt, in der seiner Rasse eigenthümlichen Weise, die nur in einem langen, pfeifenden Athmen besteht.
    »So werden also, sagte Zach Fren, die Australier auf diesen Kampf verzichten?
    – Was sollten sie denn anfangen? erwiderte Tom Marix.
    – Ich glaube doch, daß es ein Mittel giebt, diese Thiere zu vernichten, sagte Jos Meritt.
    – Und welches? fragte Godfrey.
    – Man sollte von dem englischen Parlamente die Erlassung des folgenden Gesetzes verlangen: »Es werden von nun an nur mehr Biberhüte in ganz Großbritannien und den dazu gehörigen Colonien getragen.« Da nun die Biberhüte aus nichts anderem bestehen als aus Kaninchenfellen… so… Gut!… O!… Sehr gut!«
    Mit der gewohnten Redensart vollendete der Engländer seine Erklärung.
    Wie dem auch sei, so wäre es das Beste, bis zur Erlassung dieses Gesetzes recht viel Kaninchen zu essen. Auf solche Weise würde in Australien schon Mangel daran eintreten.
    Was nun die anderen Thiere anbelangt, so konnten dieselben nicht genossen werden.
    Eines Tages war Godfrey, der sich unter den Mitgliedern der Karawane als ein tüchtiger Schütze auszeichnete, so glücklich, einen »Jarri«, eine Art Känguruh, anzuschießen, der aber trotz seiner Verwundung entkam. Der junge Matrose war darüber nicht besonders ärgerlich, denn nach der Ansicht des Tom Marix hat dieses Thier nur deshalb einen Werth, weil es wegen seines rasenden Laufes sehr schwer ist, es zu erlegen. Auf gleiche Weise verhält es sich mit dem »Bungari«, einem großen Thiere mit schwarzem Pelze, das in den hohen Aesten der Bäume herumkriecht, indem es sich nach Art der Katzen mit den Krallen festhält. Dieses Wesen, das vorzugsweise in der Nacht aus seinem Schlupfwinkel kommt, kann sich so geschickt in den Aesten verbergen, daß es schwer ist, es daselbst zu erkennen.
    Tom Marix erwähnte, daß das Fleisch des Bungari ein ausgezeichnetes Wildpret sei, wenn es am Spieße gebraten werde. Man bedauerte ungemein, das nicht selbst kosten zu können, da es wahrscheinlich war, daß, je näher sie der Wüste kämen, sich die Bungaris auch nicht mehr zeigen würden. Allem Anscheine nach war die Karawane, je weiter nach Westen, auf ihren eigenen Vorrath von Lebensmitteln angewiesen.
    Trotz der großen Schwierigkeiten des Terrains gelang es doch Tom Marix, täglich zwölf bis vierzehn Meilen zurückzulegen – die Strecke, welche ursprünglich gleich festgesetzt wurde. Obwohl die Hitze schon sehr groß war – dreißig bis fünfunddreißig Grad im Schatten – so vertrug man sie doch noch. Am Tage fand man einige Baumgruppen, in deren Schatten es sich bequem lagerte, und außerdem trat noch kein Wassermangel ein, so daß die tägliche Rast, neun bis vier Uhr Nachmittags, Menschen und Thieren wieder neue Kräfte gab.
    Das Land war unbewohnt, und nirgends sah man mehr Einfriedigungen oder Schafhürden, da das kurze und trockene Gras für diese Thiere keine Nahrung gab. Nur selten begegnete man Eingebornen, welche die Richtung gegen die Stationen der Overland-Telegraf-Line einschlugen.
    Am 7. November kam Godfrey, der ungefähr eine halbe Meile vorausgeritten war, mit der Nachricht zurück, das er einen Menschen zu Pferde gesehen habe. Dieser Reiter verfolgte einen schmalen Pfad am Fuße der Mac-Donnell-Ranges; als er die Karawane bemerkte, ritt er im Galopp auf dieselbe zu.
    Binnen kurzem stellte Godfrey denselben Mrs. Branican vor, die ihm zuerst einen tüchtigen Schluck Branntwein reichen ließ, wofür er sich nicht genug bedanken konnte.
    Es war ein weißer Australier, ungefähr fünfunddreißig Jahre alt, einer jener unermüdlichen Reiter, die in Wind und Regen in ihrem Sattel wie auf einem Stuhle sitzen und denen die Sonnenstrahlen nichts mehr im Gesichte verbrennen können. Er war Courier seines Staates und versah sein Amt mit großem Eifer und Lust: Er ritt durch die Districte der Provinz,

Weitere Kostenlose Bücher