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Mit 50 hat man noch Träume

Mit 50 hat man noch Träume

Titel: Mit 50 hat man noch Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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keinen Bartwuchs entdecken,
und sie hatte genau hingesehen. Sie griff nach ihrem Glas und trank langsam noch
einen Schluck Wein. Plötzlich musste sie kichern. Wenn sie ehrlich war, wäre eine
Lesbe in Altenahr doch ganz interessant, ein bisschen Abwechslung täte gut, und
eins war klar: Die Kölnerinnen brachten frischen Wind hierher, und der wirkte auf
die eine oder andere Art durchaus belebend. Sie griff abermals nach ihrem Glas.
    Ihre Augen
wanderten hinüber zum Nebentisch, wo Dieter Schmitz, der Mann ihrer Freundin Ines,
der den Kölnerinnen das ›Ahrstübchen‹ verpachtet hatte, mit der Bedienung flirtete.
Sie war eine der vier Pächterinnen und sah immer noch gut aus, obwohl sie sicher
bereits Ende 40 war. Marianne sah genauer hin. Er lachte irgendwie dämlich, während
er mit ihr sprach, und die leichte Röte in seinem Gesicht verriet, dass er alkoholisiert
war. Marianne runzelte die Stirn. Bekam Ines das nicht mit? Sie musste zugeben,
diese Caroline Neumann war ein echter Eyecatcher. Unwillkürlich strich sie sich
über ihr kurz geschnittenes, dunkles Haar, das sich rau anfühlte unter ihrer Hand.
Den Blick immer noch auf Dieter und Caroline gerichtet, nahm sie sich vor, gleich
morgen ein neues Parfum und vielleicht auch einen neuen Lippenstift zu kaufen. Man
musste etwas tun für sein Eheglück. Sie verstand nicht, warum Ines sich so gehen
ließ. Plötzlich kam ihr in den Sinn, dass ihr eigener Mann in letzter Zeit auch
oft abgelenkt war, aber wenigstens kannte sie den Grund. Dahinter steckte keine
andere Frau, sondern die Chinesen. Seine Arbeit ließ kaum noch einen anderen Gedanken
zu.
    Männer , seufzte
Marianne Hohenstein und korrigierte sich in Gedanken sofort. Ehemänner . Im
Laufe der Ehe kommt ihnen der Sinn für Romantik völlig abhanden, und sie hocken
entweder bei einem Glas Bier oder Wein in ihrem Lieblingssessel vor dem Fernseher,
um dann müde ins Bett zu schlurfen, ohne ihre Frau eines Blickes zu würdigen, oder
sie amüsieren sich irgendwann mit einer anderen. Kürzlich erst hatte sie in einer
Zeitschrift gelesen, dass inzwischen längst nicht mehr die Ehefrauen Migräne vorschützten,
sondern die Ehemänner. Sie waren die Sexmuffel und nicht umgekehrt. Zumindest im
heimischen Bett.
    »Die ›Eintracht
Neuenahr‹ steht kurz vor dem Aus. Die Situation ist dramatisch, der Sponsor ist
gestern abgesprungen«, hörte sie Christine Schäfer voller Besorgnis sagen.
    »Und nun?«,
fragte Ines Schmitz alarmiert.
    »Keine Ahnung.
Bislang weiß noch niemand, wie es weitergeht.«
    »Vermutlich
werden schon Gespräche geführt«, murmelte Dagmar Stur beruhigend und fügte hinzu:
»Es wird alles halb so heiß gegessen, wie es gekocht wird.«
    Bruni dachte
an ihren Artikel. Offenbar gehörte Frauenfußball neben dem Austausch von Kochrezepten,
wie sie vorhin bemerkt hatte, zu den bevorzugten Themen des Landfrauenvereins. So
ganz wurde sie nicht schlau aus ihren Geschlechtsgenossinnen. Einerseits machten
die Frauen einen sehr dynamischen, zupackenden und selbstbewussten Eindruck wie
beispielsweise Christine Schäfer oder Marianne Hohenstein und auch Susanne Schmidt,
die den kleinen Lebensmittelladen betrieb und die Chinesen mit Kleingeld für das
Glockenspiel versorgte, andererseits erweckten sie den Eindruck, als seien ihre
Männer und Söhne ihr einziger Lebensinhalt. Dagmar Stur und Dorothée Maar zum Beispiel,
mit denen sie sich vorhin unterhalten hatte, waren Hausfrauen und ihre Gedanken
schienen ausschließlich darum zu kreisen, was es am nächsten Tag zu essen geben
sollte. Ihr Blick wanderte hinüber zur Theke, wo Bea ihren Platz eingenommen hatte
und Bier zapfte. Stirnrunzelnd winkte die Freundin sie zu sich, und Bruni bekam
sofort ein schlechtes Gewissen. Rasch erhob sie sich, entschuldigte sich bei den
Landfrauen und eilte zur Theke, wo sie sofort den Zapfhahn übernahm. Bea verschwand
ohne ein Wort in der Küche, und Bruni spürte, wie Ärger in ihr aufstieg. Wer gab
der Freundin eigentlich das Recht, sich so aufzuführen, als sei sie die Chefin?

18
     
    Schweißtropfen glänzten auf ihrer
Stirn, und Caro betrachtete sich aufmerksam im Spiegel. Die Zeit, in der sie sich
selbst gern angeschaut hatte, war noch nicht vorbei. Der Ausdruck ihrer Augen hatte
zwar an Neugier verloren, aber er war immer noch offen, den Menschen zugewandt.
Ihr Mund war wie früher bereit zu lachen, und ihre Haut besaß trotz einiger Falten
noch eine jugendliche Frische, deren Geheimnis sie bis heute nicht gelüftet

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