Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
Vom Netzwerk:
Begeisterung; Nicolas Paul sowie einige andere Jungs wurden davon so mitgerissen, daß sie dazu, um den Klang zu verstärken, mit ihren Schuhen den Takt klopften — glücklicherweise im rechten Moment. Es war ein rührendes Erlebnis, bereichert durch den alten, reinen Sinn des Weihnachtsfestes.
    Gegen Ende der Woche kam Shirley aus der Stadt mit einem Weihnachtsbaum hinten im Austin zurück; John und die beiden Kleinen verbrachten zwei glückliche Tage damit, ihn zu schmücken und in eine Ecke des Wohnzimmers aufzustellen. Sie suchten unser Gelände ab und fanden ausreichende Stechpalmenzweige mit Beeren dran, um das ganze Haus damit zu dekorieren.
    Aber leider war das Wetter alles andere als weihnachtlich.
    Die >Schmiede< hatte Griff mit Stechpalmen, glitzernden Papierketten und einem großen, vergoldeten Bündel Misteln, den man eifrig ausnutzte, geschmückt. »Kommt vorbei am Weihnachtsabend und verbringt ein paar Stunden bei uns«, lud er uns ein. »Zwei Burschen, die oben am Berg wohnen, bringen ihre Gitarren mit und spielen und singen. Das wird eine Abwechslung für euch sein und euch in die richtige Stimmung versetzen.«
    Eine Aufmunterung konnten wir gebrauchen. Während dieser kalten Jahreszeit lief Shirley eingepackt in Wollsachen, langen Hosen, pelzgefütterten Stiefeln, Mützen mit Ohrenklappen und Handschuhen herum.
    »Mein Gott«, sagte Old Jonathon bewundernd, »du siehst wie ein selbstgestrickter Eskimo aus.«
    »Ich gehe eben kein Risiko ein«, erklärte sie ihm, was ein paar anzügliche Ratschläge für mich hervorrief.
    Es war ein schöner Abend. Ziemlich viele Leute waren anwesend, da sich die >Städter< aus dem Restaurant mit zu den Einheimischen in der Bierecke gesellt hatten.
    Die beiden jungen Gitarrenspieler waren Cousins, sahen sich aber so ähnlich, daß man sie für Brüder halten konnte. Sie waren groß, trugen langes Haar und hatten mit ihren siebzehn oder achtzehn Jahren etwas Wildes an sich. »Für ein oder zwei Biere spielen sie gut genug«, sagte uns Old Jonathon mit einem Augenzwinkern. Er hatte gerade die Grippe hinter sich und sah nicht so zwergenhaft-ausgetrocknet wie sonst aus. Sie spielten zwar gut, aber sangen noch besser: traditionelle Weihnachtslieder, alte Music-Hall-Lieder, die sie von ihren Großeltern gelernt hatten, und sogar ein paar Pop-Stücke. Alles fand lauten Beifall, und ein Hut wurde für die beiden herumgereicht. Sie erhielten fast nur Silbermünzen.
    »Ertragreicher, als mit Truthähnen sein Geld zu machen, nä«, stichelte Howard.
    »Auf jeden Fall leichter«, erwiderte der große Geoff.
    Wir erlebten noch eine Zugabe, die uns ein geheimnisvoller Mann, Jenkin soundso, lieferte. Er tauchte völlig unerwartet auf, ich hatte ihn noch nie vorher gesehen. Er mied sonst die Menschen und lebte, wie ich vermutete, in einer halb verfallenen Hütte weiter oben am Berg. Für seinen Lebensunterhalt hielt er sich einige Schafe, und seine Hunde leisteten ihm Gesellschaft.
    Aaron kaufte ihm ein Bier, und er stand und besah sich die Gesellschaft. Er war ein großer, ärmlich gekleideter Mann, hatte eine scharf geschnittene Hakennase, ein hageres patriarchalisches Gesicht und Überreste eines roten Haarschopfes. In der Nähe des Kamins hatte man ihm einen Platz angeboten. Und wie er so dasaß, zuhörte, hin und wieder mit Aaron ein Wort wechselte und mit einem oder zwei der anderen Männer, die ihn zum Bier einluden, wie also allmählich die Wärme und der Alkohol ihn auftauen ließen, begann er sich zu entspannen.
    Die musikalische Unterhaltung durch die beiden Burschen hatte ihm sehr gefallen; als sie endeten, fing er plötzlich von sich aus, ohne dabei aufzustehen, zu singen an. Seine Stimme war zwar im Laufe seines langen Lebens und durch Nichtgebrauch brüchig geworden, aber früher mußte sie einmal schön gewesen sein. Sogar jetzt noch gebot sie Aufmerksamkeit, und alle hörten mit dem Sprechen auf, um ihm zuzuhören. Als wir uns alle ihm zuwandten, stockte er ein wenig, sang aber dann weiter mit dem Lied >Herbei, o ihr Gläubigen<, in das jeder, auch die Jungs in den Refrain am Schluß einfiel. Alle klatschten am Ende.
    Dann erhob er sich und sagte Gedichte in walisischer Sprache auf; die Wörter flössen so aus ihm heraus, daß sogar wir, die wir die Sprache nicht verstanden, etwas von dem Sinn mitbekamen. Als er sich wieder hinsetzte, wurde begeistert Beifall geklatscht. Er aber trank ganz unvermittelt sein Bier aus und verließ die Gastwirtschaft, ohne sich von

Weitere Kostenlose Bücher