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Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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Frühling hinzuweisen, Frösche und Regenwasser inklusive. Und tatsächlich, ganz plötzlich, fast über Nacht, hatten die Felder einen anderen, neuen Schimmer. Zunächst war er so diskret wie das Make-up einer Dame. Am nächsten Tag wurde er schon deutlicher, und am dritten Tag gab es kein Vertun mehr. Das neue Gras war da!
    Die fünf Hektar bedeckten sich mit zartem neuem Wuchs. Jeden Morgen ging ich hin und schaute mir das Wunder an. Ich wollte mich vergewissern, daß es nicht so geheimnisvoll wieder verschwunden wie es gekommen war. In der Wirtschaft wie auch bei den Auktionen drehte sich die Unterhaltung darum, wann man die Kühe auf die Weide schicken sollte und ob man sie schon während der Nächte draußen lassen konnte.
    Man wurde sich darüber nicht einig. Wie so oft. Der Mutige meinte: »Nutz die erstbeste Gelegenheit«, und der Vorsichtige: »Geh mit dem neuen Gras sparsam um.« Aber über eine Sache waren sie alle einer Meinung, nämlich, daß nicht unkontrolliert abgegrast werden durfte, sondern immer abschnittsweise.
    Bei irgendeiner Auktion hatte ich eine elektrische Zaunanlage erworben. Eine kleine aufladbare Batterie gab den Strom. Damit konnte man die Kühe zum Abgrasen nur eines bestimmten Teils der Weide zwingen, und zwar anhand eines unter Strom stehenden Drahts, der jedesmal einen recht starken Schock austeilte, wenn man dumm genug war, ihn zu berühren. Auf diese Weise schützte man nicht nur den neuen Graswuchs, sondern man verhinderte auch, daß die Kühe sich an diesem überreichen Futter überfraßen, das stark abführte, bevor deren Verdauungssystem sich an die neue Diät gewöhnt hatte.
    Old Jonathon beendete meine Unschlüssigkeit, als ich Diesel bei der >Schmiede< tankte.
    »Hast du die Kühe schon draußen?« fragte er. Und als ich verneinte, lachte er mich fast aus. »In Sollars hat jemand sie schon mehr als eine Woche draußen!«
    »Und was ist mit den kalten Nächten?«
    »Treib sie nachts wieder rein«, schlug er vor. »Du mußt ihnen sowieso Heu geben, bis sie es in der Raufe liegen lassen. Dann kannst du sie auch nachts reintreiben.«
    Der Austrieb war ein unvergeßliches Ereignis. Die ganze Familie geleitete die Kühe hinaus zu den fünf Hektar Weideland mit dem neuen Gras. Im großen und ganzen waren unsere Kühe ein älterer würdiger Haufen, der das alles schon mehrmals mitgemacht hatte. Keine unserer Taten konnten sie wirklich überraschen, und sie ertrugen geduldig unsere Ungeschicklichkeit. Aber dieses war etwas Besonderes, etwas Erregendes. Der Frühling kommt nur einmal pro Jahr, und sie hatten den ganzen Winter über darauf gewartet. Daher eilten sie aus dem Hof wie Schulmädchen bei Ferienbeginn, und mit Hallo und Gedränge rannten sie übermütig auf das Tor der Weide zu.
    Bevor sie das Dargebotene versuchten, liefen sie kunterbunt durcheinander, um das Feld oder zumindest um den Teil, der durch den elektrischen Zaun abgesondert worden war. Eine hinter der anderen, im Watschelgang, mit Eutern, die wild von einer Seite zur anderen schlenkerten, und knochigen Hüften, die sich in alle Richtungen bewegten. Sie liefen direkt auf den Zaun zu, drehten sich dort um und liefen dann an ihm entlang. Sie wußten ganz genau, was er bezweckte, trotzdem berührten ihn einige mit der Schnauze und bekamen so >einen gewischt<.
    Old Whitey hielt sich abseits. Diese frühlingshafte Ausgelassenheit war nichts für sie. Sobald sie auf der anderen Seite des Tores war, senkte sie den Kopf, vergrub ihre Nase in dem saftigen Futter und begann mit der Gründlichkeit eines Staubsaugers, das umliegende Gebiet zu säubern.
    Kühe haben keine Zähne im Oberkiefer, sondern nur eine harte Platte, gegen die sie mit den Zähnen am Unterkiefer kauen. Sie grasen, indem sie ihre Zungen um die Grashalme wickeln und in das Maul ziehen. Sie mögen lieber längeres Gras, etwa, das sie umwickeln können. Was wir ihnen hier boten, war etwa zehn Zentimeter hoch, grün und saftig und von Klee durchsetzt.
    Es muß ihnen gemundet haben wie uns guter Wein. Als sich die Familie entfernte, sah nicht eine von ihnen hinter uns her.
    Ich kam abends wieder, um sie zurück in den Stall zu treiben; sie hatten den ihnen zugeteilten Streifen abgegrast und ebenso alles Eßbare entlang der Hecken gefressen. Nichts Grünes war stehengeblieben. Indem sie sich hinüberlehnten oder Hals und Kopf unter dem Zaun durchstreckten, war es ihnen gelungen, noch ungefähr einen Meter auf der anderen Seite der elektrischen Leitung zu

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