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Mit Blindheit Geschlagen

Mit Blindheit Geschlagen

Titel: Mit Blindheit Geschlagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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den Nazis ausgeliefert nach dem Hitler-Stalin-Pakt. Und nicht wenige von denen glaubten weiter an Stalin und den Kommunismus. Und sie ließen sich wieder mit denen ein, die sie verraten und gequält hatten.«
    »Das ist verrückt«, sagte Helga.
    »In gewisser Weise ja. Wenn man ein Prinzip anbetet, kommt die Wirklichkeit nicht dagegen an. Kann es sein, dass Wolf Griesbach sich mit Dreilich verabredet hatte und zu ihm fuhr, nachdem Sie sich getroffen hatten?«
    »Ich weiß es wirklich nicht. Vielleicht war es so.«
    Sie stocherte mit der Gabel auf ihrem Teller, aß aber nicht. Auch Stachelmann spürte keinen Hunger. Ich bin dicht dran, die Polizei darf mich nicht erwischen, bevor ich Dreilich gesprochen habe.
    »Sie wollen rauskriegen, wer ihn ermordet hat.«
    »Ja.«
    »Warum sagen Sie mir dann, die Witwe schicke Sie?«
    Stachelmann überlegte. »Ich muss es herauskriegen. Sonst lande ich im Knast.« »Warum?« Sie schaute ihn streng an. »Sie werden verdächtigt.«
    »Ja. Aber ich war es nicht.«
    »Nein, Sie waren es nicht. Sonst würden Sie ja nicht suchen. Aber vielleicht suchen Sie, um diesen Eindruck zu erwecken. Ach, egal, er ist tot.« Sie stand auf. »Sie übernehmen die Rechnung.« Es war keine Frage.
    Stachelmann sah ihr nach. Sie war klein und schlank. Er ärgerte sich, er hatte vergessen, sie um ihre Telefonnummer zu bitten. Aber wenn er sie noch einmal brauchte, würde er sie finden. Er aß ein paar Bissen von dem kalt gewordenen Gericht. Es schmeckte nach Huhn und war scharf gewürzt. Er war erschöpft und müde und überlegte, was er tun könnte. Heute Abend war es zu spät, um herauszubekommen, wo er Dreilich finden konnte.
    Er ließ sich vom Kellner das Telefonbuch bringen und suchte nach einer Unterkunft. Er fand eine Pension in Tiergarten und notierte die Adresse. Dann bezahlte er und fuhr los. Es war ein heruntergekommener Bau in einer Seitenstraße. Irgendwo hier in der Gegend lag das Stundenhotel, in dem er eine Nacht verbracht hatte, als der alte Holler ihn jagte. Stachelmann hatte Glück, ein Zimmer im ersten Stock war frei. Der Nachtportier sah aus wie ein Student. Stachelmann füllte den Anmeldebogen falsch aus, niemand würde ihn nach seinem Personalausweis fragen. Das Fenster des Zimmers ging zur Straße hinaus. Auf der Straße lärmten Betrunkene, Autos hupten. Er warf sich aufs Bett, es bog sich durch.
    Dann klingelte sein Handy. Anne war dran. »Die Polizei war bei mir, sie suchen dich. Ich weiß nicht, woher sie wussten, dass du bei mir warst.«
    Er erschrak. »Irgendwer im Seminar wird ihnen den Tipp gegeben haben.«
    »Es war furchtbar. Sie haben die Wohnung durchsucht ohne Durchsuchungsbefehl. Gefahr im Verzug oder so ähnlich. Die meinen es ernst.«
    »Ja.«
    »Kommst du weiter?«
    »Ich bin auf einem guten Weg. Morgen suche ich einen Theo Dreilich auf, der war wohl bei der Stasi.«
    »Pass auf dich auf. Und der Eindringling?«
    »Bisher nichts. Aber ich traue dem Kerl zu, dass er mir folgt, ohne dass ich es merke. Die haben das bei der Stasi gelernt.«
    »Du meinst, ehemalige Leute von der Stasi stecken hinter allem?«
    Er hörte Felix schreien. »Davon bin ich überzeugt. Aber ich weiß noch nicht, wie sich das Puzzle zusammensetzt.
    Vor allem weiß ich nicht, wer Griesbach ermordet hat. Heute habe ich zum ersten Mal das Gefühl, dass ich es rauskriegen könnte.«
    Als sie das Gespräch beendet hatten, fiel ihm ein, die Polizei konnte ihn über sein Handy orten. Du Idiot, das weiß doch jeder. Er nahm seinen Koffer und verließ das Zimmer. An der Treppe blieb er stehen und überlegte. Wenn ich das Handy eingeschaltet im Zimmer lasse, werden sie glauben, ich sei hier. Er stellte das Handy auf lautlos, ging zurück ins Zimmer und legte es auf den Schrank. Er ließ den Koffer am Treppenabsatz stehen und ging hinunter. Die Rezeption war nicht besetzt. Schnell stieg er die Treppe hoch, nahm seinen Koffer und lief wieder runter. Als er vor der Tür war, atmete er auf. Er ging zu seinem Auto, warf den Koffer hinein, schaute sich um, ob ihm einer folgte, dann stieg er ein und fuhr los. Jetzt drehe ich den Spieß um. Sie werden bald in der Pension auftauchen, um mich zu verhaften. Und sie werden nichts finden außer meinem Handy. Er lachte vor sich hin, aber sein Lachen barg Verzweiflung. Als er um die Ecke bog, sah er zwei Polizeiwagen heranrasen. Die nasse Fahrbahn färbte sich zuckend im Blaulicht. Das können sie schon sein, dachte er und fuhr gemächlich weiter. Nach seinem Auto

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