Mit Arabella fing alles an
eifrig beim Spiel. Etwa eine Woche später wurden die Stiche entfernt, und sowohl Tierarzt als auch Eigentümer mußten zugeben, daß er jetzt viel schöner aussah. Glücklicherweise hatten wir dies machen lassen, denn später stellte sich heraus, daß Peter ein begeisterter, unermüdlicher Jäger war, der ständig mit Freude hinter einem dicken Kaninchen im Gebüsch und Farnkraut herwühlte.
33
Austrieb der Schafböcke
N achdem nun das Heu sicher unter Dach und Fach war, richteten unsere Freunde ihre Aufmerksamkeit auf die Schafe. In ein paar Wochen würden die Böcke zu den Schafen, die durch das sommerliche Gras fett und drall geworden waren, auf die Weide getrieben werden. Wenn man die Schafböcke ungefähr Ende Oktober hinausließ, würden die Lämmer etwa Ende März auf die Welt kommen; dann wurde das Wetter bereits milder und man konnte auf die ersten jungen Grastriebe hoffen. Wenn Lämmer in den ersten kälteren Monaten des Jahres geboren werden, brauchen sie viel mehr Pflege zum Überleben und Großwerden. Es kommt dann manchmal vor, daß sie sich in eisiger Kälte zu Tode frieren, bevor sie nach der Geburt ganz trocken geworden sind.
Die fetten Lämmer waren alle ausverkauft worden, auch Charles, die Waise. Als zukünftiges Zuchtschaf hatten wir Freda zur übrigen Herde getan. Jetzt, so sagte man uns, war die Zeit, um ältere Schafe auszusondern, die beim Lammen wahrscheinlich Schwierigkeiten bekommen würden; man sollte sie durch jüngere Tiere ersetzen. Die Männer fingen an, davon zu sprechen, daß sie sich um schmucke Schafe aus Wales kümmern würden, die von den walisischen Bauern von deren hoch gelegenen Höfen herunter zu den Auktionen gebracht werden.
»Heutzutage nimmt man dafür Laster«, sagte Aaron, der oben am Berg wohnte, eines Abends in der >Schmiede<. »Als wir noch Kinder waren, wurde das alles zu Fuß gemacht. Noch vor Sonnenaufgang fingen sie an, die Schafe von den Anhöhen herabzutreiben. Manchmal waren sie tagelang unterwegs. Auf Bauernhöfen, die an ihrem Weg lagen, machten sie mit den Schafen Rast für die Nacht und brachen am nächsten Morgen wieder auf. Die verfluchten Wege waren zwar mit ihnen verstopft, aber es fuhren nicht so viele Autos wie heute darauf herum. Wenn man ihnen begegnete, mußte man warten und sie an einem vorbeilassen. Beschimpfungen ließ man lieber sein, denn die alten Schafhirten aus Wales schlugen eher zu, als daß sie den Mund aufmachten.«
»Einige von denen konnten sowieso kaum ein ordentliches Wort hervorbringen«, meinte Phil Morgan, ein schlanker, dunkelhaariger Farmer, der etwas gebeugt ging. »Viele konnten nämlich nur in der alten keltischen Sprache reden. Ihre Englischkenntnisse waren nur gering, aber doch immerhin gut genug, um zu verstehen, wenn man ihnen ein Freibier ausgab oder sie um einen Shilling übers Ohr hauen wollte. Heutzutage sprechen alle Englisch, und von der alten Sprache hört man so gut wie nichts mehr.«
»Das Fernsehen...« sagte jemand.
Aaron trank von seinem Bier und saugte an seinen gelben Zähnen. »Männer und Schafe waren abgehärteter. Es gab noch nicht die vielen Weichlinge, die die Schwachen beschützen möchten. Die Kümmerlinge starben und die Starken überlebten.«
Old Jonathon wollte das nicht gelten lassen. »Die Schafe sind jetzt in Ordnung, Aaron. Hinsichtlich der Menschen, weiß ich’s nicht. Manchmal glaube ich, daß wir die letzten unserer Art sind.«
»Dem Himmel sei dafür gedankt«, antwortete Phil Morgan und bestellte eine neue Runde.
Obgleich wie immer nichts verabredet wurde, war man sich einig geworden. Unter der Führung von Phil Morgan und Aaron fuhren etwa sechs Männer nach Wales hinein, um für sich selbst und für ihre Freunde einzukaufen. Man lud mich zwar ein mitzukommen, aber wir hatten weder die Zeit noch das entsprechende Geld dafür.
Einige Tage später rief Howard an und fragte, ob ich ihm sechs Mutterschafe abkaufen wollte, die er bei einem Händler erworben hatte. »Gute kräftige Cluns«, sagte er. »Sind oben vom Hügel. Komm, und sieh sie dir mal an. Wenn sie dir nicht passen, brauchst du sie ja nicht zu kaufen.«
Mit dem Kleinlaster fuhren wir zu ihm und stöberten ihn nahe den Stallungen auf, wo er einen Teil seiner eigenen Gerste zum Verfüttern an die Kühe mahlte.
»Hier sind sie drin«, sagte er und führte uns zu einem kleinen Gehege, eingezäunt mit Holzlatten. »Alle prima in Ordnung. Einige sind zwei Jahre alt, andere etwas mehr, und eins ist
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