Mit 17 setzt man auf die Liebe
Beträge für die gute Sache.
„Das ist mir auch lieber so“, sagte Herr Ott. „Alle unter einem Dach, niemand, der mit dem Motorrad durch die Gegend rast - und fahren muß ich auch nicht. Besser hätte ich es mir gar nicht wünschen können.“
„Aber Herr Ott, Sie werden alt!“ spotteten die Jungen. „Kein Pioniergeist mehr, keine Lust am Risiko!“
„Aufregungen wird es auch so genug geben, da bin ich sicher“, erwiderte Ott ungerührt. „Ich kenne euch doch.“
Am Abreisetag versammelte sich alles um sechs Uhr früh vor dem Clubhaus. Blaß und unausgeschlafen standen sie um den Bus herum, zwischen Rucksäcken, Taschen und zusammengerollten Zelten und Decken.
Klaus, Helmut, Tim und Herr Ott verstauten das Gepäck im Laderaum, angeleitet von Gustl Obermaier, dem dicken, phlegmatischen Chauffeur, der sich als eine Art Uber-Vater sah und entschlossen war, außer seinem Lenkrad auf dieser Reise nichts anzufassen, es sei denn die üppig belegten Butterbrote und die Thermosflasche mit Kaffee, die seine Frau ihm eingepackt hatte.
Endlich war auch das letzte Gepäckstück verstaut. Klaus las laut die Liste der Mitfahrenden vor und überprüfte, ob auch keiner fehlte.
„Gut, wir können fahren! Alles einsteigen!“ rief Helmut und trieb die letzten Schüler in den Wagen.
Man richtete sich auf den Sitzen so gut es ging behaglich ein, legte Imbißtüten, Süßigkeiten und mitgebrachte Getränke in greifbare
Nähe, vergewisserte sich zum wiederholten Male, ob Ausweis und Geld nicht zu Haus liegengeblieben, Reiseführer, Bücher und Zeitschriften dabei waren. Herr Ott nahm neben dem Fahrer Platz und prüfte das Mikrofon, Klaus, Katja, Petra und Helmut saßen in der ersten Reihe hinter ihm. Petra hatte ihre Gitarre in das Gepäcknetz gelegt, um sie jederzeit griffbereit zu haben, wenn die Stimmung im Bus einer Aufmunterung bedurfte.
Röhrend und schaukelnd setzte sich der Bus in Bewegung. Ein paar Mütter und Väter, die es sich trotz der frühen Stunde nicht hatten nehmen lassen, ihre Sprößlinge zum Treffpunkt zu fahren, winkten ihnen nach. Der Busfahrer drehte das Morgenprogramm des Radios auf volle Lautstärke, wurde darin aber sofort von Herrn Ott gestoppt, der jetzt einen Zettel aus der Tasche zog, um in seiner Eigenschaft als Reiseleiter eine Begrüßungsansprache zu halten, gespickt mit einer Reihe von Verhaltensmaßregeln und sanften Ermahnungen.
„Ich glaube, ich schlafe erst mal eine Runde, solange es noch nichts zu sehen gibt“, sagte Katja. „Ich habe heute nacht vor Aufregung kaum ein Auge zugetan!“
„Glaubst du, ich? Aber schlafen kann ich nicht, ich bin viel zu aufgedreht!“ seufzte Petra.
„Habt ihr auch so ein flatteriges Gefühl im Magen?“ fragte Nicola hinter ihnen. „Lächerlich, dabei war ich doch schon fünfmal in Italien!“
„Aber sicher noch nie ohne deine Eltern und auf dem Campingplatz!“
„Stimmt. Trotzdem.“
Bulli und Hanno packten bereits ihre Butterbrote aus. Dies war ihre erste größere Reise, und daß sie überhaupt hatten mitfahren dürfen, verdankten sie einer großzügigen Spende der Freunde. Von der Seite ihrer Eltern hatte es keinen Einspruch gegeben, die waren froh, sie für ein paar Tage los zu sein.
Sie hatten die Stadt hinter sich gelassen und rollten nun auf der
Autobahn gen Süden. Der Himmel war ferienblau mit weißen Kissenwolken überzogen, die Berge rückten näher.
„Ausweise bereithalten, gleich sind wir an der österreichischen Grenze!“ rief Herr Ott, aber dann brauchten sie sie gar nicht vorzuzeigen.
„Österreich? Ich denke, wir wollen nach Italien?“ fragte Bulli enttäuscht.
„Mann, du blamierst wieder die ganze Innung, da mußt du doch erst durch Österreich durch!“ zischte Hanno, der bei der Besprechung der Reiseroute besser aufgepaßt hatte.
„Da kann man nicht direkt hin?“
„Nein! Weil es nämlich gar keine direkte Grenze von Deutschland nach Italien gibt!“
Aber Bullis Sinn war nicht auf den Erwerb von Bildung ausgerichtet.
„Du! Hast du den gesehen? Ferrari! Knallrot!“
„Und da, Porsche! Die liefern sich ein Rennen!“
Auch Hannos Interesse war schnell wieder bei allem, was sich per Motorkraft auf der Straße bewegte.
„Kurz vor der italienischen Grenze machen wir mal Pause“, rief Herr Ott.
Es ging jetzt die ganze Zeit bergauf, in weiten Kurven zog sich die Autobahn den Brenner hinauf.
„Da kommt die Grenze!“ rief Hanno.
„Ach was, das ist erst die Mautstation, da müssen wir die
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