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Mit dem Blick aufs weite Meer

Mit dem Blick aufs weite Meer

Titel: Mit dem Blick aufs weite Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Grant
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Auto war nicht mehr da, nur der Lieferwagen stand noch vor dem Geschäft. Harvey ist also noch hier, überlegte sie. Sie würde mit ihm und Scott nach Hause fahren und für alle drei das Abendessen machen. Bis dahin würde sie auch ihr seelisches Gleichgewicht wiedergefunden haben, das dieser Mann aus Kanada ins Wanken gebracht hatte. Kein Wunder, dass Charlotte mit ihm nicht zurechtkam!
    Angela wollte die Ladentür öffnen, aber sie war verschlossen. Sie konnte sich nicht vorstellen, wo Harvey um diese Zeit ohne Auto hingegangen sein könnte. Die Tür zur Werkstatt war ebenfalls abgeschlossen, und alles war dunkel. Der Lieferwagen stand zwar vor der Tür, aber Angelas Autoschlüssel und Zulassung lagen in ihrer Tasche im Laden. Sie warf noch einen Blick ins Wageninnere, aber Harvey hatte den Schlüssel nicht im Zündschloss stecken lassen.
    Angela machte sich zu Fuß auf den Heimweg und sagte sich, dass Bewegung an der frischen Luft gut für sie sei. Sie schlenderte die steil ansteigende Straße bis zum Postamt hoch und genoss den Ausblick über den Füget Sound.,
    Als sie das graue Postgebäude gerade passiert hatte, hielt ein Auto neben ihr an. Jemand sagte: “Angie! Steig ein, ich nehm dich mit.”
    Es war Charles, ein junger Chiropraktiker, mit dem sie letztes Jahr befreundet war.
    Lächelnd hielt er ihr die Beifahrertür des Sportwagens auf.
    Obwohl Angela wusste, dass sie um eine Verabredung mit Charles nicht herumkommen würde, stieg sie erleichtert ein, denn ihre Füße begannen schon zu schmerzen.
    Charles warf ihr einem neugierigen Seitenblick zu und fragte: “Was hast du in letzter Zeit so gemacht?”
    “Mit Sicherheit habe ich zu wenig Sport getrieben”, erklärte sie ironisch. “Ich bin diesen Hügel kaum hochgekommen.”
    “Wie war’s mit Sonntag?” schlug Charles vor. “Wir könnten eine Strandwanderung nach Point Wilson machen.”
    “Das geht leider nicht.” Sie hätte doch zu Fuß weitergehen sollen. Charles war zwar ein netter Kerl, wollte aber unbedingt heiraten und eine Familie gründen.
    Gegen eine Ehe hatte sie zwar nichts, doch sie hatte den richtigen Mann noch nicht gefunden. Charles war es nicht. Er war beruflich ehrgeizig und wollte eine Praxis in Seattle eröffnen. Angela war überhaupt kein Stadtmensch - auch keine Weltenbummlerin, was Ben von ihr verlangt hatte.
    Angela hatte Ben sehr geliebt, stürmisch und leidenschaftlich bis zur Selbstaufgabe. Sie hatte Hals über Kopf in die Heirat eingewilligt und war sogar mir Ben davongelaufen, als ihre Eltern ihre Zustimmung verweigert hatten. Heute wusste sie, dass ihre Eltern recht gehabt hatten, denn sie war für dieses rastlose und aufreibende Leben mit Ben nicht geschaffen gewesen.
    Am Anfang war ihr alles noch wie ein Wunder vorgekommen. Sie hatte gedacht, sie könnte ihre Träume verwirklichen, ohne zu wissen, dass Ben nicht die gleichen Träume hatte. Sie waren ständig umhergezogen, ohne irgendwo richtige Wurzeln zu schlage n.
    Angela hatte von einer Familie geträumt, doch Ben hatte keine haben wollen. Als sie dann schließlich nach fünf Jahren Wanderschaft schwanger geworden war, hatte sie die bittere Erfahrung machen müssen, dass Ben sein Leben nicht mit Kindern hatte teilen wollen.
    Schaudernd erinnerte sie sich an jenen entsetzlichen Tag, als sie auf der anderen Seite des Kontinents plötzlich völlig allein dagestanden war. Mit einemmal fühlte sie heiße Luft, die ihr ins Gesicht blies, und merkte, dass Charles die Heizung ange stellt hatte. In dem engen Sportwagen wurde es schnell unerträglich stickig. Charles redete mit ihr, und Angela nickte zustimmend, ohne ein Wort verstanden zu haben.
    “Ich hole dich dann in einer halben Stunde ab, einverstanden?”
    “Wie bitte?” Sie nahm sich vor, genauer hinzuhören. Charles hätte sie fragen können, ob sie ihn heiraten wolle, und sie hätte ebenfalls zugestimmt. “Ich fürchte, ich habe heute abend wenig Lust auszugehen”, protestierte sie schwach.
    “Es wird dir bestimmt gefallen.” Angela hatte vergessen, wie einschmeichelnd seine Stimme klingen konnte, wenn er etwas erreichen wollte. “Du gehst doch gern ins Theater, und das Stück soll sehr lustig sein. Eine meiner Patientinnen behauptet, sie habe sich halbtot gelacht.”
    Sie waren vor dem Haus angekommen. In der Einfahrt parkte ein rotes Auto.
    Kent Ferguson!
    Angela vermutete, Harvey hatte ihn in seiner großzügigen Art eingeladen, bei ihnen zu übernachten. Dann wäre sie den gesamten Abend seinem

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