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Mit 50 hat man noch Träume

Mit 50 hat man noch Träume

Titel: Mit 50 hat man noch Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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besetzt.
Irgendetwas machten sie falsch. Wahrscheinlich mussten sie die Preise senken, damit
sie eine Chance hatten, ein gesundes Verhältnis von Einnahmen und Ausgaben herzustellen.
Bislang nahmen sie viel zu wenig ein. Die Zielgruppe war schwierig, es waren überwiegend
ältere Menschen unterwegs, und die hatten nicht allzu viel Geld. Irgendwie musste
es doch möglich sein, auch eine jüngere Klientel ins Ahrtal und damit auch nach
Altenahr zu locken. Sie atmete tief durch. Sie hoffte, dass der Mai sich wenigstens
mit Blick auf die Außentemperaturen noch zum Wonnemonat entwickeln würde und überlegte,
ob sie demnächst vielleicht das Speisenangebot verkleinern sollten, um Kosten zu
sparen. Sie hatten viel wegwerfen müssen, weil nicht genug Gäste kamen. Sie spürte
einen leichten Druck in der Magengegend, ein vertrautes, wenn auch unangenehmes
Gefühl, das sie seit Jahren schon begleitete. Bea strich sich eine Strähne ihres
dunkelbraunen Haares aus dem Gesicht und nahm sich vor, wenn sie zurück ins ›Ahrstübchen‹
kam, die 7-Tage-Wetterprognose im Internet abzurufen, vielleicht hielt sie eine
positive Überraschung bereit. Den Gedanken an Best Promotion, der sich auf
einmal in ihren Kopf schlich, versuchte sie, beiseitezuschieben. Frank hatte in
der vergangenen Woche beinahe täglich versucht, sie zu erreichen, doch sie hatte
seine Anrufe ignoriert und nicht einmal seine Nachrichten abgehört, sondern sie
gleich gelöscht. Bea schloss einen Moment die Augen und versuchte, sich zu beruhigen.
Das ›Ahrstübchen‹ hatte Anlaufschwierigkeiten, mehr nicht, und wie hieß es doch?
Aller Anfang ist schwer.
    »Tor! Tor!«,
tönte es um sie herum.
    »Na also,
geht doch«, rief Christine Schäfer und klatschte begeistert. Neben Bea wurde es
unruhig, die Fans von ›Eintracht Neuenahr‹ schüttelten die Rasseln. Es war der erste
Treffer, den die Spielerinnen heute gelandet hatten, immerhin, aber retten können
sie das Spiel auch nicht mehr, dachte Bea und klatschte mit, wenn auch verhalten.
Der Mannschaft fehlte es an Biss, die Frankfurterinnen waren klar überlegen. Sie
schlang die Arme um sich, ihr war kalt geworden. Ein Kribbeln stieg ihr in die Nase,
und sie musste niesen. Während sie in den Tiefen ihrer Jackentasche nach einem Taschentuch
fummelte, hörte sie auf einmal von hinten eine tiefe Stimme, die laut herüberrief:
»Gesundheit!«
    Sie sah
sich um und erkannte ihn sofort wieder. Er war ihr gleich aufgefallen, als er am
späten Nachmittag des 02. Mai das ›Ahrstübchen‹ betreten hatte. Als einer der nicht
geladenen Gäste war er hereingekommen, und er war ohne Begleitung gewesen, was sie
ungewöhnlich fand. Normalerweise unternahmen die Menschen am Sonntag etwas mit Freunden
oder ihrer Familie. Ihm schien es aber nicht unangenehm gewesen zu sein, dass er
allein war, im Gegenteil. Sein Blick hatte eine aufmerksame Ruhe ausgestrahlt, und
die Sicherheit seiner Gesten hatte eine innere Kraft und Ausgeglichenheit suggeriert,
die sie gefangengenommen hatte. Er war groß und kräftig, die Augenbrauen dunkel
und buschig, und als sie ihn gesehen hatte, hatte sie sich direkt vorstellen können,
dass er mit seinem kantigen Gesicht und dem schwarzen Haar Kindern Angst einjagte.
Bea war der Ausdruck Waldschrat in den Sinn gekommen, doch dann hatte sie
sich korrigiert: Interessanter Waldschrat. Er hatte eine Kleinigkeit gegessen
und getrunken und die Szenerie beobachtet, und dann war er auf einmal verschwunden
gewesen, ohne dass sie es gleich bemerkt hätte. Als der Platz, an dem er gesessen
hatte, leer gewesen war, hatte sie bedauert, nicht ein einziges Wort mit ihm gesprochen
zu haben.
    »Nehmen
Sie ruhig dies«, sagte er nun und reichte ihr ein Papiertaschentuch.
    »Danke.«
Bea griff danach und schnaubte kräftig hinein.
    »Gefällt
Ihnen das Spiel?«
    Sie lächelte.
»Es geht so.«
    »Ich habe
bislang noch keins verpasst. Aber jetzt kommt ja erst mal die Sommerpause.«
    Sie wusste
nicht so recht, was sie darauf erwidern sollte und entschied sich dafür, gar nichts
zu sagen. Sie lächelte ihn noch einmal an und im Bewusstsein, dass er hinter ihr
saß, versuchte sie, sich wieder auf das Spiel zu konzentrieren. Es gelang ihr beinahe.
Plötzlich spürte sie, dass die Bank unter ihr nachgab, jemand hatte sich neben sie
gesetzt. Sie wandte den Kopf. Er.
    »Darf ich?«
    Sie nickte.
    Sein Blick
blieb geradeaus auf das Spielfeld gerichtet, so als sei es das Normalste auf der
Welt, dass er sich umgesetzt hatte.
    Es

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