Mit anderen Augen (German Edition)
Hände. „Von mir aus. Ich mache mit.“
„Gut.“ Ich bin zufrieden und erwidere sein Grinsen, was ihn prompt irritiert, bis er begreift und den Kopf schüttelt. Doch was das betrifft, werde ich nicht mit mir handeln lassen. „Morgen früh, sechs Uhr. Ich zerre dich an den Haaren aus dem Bett, wenn du nicht freiwillig zum Joggen kommst.“
„Zachary, ich bin noch nie im Leben gejoggt“, nörgelt Jannik, als ich mich wieder in Bewegung gesetzt habe.
„Dann wird’s Zeit, dass du damit anfängst.“
Die Leute im Diner waren sehr hilfsbereit, als sie erfuhren, dass wir für den Winter ein Haus suchen. Sie haben uns mehrere Namen und Telefonnummern gegeben, die ich während des Frühstücks angerufen habe, und wir hatten Glück.
Ein Großteil der Blockhäuser und kleineren Hütten ist bereits an Schneebegeisterte Touristen vermietet, aber abseits der bekannten Pisten sind noch einige Unterkünfte frei. Wir sind mit dem Besitzer zu einem Rundgang verabredet und es wäre gut, wenn wir gleich fündig werden, das erspart uns eine weitere Nacht im Hotel. Doch falls nicht, kennt unser möglicher Vermieter vielleicht Alternativen.
Das erste Haus gefällt Jannik überhaupt nicht. Mir aber auch nicht, weil es einfach zu klein ist. Für ein paar Tage wäre es in Ordnung, nur wenn wir den Winter hier verbringen wollen, brauchen wir definitiv mehr Platz.
Beim zweiten fehlt ein weiteres Schlafzimmer, denn auch wenn wir ein Pärchen spielen, werde ich nicht die nächsten Monate das Bett mit ihm teilen. Jannik ist erleichtert, als ich das Haus ablehne, ich sehe es ihm deutlich an. Der Besitzer nimmt es locker und zeigt uns das letzte freie Haus. Es steht weit weg von den anderen, halb im Wald, und wird deshalb gern von Pärchen oder Touristen gebucht, die ihre Ruhe haben wollen, erklärt der Besitzer, während er uns herumführt.
Das Blockhaus ist für zwei Personen eigentlich zu groß, aber es hat den Vorteil, dass mehrere Schlafzimmer vorhanden sind. Die gesamte untere Etage besteht auf den ersten Blick aus einem einzigen Raum. Erst beim genauen Hinsehen wird die Unterteilung von Wohnzimmer, Küche und Essecke deutlich. Es gibt einen großen Kamin, viel Platz und jede Menge Fenster. Ein hohes Sicherheitsrisiko für uns. Ich werde eine Alarmanlage besorgen. Sowohl für die untere als auch die obere Etage, denn dort gibt es ebenfalls mannshohe Fenster. Dafür wird jeder sein eigenes Schlafzimmer mit eigenem Badezimmer bekommen.
„Perfekt“, erkläre ich nach einem Blickaustausch mit Jannik, der nur begeistert nickt.
Der Besitzer freut sich sichtlich. „Sehr schön. Lassen Sie Ihren Kater ruhig raus, dann kann er sich gleich umsehen. Wie wollen Sie zahlen? Kreditkarte?“
„Bargeld, wenn möglich?“
„Kein Problem. Kommen Sie. Erledigen wir den Papierkram, danach gebe ich Ihnen die Schlüssel mit und meine Nummer, falls etwas ist.“
Ich sehe zu Jannik. „Bleib im Haus.“
Er nickt, ist damit beschäftigt Bob aus der Transportbox zu locken, was ihm gelungen ist, als ich wiederkomme und Bob mich miauend an der Tür erwartet, als ich ins Haus trete. Grinsend gehe ich in die Hocke und streichle den verwöhnten Kater ausgiebig, um mich dabei nach seinem Herrchen umzusehen.
Da unsere Reisetaschen nicht mehr an der Treppe stehen, wo ich sie abgestellt habe, bevor ich unserem Vermieter gefolgt bin, um alles Geschäftliche zu regeln, wird er oben sein. Ich lausche kurz und als ich Janniks leise Schritte höre, bin ich beruhigt genug, um mir erstmal in aller Ruhe das Haus genauer anzusehen. Es hat neben den bekannten Räumen einen Waschraum und einen Vorratsraum, den ich für die Alarmanlage benutzen werde. Versteckt hinter Lebensmitteln, die wir noch kaufen müssen, ist der Platz dafür perfekt. Das kleine Gästebad unten können wir für Bobs Katzenklo nehmen. Wir werden nachher einkaufen gehen, aber erstmal steht Sachen einräumen auf dem Plan.
Ich weiß, dass ich mich angreifbarer mache, mit Jannik den Winter über hierzubleiben, aber die Regel, zu jeder Zeit auf dem Sprung zu sein, muss man auch mal zurechtbiegen können. Jannik braucht einen Ort, an dem er sich wenigstens so etwas Ähnliches wie heimisch fühlt.
Jannik steht vor dem Kleiderschrank, als ich das Schlafzimmer links neben der Treppe betrete, und kratzt sich an der Stirn. „Was ist?“, will ich wissen.
„Hm?“, fragt er irritiert und sieht zu mir. Er zuckt mit den Schultern, als ich auf den Schrank deute. „Ach so. Eigentlich gar nichts.
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