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Mit 50 hat man noch Träume

Mit 50 hat man noch Träume

Titel: Mit 50 hat man noch Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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stützte ihren Kopf in beide Hände.
    »Der Laden
ist noch nicht einmal eingeweiht, und die Köchin ist schon wieder auf dem Sprung.
Super«, schimpfte Bea ärgerlich, obwohl sie sich bemühte, ihren Unmut ebenso wie
ihre Besorgnis im Zaum zu halten, aber sie merkte, dass es sie gehörige Selbstbeherrschung
kostete.
    Ulrike schluckte.
Ihr war klar, dass sie den Freundinnen viel zumutete. Sie warf den Kopf in den Nacken,
um sich zu sammeln, und blickte in den Himmel, an dem erste Wolken aufzogen.
    Irgendwo
spielte Katie Melua im Radio und Caro begann, wie zur Beruhigung leise mitzusummen.
    Bea spürte,
dass sie es kaum aushalten konnte, atmete tief durch und zwang sich, weiter Spargel
zu schälen, aber irgendwann brach es aus ihr hervor: »Die Situation ist wirklich
verquer. Du bist nicht ehrlich, weder zu dir selbst noch zu anderen.«
    »Ich konnte
nicht anders«, erwiderte Ulrike leise.
    Bea betrachtete
ihr Gesicht und spürte einen Zorn in sich, der sie erschreckte. »Hoffst du, dass
er eine Vermisstenanzeige aufgibt und sich nach dir verzehrt?«
    Ulrike begann
zu zittern. »Gut möglich.« Sie fragte sich, wonach sie sich wirklich sehnte. Nach
Berührungen, die sie und nicht eine andere meinten? Alles zerfällt, dachte
sie. Nichts bleibt. Mit leerem Blick sah sie die Freundinnen an. »Im Augenblick
liegt die Lösung für mich darin, nichts zu sagen. Mich tot zu stellen. Zeit zu gewinnen.«
Sie zögerte einen Augenblick, bevor sie weitersprach: »Und dann vielleicht etwas
Neues zu beginnen.«

15
     
    Die Luft um sie herum vibrierte.
Das dumpfe BumBum der Trommeln schwoll an, und die Anhänger der ›Eintracht Neuenahr‹
schüttelten in nervösem Stakkato dazu die Rasseln. Bea und Caro sahen den Ball weit
über das Feld fliegen, mitten hinein in den Strafraum der gegnerischen Mannschaft.
Ein Aufschrei ging durch die Menge, als Miriam Schäfer, Christine Schäfers Cousine,
die gegnerische Verteidigerin überlief und den genialen Pass direkt aus der Luft
abnahm. Doch der Schuss strich knapp über die Torlatte, und der begeisterte Aufschrei
ging in ein allgemeines, enttäuschtes Oah über.
    »Wenn sie
so weiterspielen, können sie sich nicht mehr lange in der Bundesliga halten«, sagte
Lars Schäfer kopfschüttelnd zu Caro, die neben ihm auf der Tribüne im Apollinarisstadion
von Bad Neuenahr saß. Seine Frau hatte die Karten besorgt, und obwohl er normalerweise
nicht viel von Frauenfußball hielt, war er heute mitgekommen. Er wollte die Gelegenheit
nicht versäumen, von Caroline Neumann eventuell ein paar Insiderinformationen über
den 1. FC Köln zu ergattern. Allerdings hatte sie sich zu seiner Enttäuschung bislang
als sehr verschwiegen erwiesen.
    »Hör auf
zu unken.« Christine, die rechts neben ihm auf der blauen Kunststoffbank saß, knuffte
ihren Mann in die Seite. »Hey, die sind gut.«
    »Was man
so unter gut versteht«, brummte Lars.
    »Sie spielen
wirklich nicht schlecht«, sagte Caro und leistete Christine Schäfer damit Schützenhilfe.
»Allerdings sind sie heute nicht in bester Form, da muss ich Ihnen recht geben«,
schränkte sie ein.
    »Und wir
haben schon die zweite Halbzeit«, bemerkte Lars Schäfer mit einem leichten Vorwurf
in der Stimme.
    Um sie herum
wurde es lauter. Die Spielerinnen des 1. FFC bewegten sich zielsicher auf das Tor
der Bad Neuenahrerinnen zu. Mit 4:0 lagen die Frankfurterinnen weit vorn. Der Ausgang
des Spiels war demnach bereits entschieden, und Bea sah auf die Uhr. Im ›Ahrstübchen‹
wurde jetzt Kaffee serviert. Ulrike, die sich nach ihrem Geständnis besonders darum
bemühte, es den Freundinnen recht zu machen, hielt zusammen mit Bruni die Stellung,
und obwohl Bea nach dem Stress der letzten Tage und Wochen einen freien Nachmittag
mehr als verdient hatte, verspürte sie eine innere Unruhe. Eigentlich wäre sie jetzt
lieber im Restaurant gewesen, um nach dem Rechten zu sehen, doch im selben Moment,
in dem sie dies dachte, war ihr bereits klar, dass sie jetzt dort eh nicht gebraucht
wurde. So wichtig bin ich nun auch wieder nicht, dass es nicht ohne mich ginge,
dachte sie voller Selbstironie und musste grinsen. Mit fast 50 sollte ich das eigentlich
wissen, dachte sie. Sie sah gen Himmel. Außerdem waren bei 17 Grad und lockerer
Bewölkung weniger Touristen unterwegs als bei Sonnenschein. Die letzte Woche war
nicht besonders erfolgreich gewesen, sie hatten wenige Gäste gehabt. Mittags ging
es noch einigermaßen, aber abends waren in der Regel maximal drei Tische

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