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Mit 50 hat man noch Träume

Mit 50 hat man noch Träume

Titel: Mit 50 hat man noch Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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griff
nach einer weiteren Stange und konzentrierte sich darauf, sie fein und gleichmäßig
zu schälen. Die Morgensonne im Gesicht, saßen sie zu dritt auf der Terrasse vor
der Küche, auf dem Tisch jede Menge Spargel, den sie heute früh schon in Rheinbach
besorgt hatte. Sie hatte lange gezögert, es den Freundinnen zu erzählen, doch nachdem
sie heute früh mit ihren Söhnen Peter und Bastian telefoniert hatte, und die beiden
für den Nachmittag ihren Besuch angekündigt hatten, musste sie jetzt mit der Sprache
herausrücken, so schwer es ihr fiel. Ulrike seufzte. Sie durfte den Freundinnen
die Wahrheit nicht länger verheimlichen. Ein Frösteln überkam sie und sie dachte
wehmütig an ihre Strickjacke, die wohl noch in Köln über dem Stuhl in ihrem Schlafzimmer
hing. Hatte sie sich völlig falsch verhalten?
    »Kannst
du uns bitte erklären, wie du auf diese Wahnsinnsidee gekommen bist?« Beas Augen
blitzten sie an.
    Ulrike sog
tief die frische Luft in ihre Lungen und hob den Blick. Die Gänsehaut kroch ihre
Beine entlang hinauf bis in die Haarspitzen, wo sie die Kopfhaut zusammenzog, was
ein seltsames Kribbeln auslöste. »Es war eine relativ spontane Entscheidung«, erklärte
sie und sah erst Bea, dann Caro in die Augen. »Wahrscheinlich wollte ich vor allem
die Auseinandersetzung mit ihm vermeiden.« Sie lehnte sich auf dem Terrassenstuhl
zurück und dachte einen Moment nach. »Und ich wollte ihm eins auswischen.«
    Caro und
Bea ließen nun ebenfalls ihre Messer sinken.
    »Claus glaubt
also tatsächlich, du seist immer noch auf Barbados?«, fragte Caro entsetzt.
    Ulrike nickte.
»Ja.«
    »Er hat
keine Ahnung, dass du nur knapp 60 Kilometer von ihm entfernt eine neue Zukunft
planst?«
    Ulrike schüttelte
den Kopf. »Ich denke nicht, nein.«
    »Du hast
einen Knall, weißt du das?«, sagte Caro und fügte versöhnlich hinzu: »Auf jeden
Fall bist du immer wieder für eine Überraschung gut.«
    Ulrike blinzelte
mit den Augen. »Peter und Bastian sind eingeweiht. Sie finden es gut, dass ihr Vater,
nach allem, was er mir angetan hat, nun allein zu Hause sitzt und sich den Kopf
darüber zermartert, was ich auf Barbados treiben könnte. Er scheint tatsächlich
eifersüchtig zu sein.« Eine leichte Genugtuung schlich sich in ihre Züge.
    »Reicht
dir das?«, fragte Bea.
    »Nein, aber
es tut trotzdem gut. «
    »Hm.«
    »Peter und
Bastian bringen übrigens den Hund mit, und sie lassen ihn hier«, sagte Ulrike mit
unsicherem Blick.
    »Mr. Fred?«
Bea stöhnte auf. Also hatten sie demnächst zwei Hunde, die zur Familie gehörten.
    »Seit ich
weg bin, frisst er kaum noch, und letzte Woche war er stundenlang verschwunden,
vermutlich, um mich zu suchen. Glücklicherweise haben sie ihn im Forstbotanischen
Garten wieder aufgegriffen. Ihr mögt ihn doch, oder?«, fragte Ulrike ängstlich und
fügte hinzu: »Wenn es darauf ankommt, beschützt er uns auch.«
    »Super«,
sagte Caro und begann auf einmal zu lachen. »Der darf uns dann die Männer und die
Kundschaft vom Hals halten …«
    »Sei nicht
blöd, denk an Sappho, die wird sich freuen«, erwiderte Bea trocken und fragte: »Und
wie wollen deine Söhne Mr. Freds Verschwinden zu Hause erklären? Erst bist du weg,
dann der Hund?«
    Ulrike zuckte
mit den Schultern. »Er ist halt wieder ausgebüxt.«
    »Verstehe.«
Bea spürte, wie sehr Ulrikes Verhalten ihr gegen den Strich ging.
    »Wie lange
willst du Claus noch vorspielen, dass du in der Karibik bist?«, fragte sie und sagte:
»Über kurz oder lang wird er sowieso merken, dass es nicht stimmt.«
    Ulrike griff
nach einer noch ungeschälten Spargelstange und setzte das Messer an. »Meine Freundin
auf Barbados steckt jede Woche eine Postkarte an ihn in den Kasten. Ich habe 20
Stück vorgeschrieben. Reicht also für 20 Wochen.«
    »Oder insgesamt
fünf Monate.« Bea schüttelte den Kopf und sah Ulrike an. »Eine Postkarten-Ehe. Sehr
praktisch. Und geschieden wird dann per SMS? Im Ernst, ich verstehe nicht, was du
damit bezweckst. Außerdem finde ich es grenzwertig, dass du hier bei uns eingestiegen
bist, aber nicht mit offenen Karten gespielt hast. Meinst du es mit dem ›Ahrstübchen‹
überhaupt ernst?«
    Ulrike schnitt
das untere Ende der Spargelstange ab und legte die Stange in die Schale zu den anderen,
bevor sie nach einer neuen griff. »Natürlich.« Sie schwieg einen Moment und fügte
leiser hinzu: »Oder auch nicht, ich weiß es nicht. Es tut mir leid. Ich bin völlig
durcheinander.« Sie legte den Spargel beiseite und

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