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Mit Blindheit Geschlagen

Mit Blindheit Geschlagen

Titel: Mit Blindheit Geschlagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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wurde gewiss auch schon gefahndet. Er musste es bald irgendwo abstellen. Er hatte Angst, und er war müde. Er fuhr umher und suchte eine Bleibe. Immer wieder schaute er in den Rückspiegel, aber er konnte die Autos nicht unterscheiden, deren Scheinwerfer ihn blendeten.
    Dann sah er ein Hotel garni mit weißer Leuchtreklame. Er stellte den Wagen davor ab und ging mit dem Koffer hinein. Der Empfangsraum war plüschig, Flecken an der Rosentapete, die früher einmal rosa gewesen sein mochte. Die Holzbohlen knarrten, am Empfang war niemand. Er drückte die Klingel. Nach einer Weile hörte er Schritte, eine alte Frau mit hochgebundenen weißen Haaren begrüßte ihn knapp. Stachelmann trug wieder einen falschen Namen und eine falsche Anschrift ein in das Anmeldeformular, bekam den Zimmerschlüssel und stieg die Treppe hoch bis zur dritten Etage. Der Gang oben war eng, der rote Läufer rissig und befleckt. Nur eine funzlige Birne spendete mattes Licht. Stachelmann wäre fast über einen Anrichtewagen mit gebrauchtem Geschirr gestolpert. Er stellte seinen Koffer ins Zimmer und eilte wieder hinunter. Die Frau war verschwunden.
    Als er zur Tür hinausging, stockte ihm der Atem. Zwei Polizisten standen an seinem Auto, ein Polizeiwagen parkte hinter dem Golf. Stachelmann zog sich in das Hotel zurück. Es konnte nicht lange dauern, bis sie auf die Idee kamen, im Hotel nach ihm zu suchen. Er rannte die Treppe hoch zum dritten Stock und holte seinen Koffer, dann eilte er die Treppe hinunter. Die Knie schmerzten höllisch. Er hoffte, im Hinterhaus einen Ausgang zu finden. Von vorn hörte er Stimmen, dann klingelte es am Empfang. Es waren die Polizisten, kein Zweifel. Stachelmann fand hinten eine Tür, sie führte zu den Toiletten. Herren, Damen, stand an zwei Türen. Eine dritte Tür war nicht beschriftet. Er drückte die Klinke, die Tür war abgeschlossen. Er zerrte daran und versuchte möglichst wenig Lärm zu machen. Die Tür ließ sich nicht öffnen. Er öffnete die Tür des Toilettenvorraums und ging hinaus. Am Empfang sprachen die Polizisten mit der alten Frau. Stachelmann verstand nicht, was sie sagten. Er schaute sich um und entdeckte eine weitere Tür. Er schlich hin, drückte die Klinke und öffnete die Tür. Er stieß gegen etwas, es klang dumpf. Er erstarrte. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Trübnis. Er war in der Küche. Die war nicht groß, und gegenüber der Tür, zu der er hineingekommen war, lag eine weitere Tür, das obere Drittel bestand aus Milchglas, das schwaches weißes Licht von draußen brach. In der Mitte der Küche stand ein Tisch, darauf Teller und Töpfe. Stachelmann ging zur anderen Tür, sie war abgeschlossen, aber der Schlüssel steckte. Er drehte ihn, öffnete vorsichtig und schaute hinaus, da waren Garagen und eine Ausfahrt. Im Hotel hörte er schnelle Schritte. Sie näherten sich. Er ging hinaus und schloss die Tür. Dann rannte er über den Hof. Er war bald im Licht der Laterne. Auf der Straße ging er nach links und dann hinein in die nächste Seitenstraße. Der Koffer wurde ihm schwer, der Rücken tat weh. Viel weiter konnte er nicht laufen, schon gar nicht mit Gepäck.
    Ein Auto bog ein in die Straße, es war der Polizeiwagen. Er fuhr langsam und ohne Blaulicht. Stachelmann bückte sich und rannte zu einer Haustür. Er streckte die Hand nach oben, um die Tür zu öffnen. Sie war abgeschlossen. Er duckte sich im Vorgarten hinter einer niedrigen Hecke. Es dauerte quälend lang, bis der Polizeiwagen vorbeigefahren war. Stachelmann setzte sich auf die Treppe zur Haustür, er atmete schnell. In der Ferne sah er die Rücklichter des Polizeiwagens. Die Kälte kroch ihm in die Glieder, Schüttelfrost erfasste ihn. Alle Gelenke schmerzten. Er suchte eine Tablette in den Taschen. Als er die Packung fand, schluckte er zwei. Er blieb eine Weile sitzen und zitterte. Dann stand er auf und ging weiter. Immer wieder suchten seine Augen nach Verstecken, falls die Polizei wieder auftauchte. Die Schmerzen wurden stärker. Weiter, immer weiter. Er erschrak bei jedem Auto, das in den Straßen fuhr. Oft waren es Taxis. Als er wieder eines sah mit beleuchtetem Taxischild, hielt er die Hand raus. Der Wagen bremste, der Fahrer musterte ihn durch die Seitenscheibe.
    »Irgendein Hotel, nicht zu teuer, nicht hier.«
    Der Taxifahrer schaute ihn an, als wollte er Stachelmanns Geisteszustand prüfen. »Wie Sie wollen.«
    Auf dem Handschuhfach klebte ein Nichtraucherschild, es stank nach Rauch. Der Taxifahrer

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