Mit Arabella fing alles an
Rasenmäher mit Rädern aus Eisen und einem Traktor, der nur noch ein Rad besaß und so gut wie keinen Motor.
»Gut so?« fragte er und hob ein Segment auf, welches in der Nähe der Walze lag.
Wir hielten das zerbrochene Teil dagegen. In der Größe bestand zwar ein kleiner Unterschied, aber er war nicht so schlimm.
»Geben Sie mir dafür dreißig Shilling?« fragte er.
»Nein, ich finde, fünfzehn Shilling sind genug.«
Er lachte. Seine Zähne waren gelb. »Was hat Ihnen der Griff erzählt?«
»Daß Sie das Doppelte von dem verlangen, was Sie haben wollen.«
»Wirklich?« fragte er grinsend. »Dann wollen wir uns auf ein Pfund einigen. Das ist fair, und Sie können mir ein Bier bezahlen, wenn wir uns mal irgendwo wiedersehen.«
Er hielt mir seine Hand hin, und ich schlug ein. »Einverstanden.«
»Der verfluchte Griff«, murmelte er und ging zu den Hunden zurück. Ich folgte ihm mit dem Walzenteil.
Als ich ihm das Pfund hinhielt, steckte er es in seine Tasche und sagte: »Sie werden in Egerton Erfolg haben. Nehmen Sie eines der Jungen. Hier, ich geb’ Ihnen eins umsonst. Nein, geben Sie mir einen Shilling, es bringt sonst Unglück, wenn man einen Hund verschenkt, ohne daß eine Münze dabei gewechselt wird.«
Ich lehnte sein Angebot ab und ging.
Als ich ankam, hatte Howard bereits den Schaden bemerkt. »Was soll das denn bedeuten?« fragte er. »Mein Eigentum kaputtmachen, es dann hinschmeißen und wegrennen!«
Ich zeigte ihm das neue Teil. »Ich war drüben auf dem Schrottplatz vom Zigeuner Holt. Paßt das?«
Er war beeindruckt. »Kommst du gerade von ihm zurück?«
»Ja.«
»Hättest doch nicht so loszustürmen brauchen«, sagte er. »Es wird erst wieder nach Monaten gebraucht. Was wollte er dafür haben?«
»Ein Pfund und ein Bier, außerdem wollte er mir einen kleinen Hund geben.«
»Der Preis stimmt ungefähr. Was verlangte er für den Hund?«
»Nur einen Shilling.«
»Ah, der Shilling ist nicht der Kaufpreis, der soll lediglich Glück bringen. Hättest ihn nehmen sollen.«
Dann kümmerten wir uns um das Reparieren des zerbrochenen Teils, und nach einer halben Stunde war die Walze wieder in Ordnung.
Das Ganze war viel Arbeit gewesen, die wir innerhalb weniger Tage bewerkstelligen mußten. Aber nach etwa zwei Wochen, an einem Morgen, zeigte sich der Lohn: Als ich aus dem Schlafzimmerfenster blickte, war das Feld mit einem zarten grünen Schimmer überzogen. Täglich wurde er stärker, und nach einer weiteren Woche glitzerten und strahlten die gesamten zwei Hektar so, als lägen sie unter einem Mantel aus feinster Gaze. Unsere Gerstesaat war aufgegangen.
14
Frösche und frisches Gras
A llmählich zog sich der Winter zurück und lockerte seinen eisernen Griff. Doch während wir in der Londoner Vorstadt ängstlich auf den Rasen geblickt hätten, weil wir mit Furcht dem Tag entgegensahen, an dem er wieder gemäht werden müßte, lauschten wir jetzt dagegen aufmerksam unseren Bauernfreunden, wenn sie mit groben Händen ihre Biergläser umfaßten und dabei das verspätete Sprießen des neuen Grases beklagten.
Das war Thema Nummer eins. Düstere Geschichten erzählten sie über späten Schnee und plötzliche Frosteinfälle, die den Neuwuchs aufgehalten und das Programm der Männer ruiniert hatten. Besonders schlimm war es, daß sich dadurch der große Tag verzögerte, wenn die Kühe, die seit dem letzten November in ihren Winterquartieren eingesperrt waren, endlich wieder auf die Weiden konnten. Diese Geschichten sollten einerseits warnen, die schattenhaften ländlichen Götter gnädig stimmen, und andererseits sollten sie unterhalten. Die Erzähler hielten es für weise, alle Hoffnungen zu dämpfen, daß sich der Frühling dieses Jahr auf sein Stichwort einstellen würde.
Sie schwelgten in Aprilschnee, der »so hoch wie deine Schulter war« und durchlebten noch einmal jenen Frühling — war es 1961? —, als die Kälte Bäume bersten und Flüsse bis auf den Grund gefrieren ließ.
An diesem Punkt brauchten sie nur eine kleine Ermunterung seitens ihrer Zuhörer und sie legten los, Jahrzehnte überspringend, um von ihrer Kindheit zu erzählen, als die Winter strenger und ihre Väter noch am Leben waren und über die Felder gingen: hünenhafte Männer, die Heldentaten vollbrachten und stärker und klüger waren als alle Männer, die nach ihnen kamen. Aber worüber auch gesprochen wurde oder woran man sich auch erinnerte — immer war aus ihren Worten die ständige Sehnsucht nach
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