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Mit 11 erobert man die Welt

Mit 11 erobert man die Welt

Titel: Mit 11 erobert man die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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erstaunt.
    „Ich wußte es bis heute auch nicht“, antwortete Katja seufzend. „Aber jetzt...“
    Sie ließ offen, was jetzt sein würde. Sie wußte nur, daß etwas ganz Entscheidendes in ihrem Leben passiert war, etwas, das alles ändern würde. Sie mußte tanzen! Wieso wurde ihr das erst heute klar? Wieso hatte sie früher nie ein solches Erlebnis gehabt?
    „Ich möchte in der Pause gern hierbleiben, darf ich?“ bat sie, als die Simonsons Anstalten machten hinauszugehen. „Ich muß nachdenken. Ich meine, ich will einfach ein bißchen im Programmheft lesen und an das denken, was ich eben gesehen habe“, versuchte sie, ihre Gefühle zu erklären.
    „Gut, wenn du möchtest...“ Die Simonsons sahen sich amüsiert an. Mit einem solchen Erfolg ihrer Einladung hatten sie nicht gerechnet. Gewiß, auch Susan und Carol waren begeistert, aber kaum war die Musik verstummt, hatten sie bereits verkündet, daß sie jetzt dringend etwas zu trinken brauchten und gern einen Eisbecher hätten.
    Katja vertiefte sich in die Fotos im Programmheft. Sie studierte die Gesichter der Tänzer, als könnten sie ihr etwas über den geheimen Zauber des Balletts verraten. Sie las die Handlung und alles, was über die Geschichte des berühmten Bolschoi-Balletts abgedruckt war. Aber eigentlich wartete sie doch nur auf den zweiten Teil der Aufführung.
    Draußen klingelte es zum zweiten Akt, die Besucher strömten wieder in den Zuschauerraum.
    „Na?“ neckte Susan Katja, als sie sich wieder neben ihr niederließ. „Willst du jetzt vielleicht lieber Tänzerin werden, statt Hundeschlittenführerin oder Architektin?“
    „Ja, das werde ich“, antwortete Katja ernst.
    Susan und Carol sahen sich an. Jetzt war sie völlig übergeschnappt. Sicher war es toll anzusehen, wie die Ballerina da oben auf den Zehenspitzen stand und mit einer Leichtigkeit die kompliziertesten Schrittfolgen ausführte, als hielte sie jemand an unsichtbaren Drähten. Aber so etwas selber zu machen, das mußte entsetzlich mühsam und schmerzhaft sein. Da gab es wirklich angenehmere Beschäftigungen!
    Der zweite Akt war noch viel schöner und aufregender als der erste, fand Katja. Wie wundervoll die Tänzerinnen einen glauben machten, sie seien wirklich Schwäne mit großen weißen Schwingen, die durch die Luft segelten und sich ruhig auf dem See niederließen. Wieviel diese Armbewegungen erzählen konnten! Wie die Prinzessin Sehnsucht, Trauer und Angst mit ihnen ausdrücken konnte! Wie man überhaupt ohne Worte, nur mit seinem Körper so viel erzählen konnte! Nein, sie wollte heute abend am liebsten mit niemandem mehr reden. Sie wollte nur diese Bilder festhalten und sie sich wieder und wieder in Erinnerung rufen.
    Später wußte Katja nicht mehr, was sie im weiteren Verlauf des Abends erlebt hatte. Sie war den anderen gefolgt wie ein Schlafwandler. Das Essen in dem eleganten Lokal, zu dem Bob sie nach der Vorstellung eingeladen hatte, hatte sie kaum wahrgenommen. Und die Unterhaltung der anderen rauschte ungehört an ihr vorbei. Nur wenn sie über die Vorstellung sprachen, horchte sie auf. Da beteiligte sie sich plötzlich lebhaft, überraschte die anderen mit Dingen, die ihr aufgefallen waren, mit kleinen Einzelheiten, die nur sie wahrgenommen hatte.
    Clare Simonson konnte Katjas Verzauberung gut verstehen. Sie hatte in ihrer Kindheit selbst einmal Ballettunterricht gehabt und liebte das Tanzen in jeder Form.
    „Es ist eine wunderbare Gabe, sich ohne Worte, nur durch seinen Körper ausdrücken zu können, nicht wahr?“ sagte sie. „Ich glaube, ich war nach dem ersten
    Ballettabend, den ich erlebt habe, genauso beeindruckt wie du jetzt.“
    „Ich fand es ja auch toll“, bemerkte Susan. „Aber manches hat mich doch gestört. Daß die Prinzessin schon so ein altes Gesicht hatte, zum Beispiel. Alt und mager, ein echter Grufti.“
    „Aber Susan, wie kannst du so was sagen!“ widersprach Katja heftig. „Sie war einfach traumhaft gut! Ihr Ausdruck, ihre Bewegungen..., das war alles ganz jung. Da ist es doch egal, ob sie hübsch und frisch oder schon älter ist!“
    „Dich hat’s echt gepackt, wie?“ Susan lachte gutmütig. „Katja im Ballettfieber. Wetten, daß du morgen Pilot werden willst, wenn dich der Flugkapitän ins Cockpit läßt?“
    „Du bist blöd.“ Katja kämpfte mit den Tränen. Warum machte sich Susan über etwas lustig, das für sie selbst so eine große Bedeutung hatte!
    Carol bemerkte die Enttäuschung. „Ich kann Katja sehr gut

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