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Mit 50 hat man noch Träume

Mit 50 hat man noch Träume

Titel: Mit 50 hat man noch Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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Stufen zur Terrasse hoch.
Sie umarmte ihre Mutter, aber die Kraftlosigkeit ihrer Geste verriet, dass die Wiedersehensfreude
eher verhalten war.
    »Ich musste
einfach mal raus aus dem Landleben«, erklärte Caro schnell: »Die Gartenarbeit macht
mir zwar viel Spaß, aber sonst passiert nicht viel in Altenahr. Da tut ein bisschen
Abwechslung ganz gut.«
    Lilliy sah
ihre Mutter skeptisch an. »Verstehe. Aber warum hast du dich nicht bei mir gemeldet
und mir gesagt, dass du kommst?«
    »Ach, es
war eine ganz spontane Idee, und normalerweise wärst du jetzt doch sowieso in der
Uni«, schwächte Caro ab.
    »Mama, es
gibt Handys. Auf denen kann man Nachrichten verschicken.«
    »Sei mir
nicht böse, Lilly«, sagte Caro und fügte um Verständnis bittend hinzu: »Du weißt
doch, ich plane ungern voraus. Außerdem sitzen wir doch jetzt zusammen hier, ist
das nicht schön?«
    Sie legte
kurz eine Hand auf den Arm ihrer Tochter, aber Lilly zog ihn unwillig zurück. Mutter
und Tochter schwiegen einen Moment, bevor Lilly sich einen Ruck gab und fragte:
»Und? Was macht das ›Ahrstübchen‹?«
    »Es kommt
nicht richtig in Schwung.« Caro seufzte.
    Der Kellner
schlenderte zu ihnen hinüber, stützte sich mit einer Hand auf den Tisch, korrigierte
den Sitz seiner Sonnenbrille und wandte sich lächelnd an Caro: »Darf ich den Damen
noch etwas bringen?«
    Für Lillys
Empfinden sah er ihre Mutter durch die dunklen Gläser eine Spur zu lange an.
    Sie kniff
die Augen zusammen, er musste ungefähr in ihrem Alter sein, vielleicht Mitte 20.
Ihre Mutter lächelte zurück und antwortete mit dunklerer Stimme als üblich: »Danke,
ich habe keine Wünsche mehr.«
    Lilly biss
sich auf die Lippe und bestellte mit unbeweglicher Miene einen Cappuccino. Nach
einer ganzen Weile fragte sie: »Und? Was wollt ihr tun, damit das Geschäft floriert?«
    Caro überlegte,
ihre Freundinnen und sie hatten gestern Abend erst darüber diskutiert, waren aber
zu keinem Ergebnis gekommen, und so sagte sie nur: »Jetzt, wo das Wetter besser
wird, zieht sicher auch der Umsatz an. Das wird schon noch werden.«
    »Vielleicht
solltest du beim Bedienen einfach noch kürzere Röcke und noch ausgeschnittenere
Blusen tragen«, sagte Lilly mit schneidender Stimme und fügte hinzu: »Davon hast
du doch genug, und das zieht die Gäste an. Männer auf jeden Fall.«
    Caro holte
tief Luft und zählte bis zehn, um nicht aus der Haut zu fahren. Ihre Tochter kam
bis heute nicht damit klar, dass ihre Mutter dünner war als sie und nicht im Entferntesten
daran dachte, sich in Sack und Asche zu kleiden.
    »Wer weiß,
vielleicht hast du sogar recht«, sagte sie daher nur und blickte wie unbeteiligt
auf den Rhein, wo gerade ein Lastschiff mit großen Containern Richtung Dom fuhr.
Ihre Mundwinkel zuckten.
    »Hast du
Manuel in der Zwischenzeit getroffen?«, wollte Lilly wissen.
    »Wie kommst
du auf Manuel?«, Caro schüttelte den Kopf.
    »Er kommt
um vor Liebeskummer, weißt du das nicht? Oder ist dir auch das egal wie so vieles?«,
fragte Lilly aufgebracht. Ihre Stimme klang aggressiv.
    Caro starrte
ihre Tochter an: »Woher willst ausgerechnet du denn wissen, dass er Liebeskummer
hat?«
    »Er hat
einige Male bei mir angerufen.«
    »Ach.« Caro
war erstaunt, damit hatte sie nicht gerechnet. Beschwichtigend sagte sie: »Spätestens,
wenn er das nächste nette Mädchen trifft, vergisst er mich ganz schnell.«
    Lilly bedachte
ihre Mutter mit einem kritischen Blick, der sich für Caro anfühlte, als käme er
sehr von oben herab. »Mama, mach, was du willst, aber ich finde es unmöglich, dass
du dich mit so viel jüngeren Männern abgibst.«
    »Warum?
Sie sind alt genug.«
    »Aber du
bist 50!«
    »Ich weiß,
und was ist daran schlimm?«
    Lilly fuhr
sich durch ihr ein wenig spröde wirkendes, mittelblondes Haar. So manches Mal schon
hatte sie sich gefragt, warum ihre Mutter ihr eigentlich nichts von ihren äußerlichen
Attributen vererbt hatte. Sie stöhnte leise. »Eigentlich ist gar nichts daran schlimm,
nur …«
    »Ja?«
    »Ich finde
es irgendwie verantwortungslos. Manuel könnte dein Sohn sein.«
    »Ach, und
du meinst, der Kleine würde mit einem Schnuller besser klarkommen als mit deiner
Mutter? Er ist ein erwachsener Mann! Sonst hätte er mich auch nie interessiert.
Und weißt du«, Caro sah Lilly lange an, bevor sie sagte: »Ich hatte immer gehofft,
dass meine Tochter einmal ein modernes Weltbild, ach was sage ich, Frauenbild bekommt
und sich nicht aufführt wie ein dummes Vorstadtmädchen

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