Mit Arabella fing alles an
Nähe der Geburtsverschläge waren. Was irgend möglich, war bereits vorbereitet worden für die Umquartierung. Die Seite zum Schlafen hatten wir mit Stroh versehen, wobei wir darauf achteten, daß das Stroh gut festgetrampelt war. Säue sind eingefleischte Rattenfänger. Wenn sie etwas sich unter losem Stroh bewegen sehen, packen sie sofort zu und schauen erst hinterher nach, was sie erwischt haben. Für sie ist ein Nagetier eine willkommene Abwechslung in ihrem Speiseplan, aber ein Schwein muß sehr flink sein, um es zu fangen. Auf diese Art verloren wir einmal ein Ferkel aus einem Wurf.
Shirley brachte einen großen Karton herbei, wir luden die ersten protestierenden und quietschenden Ferkel hinein und trugen sie fort. Anschließend ließen wir Dorrie raus; sie trottete neben mir her, wobei sie nicht während einer Sekunde die Schachtel aus den Augen ließ, in der die letzten vier steckten. Es lag ein fast menschlicher Ausdruck von Besorgnis in ihrem schnauzigen Gesicht.
Der Anblick war rührend, als sie zum ersten Mal ihren Wurf in dem neuen Gehege uneingeschränkt um sich haben konnte. Die Babys begrüßten sie mit einem vereinten Grunzen und Quieken und krabbelten um ihre Beine herum. Sie ragte hoch über die Kleinen heraus und beugte sich zu ihnen herunter, um sie zu beschnüffeln — wahrscheinlich eine Kontrolle, daß ihnen nichts geschehen war. Nachdem diese kurze Überprüfung beendet war, rief sie alle zu sich und zeigte ihnen den Weg in die Schlafabteilung, wo sie vor unseren neugierigen Augen geschützt sein würden. Nach einer halben Stunde gingen wir behutsam hinein, um nachzusehen: Sie waren alle fest eingeschlafen. Die Sau lag auf der Seite, und alle vierzehn Ferkel hatten sich fest an sie geschmiegt, damit sie es warm und bequem hatten.
Dorfies Umquartierung spielte sich ganz anders ab. Als wir ihre Ferkel einsammelten, nahm die gnädige Frau lediglich den Kopf ein wenig hoch, um zu sehen, warum solche Unruhe um sie herum entstand. Nachdem sie sich vergewissert hatte, daß es sich nur um uns handelte, legte sie sich beruhigt wieder hin. Wenn es nach ihr ginge, könnten wir ihren gesamten Wurf, diese Plagegeister, geschenkt bekommen.
Auch beeilte sie sich keineswegs, ihre Ferkel in dem neuen Gehege aufzusuchen. Wie immer, mußten wir erst mit dem Eimer und einigen Leckerbissen kommen, um sie dorthin locken zu können. Aber selbst dann, als das Tor geöffnet wurde und die Ferkel erwartungsvoll auf sie zuliefen, sah es einen Moment lang so aus, als wollte sie umkehren und davonlaufen. Der Anblick der Leckerbissen allerdings, die wir in das neue Gehege geschüttet hatten, überwältigte sie: Sie ging hinein, schlang das Futter hinunter und schenkte danach ihren Ferkeln einen zweiten, etwas längeren Blick. Worauf sie zu der Überzeugung kam, daß diese eigentlich doch nicht so schlimm wären: Sie führte sie ins Schlafabteil.
Beide Säue waren zwar ausgezeichnete Mütter, aber Dorries Mutterinstinkt war viel ausgeprägter. Als die Ferkel alt genug waren, um sie zusammen mit den Säuen ins Freie zum Futtersuchen zu schicken, endete die Geschichte meistens so, daß eine zwar etwas überstrapazierte, aber glückliche Dorrie von zwei Dutzend anspruchsvollen und nörgelnden Schweinekindern umringt war, während Dorfie eigenen Interessen nachging.
Bevor wir sie das erste Mal hinaus auf die Felder ließen, hatten wir Angst, daß die beiden Würfe durcheinandergebracht würden.
»Hier, das ist die Idee«, verkündete Shirley und brachte einen Lippenstift an, der garantiert >kußecht< war. Damit kennzeichneten wir durch ein >X< alle Popos der Ferkel von Dorfies Wurf.
Der Lippenstift mag zwar >kußecht< gewesen sein, aber leider war er mit Sicherheit nicht >po-echt<. Als nämlich die Ferkel wieder in ihre Gehege zurückkehrten, sahen wir, daß sie sich in der Zwischenzeit gegenseitig so gründlich geschubbert hatten, daß sämtliche Hinterteile voller Lippenstift waren.
Es war unmöglich, sie auseinanderzuhalten. Daher streckten wir einfach je zwölf Ferkel in jedes Saugehege. Dorfie erhob keinen Einspruch. Es blieb zu bezweifeln, ob sie es überhaupt bemerkt hatte, daß sie zwei Ferkel mehr als sonst zum Abendbrot bekommen hatte. Aber sie hatte reichlich Milch, und alle hieß sie willkommen — solange man von ihr nicht erwartete, daß sie sich als Gastgeberin besonders anstrengen oder gar die vernarrte Mutter spielen sollte.
Gerade in dieser Zeit, als unser Bauernhof mit Schweinen offensichtlich
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