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Mit Blindheit Geschlagen

Mit Blindheit Geschlagen

Titel: Mit Blindheit Geschlagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Kam jemand einer zu nah, flatterte sie ein Stückchen weg, um gleich wieder zu landen.
    Eine junge Frau mit einem kreischenden Kind setzte sich neben ihn. Sie redete in einer ihm fremden Sprache geduldig auf das Kind ein. Er dachte an Anne. Die dürfte das Band längst abgehört haben. Ob die Polizisten noch nach seinem Handy suchten? Immer wieder kehrten seine Gedanken zurück zu Dreilich. Er versuchte so etwas wie einen Plan zu finden, nach dem er vorgehen könnte. Aber er war verwirrt, und die Angst vor dem, was kommen würde, blockierte seine Überlegungen. Er nahm sich vor, Dreilich zu überrumpeln. Aber dann fiel ihm ein, dass dieser längst wusste, um was es ging. Dreilich wusste es besser als Stachelmann. Aber immerhin, Dreilich wusste nicht, was Stachelmann wusste. Vor allem ahnte er nicht einmal, was der Zweck des Besuches war. Was konnte ein Behördenvertreter von einem wollen?
    Wieder fuhr eine S75 ein. Die Wagen waren voll, Stachelmann drängte sich zwischen die Leute, die im Gang standen. Er hielt sich an einer Stange fest. Es war stickig in dem Wagen, es roch nach Schweiß, Parfüm, Rasierwasser, auch nach altem Speiseöl. Er sah hinaus in den Regen.
    Am Alexanderplatz stieg er aus und wechselte zur U-Bahn-Station. Er hatte sich kaum erholt, die Angst wurde stärker.
    Während er auf den Zug wartete, drängte es ihn aufzugeben. Es ist doch Aufgabe der Polizei, den Fall aufzuklären. Gehst du eben noch einmal in U-Haft, die Wahrheit kommt raus. Aber dann packte ihn die Idee, dass er Opfer eines Justizirrtums würde. In diesem Spiel ist alles so sortiert, dass du nur verlieren kannst. Sie werden es als weiteren Beweis deiner Schuld werten, dass du abgetaucht bist. Wer vor der Polizei flieht, hat etwas zu verbergen. Du hast dich entschieden zu recherchieren, also bring es zu Ende.
    Der Zug fuhr ein, die Bremsen quietschten. Eine eisige Bö fegte über den Bahnsteig. Diesmal fand Stachelmann einen Sitzplatz. Er zog die Zeitung aus der Tasche und verbarg sich dahinter. Am Bahnhof Weberwiese sah er zwei Polizisten, er drehte sich mit der Zeitung zum Fenster. An der nächsten Station stieg er aus. Er lief eine kurze Strecke auf der Frankfurter Allee in Richtung Osten, dann zweigte die Liebigstraße links ab. An der Ecke lag das Bauamt, wie ein Schild erklärte. Die Dreilich Securitas belegte das Erdgeschoss eines niedrigen Plattenbaus, dessen Fassade erst vor kurzem aufgefrischt worden war. Das Firmenschild war aus Messing, schnörkelig beschriftet, ein hilfloser Versuch zu protzen. Warum hatte Dreilich seine Firma im Osten angesiedelt? Weil die Mieten niedriger waren?
    Er drückte auf die Messingklingel. »Ja?« Eine Männerstimme ertönte aus dem Lautsprecher.
    »Dr. Kotzan.«
    Es summte. Stachelmann drückte die Tür auf. Im Flur zeigte ein Pfeil den Weg zur Tür. Ein Mann stand im Vorzimmer. Als er Stachelmann sah, sagte er: »Kommen Sie mit.« Kein Händedruck, keine Begrüßung.
    Stachelmann folgte ihm in ein großes Büro. Offenkundig waren die Angestellten nicht mehr anwesend. Hatte Dreilich sie nach Hause geschickt?
    »Bitte«, sagte Dreilich. Er zeigte auf einen Stuhl in einer Besprechungsecke.
    Stachelmann zog seinen Mantel aus und legte ihn über einen anderen Stuhl. Dann setzte er sich auf den zugewiesenen Platz. Dreilich setzte sich Stachelmann gegenüber. Er hatte das Licht im Rücken. Gut, dass draußen dunkle Wolken die Sonne verdeckten. Dreilich schaute ihn an und sagte nichts.
    Stachelmann spürte Unsicherheit und Aufregung. Es war doch falsch, was er tat. »Ich bin gewissermaßen als Privatperson hier«, sagte er. »Allerdings weiß meine Abteilung in der Behörde, wo ich bin.«
    Dreilich schaute ihn an, ohne sich zu rühren.
    »Ich gehöre zu dem Team, das unter anderem die Akten der Hauptabteilung IX/9 des MfS bearbeitet. Die bekämpfte Fluchthelfer, aber das wissen Sie ja selbst. Wir fügen Papierschnipsel aneinander, Deutschlands größtes Puzzlespiel. Das ist eine mühsame Arbeit.« Er schaute Dreilich an, der rührte sich nicht. »Aber die Arbeit lohnt sich. Zuletzt sind uns einige interessante Namen untergekommen. Ihrer zum Beispiel. Sie waren Fluchthelfer, stimmt das?«
    Dreilich nickte kaum sichtbar. Er sagte nichts, wollte erst hören, was dieser Dr. Kotzan wusste und warum er gekommen war.
    »Sie waren aber auch Inoffizieller Mitarbeiter.« Stachelmann schaute Dreilich in die Augen. Die waren leer.
    »Sie waren IM«, wiederholte Stachelmann.
    Dreilich antwortete nicht.
    »Wir

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