Mit 80 000 Fragen um die Welt
dem Fleischkonsum ab und kräftigte ihr Immunsystem mit vegetarischen Lebensmitteln. Sie sei wohl der erste Mensch, der Brustkrebs mit Gemüse und Früchten überlebt habe, lächelt Mutter Matoke.
«Und danach haben Sie umgeschult?»
«Ja, meine Großmutter war Heilerin und hat mir ihre Kräfte vererbt. Außerdem habe ich Kurse besucht und tausche mich mit Naturheilern aus der ganzen Welt aus. EinFreund von mir, er ist Chinese, hat mich zum Beispiel in die Kunst der Akupunktur eingeführt. Ich arbeite auch als Psychologin und Missionarin.»
«Und welche Krankheiten behandeln Sie?»
«Alle möglichen. Kopfschmerzen, Bronchitis, Hautprobleme, Traumata, Bluthochdruck, Arthritis, Rheuma, Malaria, Typhus. Was du dir eben vorstellen kannst.»
Mutter Matoke zeigt mir einen Lehmtopf. «Darin kochen wir!» Sie deutet auf einen geflochtenen Korb: «Darin halten wir unser Essen warm.» Dann nimmt sie einen weinroten Entsafter in beide Hände und hält ihn vor das Publikum.
«Darin bereite ich Säfte zu!», ruft Mutter Matoke. «Die meisten Patienten setze ich zunächst auf eine zehntägige Saftdiät, danach bekommen sie frisches Obst und Gemüse.»
«Seien Sie mir nicht böse, aber Ihre Klinik sieht aus wie ein Cooking Centre.»
«Ja, ja, mein Lieber, du hast recht: Dieses Haus ist eine Küche. Ich besuche auch Patienten und zeige ihnen, wie sie Gemüse, Saft und gesundes Essen zubereiten.»
Plötzlich muss ich an einen alten Freund aus Osnabrück denken. Robert leidet schon seit seiner Kindheit an Lactose-Intoleranz – die Geißel der westlichen Industrieländer. Kein Schulmediziner hat sein Leiden bisher in den Griff bekommen. Vielleicht weiß die Heilerin einen Rat?
«Das ist tückisch. Knoblauch könnte helfen. Und eine Diät mit Möhrensaft, jeden Tag ein Glas. Ich gebe dir später meine E-Mail -Adresse.»
Pro Tag behandelt Mutter Matoke zwanzig bis dreißig Patienten aus der Gemeinde. Vor allem Frauen und Kinder, sagt sie. Das sei schließlich die empfindlichste Gruppe in der Gesellschaft. Dabei schwört Mutter Matoke auf ein graues Pulver aus getrockneten Kräutern, Bananen, Kartoffelnund Bohnen. Sie verkauft es in kleinen transparenten Plastikbeuteln.
«Ein Löffel in einem Glas mit warmem Wasser. Das ist ein richtiger Booster!»
«Und sind Sie damit reich geworden?»
Mutter Matoke grinst und schüttelt den Kopf. Die Leute im Raum krümmen sich vor Lachen.
«Ich bin arm. Ich bin sehr, sehr arm. Aber nur in Bezug auf Geld. In Bezug auf Weisheit bin ich sehr, sehr reich. Ich will kein Geld verdienen, ich möchte Hoffnung verbreiten.»
Die Heilerin hat etwas vorbereitet. Neben uns steht ein Tisch mit Lebensmitteln: Säfte, Obst und Gemüse. Sie hat alles mit Streifen aus Krepp beklebt und das Papier mit Filzstiften beschriftet: «Water» steht auf einer Flasche Wasser, «Pumpkin» auf dem Kürbis, «Beans» auf den Bohnen. Außerdem sind dort Bohnenblätter, Kürbisblätter, Sonnenblumenöl und ein Plastikeimer, in dem Rote-Bete-Saft schwappt. Über dem Tisch hängt ein Poster mit dem Bild eines Fruchtkorbs und dem Spruch: «Be wise, eat healthy!»
«Das alles gehört zu meinem Trainingscenter. Ich lade regelmäßig Leute aus der Gemeinde ein und erkläre ihnen, wie man mit gesundem Essen heilen kann.»
«Und welche Krankheiten kann man damit heilen?»
«Im Prinzip alles. Von Diabetes bis TB.»
«Tuberkulose?»
Ich nehme mir eine grüne Banane vom Buffet. «Banana» steht darauf. Mutter Matoke greift nach der Frucht und wendet sich an ihr Publikum.
«Das ist eine rohe Banane! Man sollte sie nicht schälen, nur kochen. Der Sirup zwischen Frucht und Schale ist sehr nahrhaft und hilft gegen die Begleiterscheinungen von Krebs und HIV.»
«Sie meinen Aids?»
«Ganz richtig. Aber für mich gibt es keinen Unterschied zwischen diesen Krankheiten. Auf Dauer haben Krebs- und Aidspatienten die gleichen Probleme: Sie werden sehr krank, ihr Immunsystem ist geschwächt, und das müssen wir eben stärken. Ich behandele beide Krankheiten mit einer Diät: fünf Tage Saft, drei Tage Obst, zwei Tage rundum gesundes Essen.»
Die Heilerin lächelt. Vielleicht hat sie recht: Vitamine stärken den Körper, so etwas kann nicht schaden. Mutter Matoke nimmt eine Handvoll Kürbisblätter.
«Schau mal, der Kürbis bekommt seine Energie direkt aus dem Boden und den Sonnenstrahlen. Auf der Zunge entfaltet sich diese Energie wieder. Kürbisblätter helfen gegen Brust- und Prostatakrebs. Manchmal lösen sich die Tumore
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