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Mit 80 000 Fragen um die Welt

Mit 80 000 Fragen um die Welt

Titel: Mit 80 000 Fragen um die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Gastmann
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Phantasieuniform mit goldenen Knöpfen und salutiert vor mir, erklärt allerdings, Abune Gerima sei nicht da.
    Am zweiten Tag passiere ich das Portal wieder ohne Probleme. Dahinter wartet die Mutter Maria: So stellt sich ein kleiner Mönch mit lustigem grauem Kinnbart vor. Er sagt, er habe in Wien studiert, und verwickelt mich in ein Gespräch. Ein langes Gespräch, aus dem ich eigentlich nur einen Satz behalten habe: Der Heilige Geist ist ein Österreicher.
    «Ist Abune Gerima denn zu sprechen?»
    «Bedaure, der hat nun Feierabend.»
    Kruzifix!
    Auch am dritten Tag keine Probleme am Haupttor. Und gottlob keine Mutter Maria. Der alte Mann in der roten Phantasieuniform salutiert, ich salutiere zurück und folge ihm in das Haus von Abune Gerima. Dort setzt mich der Wachmann auf einen Holzstuhl. «Wait here!», sagt er und ist weg. Nach einer halben Stunde Warten beginne ich, vom Glauben abzufallen. Warum nur habe ich das Gefühl, dass mich die Kirche gar nicht empfangen will?
    Aber in Momenten größter Verzweiflung geschehen Wunder. Nach exakt einer Stunde schreitet ein uralter, in Schwarz gehüllter Mönch auf mich zu. Er trägt einen grauen Rauschebart, seine Augen sind milchig, er ist beinahe blind. Ich verbeuge mich vor ihm.
    «Mein Name ist Abune Gerima. Du bist hartnäckig, dafür sollst du belohnt werden. Der Patriarch hat zwei Priester ausgewählt, sie werden dir morgen früh um halb neun die Antwort auf deine Frage verlesen. Sei pünktlich.» Dann schreitet Abune Gerima genauso andächtig davon, wie er gekommen ist. Bin ich einem Heiligen begegnet?
    Am vierten Tag führt mich der Wachmann in ein modernes Gebäude mit Flachdach,drinnen ist ein kleiner Altar, auf dem Marienbilder stehen. Vor den großen Fenstern hängen goldene Vorhänge. In der Mitte des Raumes steht ein langer Tisch mit bunten Blumen und einer Plastikdecke. Davor sitzen Megabe Biluy Seifer Selassie Yohannes und Melake Tabor Teshome Zerihun. Sie sind die Auserwählten.
    Es hat etwas Feierliches. So wie Weihnachten in der Schule. Ich möchte meinen Kopf auf den Tisch legen, Spekulatius essen und am Daumen nuckeln. Aber ich bin ja schon ein großer Junge.
    «Kommen Adam und Eva aus Afrika?»
    Melake Tabor Teshome setzt seine Brille auf die Nase, räuspert sich und entfaltet ein Blatt Papier. Darauf stehen die Worte des Patriarchen.
    «Wenn man Ihre Frage aus biblischer Sicht beantwortet, dann ist es ausgeschlossen zu sagen, Adam und Eva kämen aus Afrika. Wissenschaftler mögen behaupten, was sie wollen, aber die Kirche muss sagen, was die Bibel sagt. Die Bibel verrät uns nicht, wo der Garten Eden oder das Paradies geographisch liegt. Aus diesem Grund sagen wir: Adam und Eva kommen nicht aus Afrika.»
    «Nicht aus Afrika?»
    «Nein. Doch es ist unwichtig, die genaue Lage dieses mysteriösen Ortes zu bestimmen. Wichtiger ist es, dessen ganz gewahr zu sein, dass es einen Ort der absoluten Glückseligkeit und unbeschreiblich großer Freude für alle Seelen nach dem Tod und die ganze Menschheit nach der Erlösung gibt.»
    Amen. Der Priester legt das Papier beiseite.
    «Das ist unsere Antwort auf Ihre Frage. Danke schön.»
    «Dann waren Adam und Eva also keine Menschenaffen, so wie Lucy und Ardi?» Und jetzt passiert etwas Wunderbares.Seifer Selassie Yohannes und Melake Tabor Teshome rutschen auf ihren Stühlen hin und her wie kleine Schuljungs. Sie lächeln, murmeln etwas, drucksen herum, und eigentlich bedarf es keiner Antwort mehr. Sie versuchen es trotzdem.
    «Wissen Sie, das hier sollte eigentlich nicht darüber hinausgehen. Sie haben unsere Antwort gehört. Es ist die Antwort der Bibel.»
    Die beiden lehnen sich zurück, falten ihre Hände und kichern. Was auch immer in der Bibel geschrieben steht, die wahre Antwort kann ich in diesen Sekunden aus den Augen der Priester lesen.
    Tja. Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Am sechsten Tag schuf er den Menschen. Aber wo er das tat, hat er wohl während der Kaffeepause am siebten Tag vergessen.

KAPITEL 14
«WO IST DER SCHWARZE KONTINENT AM SCHWÄRZESTEN?»
    MUTTER MATOKE
    «Most of my job is just walking!», scherze ich, und alles lacht, während ich mit meinem eigenartigen Koffer in die Hauseinfahrt wackele. «Ey, Koffertyp, noch einmal!», ruft Thomas. «Gib Gas!», und wieder kichern die Leute. Gelöste Stimmung bei Dreharbeiten am Rande von Nakuru, einer mittelgroßen Stadt im Osten Kenias. Vierzig Frauen und Männer aus der Gemeinde stehen im Halbkreis vor dem Eingang des «Hope Natural

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