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Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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entweder auf den obersten Latten oder lehnten gegen die Tore und schätzten die Vor-und Nachteile der einzelnen Tiere ab. Interesse an diesen Pferden zeigten in erster Linie professionelle Zureiter. Sie kamen zu solchen Auktionen, um für fünfzig Pfund ein Pferd zu kaufen, welches sie anschließend zu einem Reitpferd mit sechsfachem Wert machten für die Reichen im Südosten Englands.
    Drei von diesen Professionellen waren an dem Tag auf der Auktion, und sämtliche wilden Ponies wurden von ihnen aufgekauft. Einer von ihnen, ein feiner Herr mit steifem Filzhut, schien bei allem mitzubieten. Er hatte drei kräftig aussehende >Meßdiener<, wahrscheinlich seine Söhne, zur Unterstützung bei sich, die sich um die Abwicklung und den Transport seiner diversen Käufe kümmerten. Mit lauten Lobsprüchen kommentierten sie jeden Kauf und ließen alle wissen, daß ihr Geschäft das Zureiten war.
    Sie konnten ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen, als acht Bergponies in dem Auktionsring in Panik gerieten und gegen die Abzäunung krachten. Die oberste Latte brach, so daß die Ponies durch die Öffnung in wilder Flucht davonstürzten und die Menschenmenge auseinanderlief. Durch das zersplitterte Holz wurde ein Zuschauer — wir kannten ihn nicht — verletzt, da er genau an der Stirn getroffen wurde. Jemand reichte ihm ein mit Watte gefülltes Tuch; die Ponies verfluchend, stand er herum und preßte das Tuch gegen die Wunde, um die Blutung zu stillen.
    Bald hatten die >Meßdiener< die Ponies wieder unter Kontrolle in einem sicheren Gehege. Ein Ausreißer, ein Schecke mit zottigem Fell, schlug zaghaft nach einem der jungen Männer aus. Das geschah eher aus Angst als aus Aggression, und der >Meßdiener< war weit genug entfernt, um getroffen werden zu können. Trotzdem wurde er dadurch wütend. »Den Burschen nehme ich mir beim Zureiten vor«, sagte er zu seinen Begleitern. »Der gehört mir.«
    Außer für den Verletzten, war dieser Zwischenfall für jeden ein aufregendes Ereignis gewesen. Die Menge brauchte eine Weile, um sich wieder zu beruhigen. Mit einem besonders dicken Seil wurde die Zaunlücke geschlossen, und die Auktion konnte ihren Fortlauf nehmen.
    Den Hauptgesprächsstoff lieferte ein gut gebautes Scheckenfohlen, das zusammen mit drei weiteren Ponies und seiner Mutter ein Gehege teilte. Fast unablässig berührte es mit seinem Kopf das Fell der Stute. Wenn sie ein paar Schritte machte, ging das Fohlen sofort mit. Wenn das Füllen sich auch nur einen oder zwei Meter von ihr entfernte, sah sie sich nach ihm um, bis es wieder direkt neben ihr war. Sie waren derart aufeinander eingespielt und alles sah so natürlich aus, daß man Mühe hatte zu glauben, ein blind geborenes Fohlen vor sich zu haben. Jetzt war es etwa neun Monate alt, hatte ein blankes Fell und eine gute Körpergröße erreicht.
    Es wurde auf der Liste separat von der Stute geführt und sollte einzeln verkauft werden. Während die anderen Ponies frei im Ring umhertrotteten oder in der Mitte miteinander trollten, stand das blinde Pony aufmerksam und still da, vielleicht, um auf das Rufen der Mutter zu lauschen.
    Da der Auktionator ein Pferdeliebhaber war, stimmte ihn dieser Anblick traurig. Er meinte, man hätte das Fohlen in dem Augenblick einschläfern müssen, als man seine Blindheit entdeckte. Man hätte es nicht aufziehen dürfen. Jetzt würde es sofort in die Abdeckerei kommen. Der Eigentümer murmelte verlegen, daß das Pony in freier Wildbahn großgezogen worden wäre, wodurch man seine Blindheit nicht entdeckt hätte.
    Als dafür geboten wurde, kam es erstaunlicherweise zu einem lebhaften Wetteifer zwischen zwei Pferdehändlern. Schließlich wurde es für dreißig Pfund dem mit dem Filzhut zugeschlagen, und zwar mit der nochmaligen Ermahnung: »Denken Sie daran — es muß geschlachtet werden.«
    »Oh, das wird bestimmt geschlachtet«, sagten die Bauern grinsend zueinander, die in unserer Nähe standen. »Das wird über den Kanal geschickt zu den Franzosen. Dort kann man mit Pferdefleisch gut Geld verdienen, und so ein junges Pferd wie dieses da, ist so zart wie ein Kalb.«
    Es ließ sich ohne Widerstand durch das Tor aus dem Ring führen, aber auf dem Gang, der zu den einzelnen Gehegen führte, hielt es an und rief angstvoll nach seiner Mutter. Die Stute antwortete mit einem Wiehern, und das Füllen hätte sich dorthin auf den Weg gemacht, wäre nicht ein Zaun dazwischen gewesen und Männerhände, die es in jenes Gehege brachten, von wo aus sie

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