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Mit 50 hat man noch Träume

Mit 50 hat man noch Träume

Titel: Mit 50 hat man noch Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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…«
    »Mama …
es ist genug!«
    Caro konnte
nicht anders, sie musste noch etwas hinzufügen: »Ich wünschte mir nichts sehnlicher,
als dass du endlich ein bisschen lockerer wirst.«
    »So?« Lillys
Augen begannen zu glänzen. »Wie locker soll ich denn sein?«
    »Geh einfach
ein bisschen öfter aus, amüsiere dich. Es ist doch nicht normal, dass du immer nur
über deinen Büchern hockst. Wovor hast du Angst, Lilly? Vor Männern? Die tun nichts.«
    Lilly verschlug
es die Sprache, aber unwillkürlich sah sie an sich herab. Nicht zuletzt um Männer
auf Abstand zu halten, hatte sie sich ein Schutzpolster angefuttert, das mittlerweile
in Kleidergröße 42 gipfelte. Ihre Mutter trug Größe 38. »Und du bist peinlich, Mama.
Tu mir einen Gefallen und lass wenigstens die unter 30-Jährigen in Ruhe«, stieß
sie hervor, und ihr missmutiger Gesichtsausdruck führte dazu, dass Caro auf einmal
laut lachen musste. »Lilly, da hast du wohl etwas ganz falsch verstanden, es ist
umgekehrt, sie lassen mich nicht in Ruhe. Und ich gebe zu, es gefällt mir
auch, obwohl ich meine männerfreie Zeit in Altenahr gerade sehr genieße.«
    »Tatsächlich?«
Lilly verzog die Mundwinkel.
    Es ist wirklich
paradox, dachte Caro. Normalerweise muss es doch andersherum laufen. Mütter sagen
ihren Töchtern, was zu tun ist und nicht umgekehrt.
    »Ja, sehr.
Endlich einmal kümmere ich mich nur um Kräuter und Tomaten. Vor mir habe ich viel
Natur, um mich herum frische Luft, und das ist herrlich. Kein nach Männerschweiß
riechendes Vereinsheim, keine harte Wade, die massiert werden muss, kein wehleidiges
Jammern. Und es steht auch kein Mann mit Dackelblick mehr vor meiner Tür. Allerdings
…«
    »Ja?« Lilly
blickte ihre Mutter zwar immer noch voller Skepsis, aber dennoch neugierig an.
    »Allerdings
ist das Leben auf dem Land tatsächlich manchmal auch ein bisschen langweilig. Vielleicht
sollte ich demnächst einfach mal wieder ausgehen.«
    Lilly lächelte
schwach.
    Caro bestellte
die Rechnung, und augenzwinkernd schlug sie vor: »Wollen wir nicht zusammen etwas
unternehmen? Du könntest mich ja dabei beaufsichtigen.«

19
     
    Rot leuchtend stand er am Straßenrand,
als habe er schon immer dort gestanden, würdevoll und majestätisch, unmittelbar
neben dem Restaurant der Wangs. Er schien aus dem Nichts der Nacht gekommen zu sein,
und das erste Licht des Tages enthüllte seine anmutige Schönheit. Die verzierten
Ecken des Dachs sprangen in leichtem Bogen dem Himmel entgegen, und im Eingangsbereich
konnte man die Statue eines goldfarbenen, lachenden Buddhas erkennen, dessen Schemen
im hinteren Teil des Tempels im Halbdunkel verschwand. Er saß auf einem altarähnlichen
Podest, von Blumen umrankt. Etwas weiter vorne befanden sich rechts und links von
ihm Opferschalen, aus denen Weihrauchschwaden den Weg nach draußen suchten. Das
Gebäude war nicht groß, vielleicht fünf mal drei Meter, und die, die es aufgebaut
hatten, mussten einen Pakt mit den Göttern geschlossen haben. Niemand hatte von
den Bauarbeiten etwas bemerkt, nicht das leiseste Hämmern hatte die Nachtruhe der
Einwohner Altenahrs gestört. Ein Meisterstreich. Vor dem Tempel schwammen in einem
quadratisch angelegten Teich mehrere Goldfische, und diverse Steine, auf denen chinesische
Schriftzeichen prangten, zierten die Gartenanlage mit neu gepflanzten Bäumen und
Sträuchern.
    Es war 7
Uhr morgens, und die vier Freundinnen sahen neugierig aus dem Fenster, der Lärm
der vielen Stimmen vor ihrem Haus hatte sie aufgescheucht. Mit je einer Kaffeetasse
in der Hand gingen sie hinaus, um das Prachtstück zu bestaunen. Ein ganzer Pulk
Menschen stand bereits davor.
    »Wie haben
die das denn gemacht?«, fragte jemand und fügte ärgerlich, so als sei es eine persönliche
Beleidigung, hinzu: »In Windeseile so ein Ding aufzubauen.«
    »In Shanghai
ziehen die über Nacht ganze Wolkenkratzer hoch!«, erklärte eine andere
Stimme.
    Weitere
Kommentare ließen nicht auf sich warten.
    »Chinesen
sind fleißig wie die Ameisen, das weißt du doch.«
    »Bald haben
wir hier auch noch einen chinesischen Waschsalon!«
    »Oder noch
schlimmer, eine chinesische Schule!«
    »In unsere
Kirchen gehen sie nicht, da mussten sie sich ja etwas eigenes bauen. Was haben die
überhaupt für eine Religion?«
    »Die Wangs
sind Buddhisten«, erwiderte Bruni knapp. Sie war völlig fasziniert von dem Gebäude.
Wang San hatte kein Sterbenswörtchen verlauten lassen. Sie blickte sich um. Von
den Wangs war weit und breit niemand

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