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Mit Blindheit Geschlagen

Mit Blindheit Geschlagen

Titel: Mit Blindheit Geschlagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Organisation gewesen sein. So einer wie Wilhelm Schlösser zum Beispiel.
    Der hat vielleicht bei der Birthler-Behörde seine Akten eingesehen und festgestellt, wer ihn verpfiffen hat.«
    »Schöne Theorie, das wüsste ich aber. Und mich hätte man auch verpfeifen können, hat es aber nicht getan.«
    »Ist ja nur eine Überlegung.«
    »Ich will Sie nicht bei Ihren Spekulationen stören, aber eigentlich wollten Sie doch die Namen wissen.« Er war verunsichert, Stachelmann hörte es.
    »Kramer oder Krämer hatte ich schon gesagt. Dann war da noch die Ortlep, Frau Dr. Ortlep, die kam aus Schönberg. Die hatte sich in einen Westdeutschen verliebt, und ihr Ausreiseantrag war abgelehnt worden.«
    »Aus dem Schönberg bei Lübeck?«
    »Glaub schon.«
    »Und die anderen?«
    »Dann war da noch ein Herr Adams aus Wismar, hatte irgendwas mit Schifffahrtstechnik zu tun.«
    »Wo wohnt der heute?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Aber Sie suchen Ihre Unterlagen?«
    »Hab ich doch gesagt. Melden Sie sich Ende nächster Woche.
    Und fragen Sie doch mal den Pawelczyk. Der hat ein Gedächtnis, das ist schau.«
    »Der will am Telefon nichts sagen.«
    »Ist ne alte Angewohnheit in unseren Kreisen. Wenn Sie nicht bei mir in der Küche gesessen hätten, würden Sie von mir am Telefon nicht mal die Uhrzeit erfahren. Feind hört mit.«
    Kaum hatte er aufgelegt, klingelte das Telefon. Es war Ines.
    »Hallo.«
    »Wir dürfen nicht miteinander reden, sagt die Polizei.«
    »Die hört es ja nicht.«
    »Hoffentlich.« »Du hast Angst.« »Ja, kein Wunder. Ich werde hier von einem Irren belästigt.«
    Er erzählte, dass jemand in seine Wohnung eingedrungen war.
    »Ruf die Polizei.«
    »Hab ich, die glauben mir nicht.«
    Sie schwieg einen Augenblick. »Kennst du jemanden, der für ein paar Tage bei dir einziehen würde, um aufzupassen, wenn du weg bist?«
    Er kannte jemanden, aber die hatte gerade ein Baby bekommen. »Nein.«
    »Dann zieh zu mir.«
    »Das geht nicht, du weißt doch.«
    »Und wenn du den Staatsanwalt drängst, die Auflage aufzuheben? Sie haben mich doch schon ausgequetscht und dich wohl auch. Wir können keine Aussagen mehr verabreden.«
    »Das stimmt schon. Aber ich will nicht daran rühren. Nachher bringe ich die noch auf dumme Ideen.«
    »Lass es doch deinen Anwalt machen, du hast doch einen?«
    »Ja. Es geht nicht.«
    »Gut, wenn es nicht geht.«
    Er hörte die Enttäuschung. Und verstand Ines nicht, ihr Mann war gerade ein paar Tage tot.
    »Weißt du etwas über gescheiterte Fluchthilfeunternehmen deines Manns?«
    »Ach, damit beschäftigst du dich.«
    »Ich muss, die halten mich für den Mörder.«
    »Daran bin ich schuld.« Sie klang traurig. »Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass du ihn suchst.«
    »Du konntest nicht wissen, was herauskommt dabei.«
    »Trotzdem, es war nicht deine Aufgabe.«
    »Nun ist es passiert.«
    »Was machst du nun?«
    »Solange die mich frei herumlaufen lassen, schau ich mich ein bisschen um in der Szene. Du hast meine Frage nicht beantwortet, wegen der Fluchthilfepleiten.«
    »Davon weiß ich nichts Genaues. Wolf hat mir natürlich erzählt, wenn was schief gegangen ist, er war dann immer furchtbar deprimiert. Einmal wollte er es hinschmeißen. Wir bringen mehr Leute in den Knast, als wir rausholen aus dieser Scheiß-DDR. Er hat ja selbst im Knast gesessen, in Untersuchungshaft.«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Woher auch. Er hat mir mal was erzählt, aber gern hat er nicht darüber gesprochen.«
    »Es gibt Schöneres als eine Zelle.«
    »In der DDR war Knast was anderes.«
    »Bestimmt. Also, du weißt keine Namen oder etwas anderes, das mir weiterhilft?«
    »Nein.«
    Als das Gespräch beendet war, setzte sich Stachelmann in die Küche. Er goss sich einen Becher Tee ein. Ines rührte ihn, sie hatte ihren Mann verloren, aber sorgte sich um ihn. Das war er nicht gewohnt. Die Ehe war schlecht gewesen, vielleicht hatte Griesbach schon lange eine Beziehung zu einer anderen Frau. Er stutzte. Und wenn diese Frau einen Mann oder Freund hatte? Und wenn der eifersüchtig war? Er hatte ein weiteres mögliches Motiv gefunden. Du musst es aufschreiben, langsam wird es unübersichtlich.
    Er fand sein Notizbuch auf dem Schreibtisch im Wohnzimmer und nahm es mit in die Küche. Er trank einen Schluck Tee und begann zu schreiben. Er notierte alles, was geschehen war, ohne Bewertung und chronologisch. Dann eine neue Überschrift: Motive. Also, die Eifersucht, wenn Griesbach eine Freundin hatte. Rache eines

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