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Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an
Autoren: John Holgate
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mehr hergab. Gern hätten sie ihn behalten, aber es teilten schon sechs weitere Jack-Russell-Terrier mit ihnen das Häuschen.
    Ich war erleichtert, daß die Kinder wenigstens bei der Abfahrt unseres Wohltäters kurz auf tauchten und hinter ihm herwinkten. Aber bereits bevor das Auto noch oben auf dem Weg ganz verschwunden war, spürten Kinder und Hündchen schon wieder neuen Erkundungswegen nach. Doch auch die Ausdauer eines Welpen hat irgendwann einmal ein Ende. Und bald darauf schien es uns, als schliefe er bereits im Gehen, obgleich er noch immer hinter den beiden dickköpfig hertrottete. Wir fütterten ihn, betteten ihn in eine dick mit Stroh ausgelegte Ecke des Kalbstalles und wünschten ihm eine gute Nacht: ein kleiner, in sich zusammengerollter, schwarzweißer Ball, der sofort tief einschlief. Es war seine erste Nacht in fremder Umgebung, daher waren wir zumindest auf gelegentliches Winseln gefaßt, was durchaus verzeihlich gewesen wäre. Doch es kam nichts. Nicht der leiseste Heuler.
    Am nächsten Morgen konnten wir uns den Umstand gut erklären. Irgendwie hatte er es geschafft, sich durch die Abgrenzung zu den Milchkälbchen nebenan zu zwängen. Und dort lag er nun, vollkommen zufrieden zwischen zweien, gewärmt von den beiden Körpern neben ihm — ganz heimelig und kuschelig fühlte er sich. Selbst als Shirley mit der Milch für die Kälber kam, wurde er noch nicht wach.
    So oder ähnlich sollte auch die Zukunft aussehen. Als er größer wurde, übernachtete er normalerweise in einer Ecke jgs Vorratsraums, wo er Überfälle der Nagetiere verhindern sollte. Aber wenn die Nächte kalt waren, zog er einfach zu den Kälbern, die ihn ohne Protest akzeptierten. Wenn sie gefüttert wurden, gesellte er sich dazu in der Hoffnung, seine Nase in ihre Milch stecken zu dürfen; nachdem die Kälber satt waren, senkten sie ihre Köpfe und standen ganz still, so daß er ihren Milchbart sauber lecken und sie wieder präsentabel machen konnte.
    Er hatte allerdings einen Fehler: obgleich Peter in den Augen seines Besitzers absolut perfekt war, war sein Schwanz zu lang. In dem Eifer und der Aufregung, ihn durchzubringen, obgleich die Milch der Hündin versiegt war, hatte man seinen Schwanz vergessen zu coupieren. Als es ihnen wieder einfiel, konnte Mrs. Teale den Gedanken nicht ertragen, daß man dem Tierchen etwas antat, denn zu diesem Zeitpunkt war er schon zu etwas Besonderem geworden. So hatte sie die Entscheidung immer wieder aufgeschoben, aber jetzt mußte es geschehen. Allein der Gedanke, daß man seinem Liebling einen Stutzschwanz verpassen wollte, machte Nicholas krank, so daß er weinend ins Bett kroch. Mit viel Geduld erklärte ihm sein großer Bruder, daß Terrier Jagdhunde wären, die hinter Kaninchen und Ratten im Gebüsch und Unterholz herwaren. Dabei könnten sie ihre langen Schwänze einklemmen und verletzen. Außerdem sähen sie häßlich damit aus — nein, der Schwanz mußte ab.
    Bevor wir diese heimtückische Tat erledigen konnten, mußten wir noch ein Hindernis überwinden. Von ganz Unerwarteter Seite erhielt Nicholas Paul Unterstützung. Es zeigte sich, daß ausgerechnet der befragte Tierarzt kein Freund vom Beschneiden junger Hundeschwänze war. »Vielleicht gefällt es ihnen später«, meinte er voller Hoffnung. »Der Schwanz ist nicht sehr lang. Nun, jedenfalls kürzer als man annehmen könnte...«
    Wie ein Handfeger wölbte er sich über Peters Rücken. Er mußte ab.
    »Gut, wenn Sie unbedingt wollen«, sagte er und setzte dabei die Miene von Pontius Pilatus auf, der seine Hände in Unschuld wusch. »Wenn Sie überzeugt sind, daß es gemacht werden muß, dann bringen Sie ihn am nächsten Mittwoch zu mir in die Praxis.«
    Niemand von uns wollte Nicholas Paul davon vorher etwas sagen. Es war ein absolut sicheres Geheimnis, wahrscheinlich das einzige, das je in unserer Familie gewahrt wurde. Als der Junge aus der Schule kam, war bereits alles vorbei. Dort stand sein geliebtes Hündchen und besaß nur noch einen kleinen Stummelschwanz, und selbst der war noch genäht und verbunden worden!
    Der kleine Hund zeigte sich eigentlich recht munter, dennoch brach der Junge in Tränen aus. »Ich mochte doch seinen Schwanz so gern«, schluchzte er in den Armen seiner Mutter.
    John und ich stahlen uns davon, um dringende Arbeiten zu erledigen, so daß Shirley ihn ausgiebig trösten konnte.
    Bald waren die Tränen versiegt. Nach kurzer Zeit waren Junge und Hündchen, trotz des bandagierten Schwanzstummels, wieder
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