Mit Blindheit Geschlagen
Ihnen Ihren Glauben.«
»Den Leuten kann nichts passieren, wenn Sie mir die Namen nennen.« »Außer dass sie als Mörder verdächtigt werden.«
»Wollen Sie denn nicht, dass Wolles Mörder geschnappt wird?«
»Schon. Ich denk drüber nach. Rufen Sie heute Abend noch mal an.« Er legte auf.
»Kommen Sie mal!« Der Boxer rief.
Stachelmann ging ins Wohnzimmer.
»Sie haben ja ein komisches Passwort.«
Stachelmann hätte fast erwidert, er habe noch nie eines gehabt.
»Und dass man so ein Passwort vergisst, ist eigentlich unmöglich. Sachen gibt’s.« Er zeigte auf den Bildschirm. In einem Windowsfenster stand als Benutzername Ich_komme und als Passwort wieder.
Stachelmann fröstelte.
»Ich habe es jetzt so eingestellt, dass Sie sich nicht anmelden müssen. Hier wird sich ja keiner an Ihrem Computer vergreifen.«
»Nein, nein, ich will, dass man sich anmelden muss.«
»Okay. Suchen Sie sich ein Passwort aus mit Buchstaben, Ziffern und Sonderzeichen, mindestens acht Stellen. Das ist praktisch nicht zu knacken. Es sei denn, jemand benutzt so ein Programm wie ich.«
»Ist ja tröstlich.«
Der Mann kassierte einhundertzwanzig Euro. Stachelmann gab ihm einen Scheck, er hatte nicht mehr genug Bargeld. Als der Boxer gegangen war, rief Stachelmann erneut bei Wittstock an. Der war diesmal selbst am Apparat. »Sie haben es aber eilig«, sagte er.
»Versetzen Sie sich in meine Lage«, sagte Stachelmann.
»Lieber nicht«, sagte Wittstock. »Rufen Sie in einer Stunde
noch mal an, ich durchforste mal meine Unterlagen. Ob ich alle Namen hab, bezweifle ich aber.«
Stachelmann schaute auf die Uhr, Ossi musste jetzt im Präsidium sein. Er wählte die Nummer, Ossis Kollegin nahm ab und reichte den Hörer weiter. Stachelmann berichtete von dem Eindringling.
»Hol die Polizei«, sagte Ossi. »Was Originelleres fällt mir nicht ein. Ein Amt für Gespensterjagd gibt’s auch in Schleswig-Holstein nicht.«
»Die Polizei habe ich gerufen, die glauben mir kein Wort. Die halten mich für verrückt, und einem Verrückten kann man einen verrückten Mord zutrauen. Auch dass der das Opfer im Kofferraum spazieren fährt. Du musst mir helfen. Schick die Spurensicherung, irgendwas muss der Kerl hinterlassen haben.«
»Das darf ich nicht, es ist Sache der Lübecker Kripo. Soll ich die mal anrufen und sie über deinen Geisteszustand aufklä
ren?«
»Lass es!« Stachelmann legte auf.
Ungeduldig wartete er eine Stunde. Er lief durch die Wohnung, hörte Radio, blätterte in der Zeitung, spähte aus dem Fenster, um zu sehen, ob ihn jemand beobachtete. Dann rief er Wittstock wieder an.
»Also, ich hab drei Namen gefunden. Gefunden ist vielleicht falsch, ich habe meinen Grips angestrengt, Papiere hab ich wohl nicht mehr.«
»Und wenn Sie vielleicht doch noch mal gucken, auf dem Dachboden, im Keller …«
»Eigentlich hatte ich am Wochenende was anderes vor. Nächste Woche schau ich im Keller. Da könnt was sein.«
»Danke.«
»Vielleicht genügt ja erst mal, was ich in meinen Hirnzellen zusammengesucht habe. Also, da gab es dieses Pärchen, Kramer hießen die. Oder Krämer? Jedenfalls stammten sie aus Dresden. Die gingen in Helmstedt hoch, zusammen mit Willy.«
»Willy?«
»Wilhelm Schlösser. Das war einer von uns.«
»Und wo lebt der jetzt?« Es war möglich, dass Willy sich verraten fühlte.
»Weiß ich nicht. War jedenfalls ’ne komische Geschichte. Wir hatten einen Käfer umgebaut und waren sicher, es klappt. Aber die Stasi muss einen Tipp gekriegt haben. Die wussten es und haben den Wagen gleich rausgewinkt an der Grenze. Was sie nicht wussten, war, dass ich dem Wagen gefolgt bin, um zu sehen, wie es läuft.«
»Und wie sind die drauf gekommen?«
»Die haben wohl irgendein Telefon abgehört, in Westberlin war das für die ein Klacks. Zuletzt habe ich erfahren, das machten die sogar bei Telefonzellen.«
»Oder es gab einen Spitzel in Ihrer Organisation.«
Wittstock schnaufte. »Damit haben wir natürlich immer gerechnet und den Laden übersichtlich gehalten. Trotzdem kann man es nicht ausschließen, aber es ist unwahrscheinlich. Also, ich lege für jeden die Hand ins Feuer.«
»Auch für Pawelczyk?« Es rutschte Stachelmann heraus.
»Natürlich.«
»Und für Wolle?«
»Der hat unsere Organisation gegründet.«
»Ja und?«
»Sie glauben, ein Stasi-Spitzel gründet eine Fluchthilfeorganisation?«
»Unwahrscheinlich, nicht unmöglich. Wenn es so wäre, gäbe es noch ein Motiv, dann könnte es einer aus der
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