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Mit dem Blick aufs weite Meer

Mit dem Blick aufs weite Meer

Titel: Mit dem Blick aufs weite Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Grant
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was an ihn erinnert hätte.
    Aus Bens Kindheit existierten einige Fotos, die in Harveys Arbeitszimmer hingen. Sein Tod hatte eine große Lücke in der Familie hinterlassen, aber das Leben nahm allmählich wieder seinen gewohnten Gang. Armer Ben, vergessen, als hätte es ihn nie gegeben. Er hatte nicht erwachsen werden wollen. Angela verließ er, als die Ehe ihm Verantwortung abverlangte. Er beendete sein Leben einsam auf einer Landstraße in Iowa, und seine Familie erfuhr erst Wochen später von dem tödlichen Unfall.
    Angela packte Harveys Reisetasche und ließ sich dann ein Bad einlaufen. Während sie später im heißen Wasser lag, hörte sie den Stimmen zu, die gedämpft aus dem Wohnzimmer nach oben drangen. Worüber mochten sie sich unterhalten? Angela hatte selten zwei so unterschiedliche Menschen gesehen. Harvey, der Handwerker mit dem wettergegerbten Gesicht, und der clevere Geschäftsmann Kent, der wahrscheinlich nicht einmal Jeans besaß.
    Falls er tatsächlich Sportschuhe haben sollte, dann sicherlich die teuerste Marke, die es überhaupt gab.
    Charlotte hätte mit ihrer erfrischenden Art gut in das Leben von Port Townsend gepasst, während Kent hier völlig fehl am Platz war. Morgen würde er verschwinden und mit Harvey nach San Francisco fliegen. Angela hoffte, dass alles glattgehen würde und Charlotte sich von Harvey und Kent nicht in die Enge getrieben fühlte.
    Charles kam fünf Minuten zu früh. Er hatte sich umgezogen. Jetzt trug er saloppe Slacks und einen braunen Pullover, der Angela immer so gut gefallen hatte. Angela selbst hatte einen blauen weiten Rock angezogen. Dazu trug sie eine Bluse im gleichen. Ton, die an der Vorderseite mit einer Kordel zugeschnürt wurde. Der, weite Rock schwang ihr um die Beine, als sie sich umdrehte und kurz den Kopf durch den Türspalt steckte, “Charles ist gekommen”, rief sie. “Ich gehe jetzt.”
    “Viel Spaß”, sagte Hervey lächelnd.
    “Danke.” Sie täuschte eine gehobene Stimmung vor. Als Kent Ferguson aufstand und sie ansah, wurde sie sofort ernst. Sie würde erst wieder aufatmen können, nachdem er abgefahren war.
    Er kniff die Augen zusammen. “Guten Abend”, wünschte er mit Nachdruck. “Wir sehen uns dann später.”
    Nicht, wenn ich es verhindern kann, dachte sie.
    Das Stück war wirklich so lustig, wie Charles angekündigt hatte, und Angela amüsierte sich köstlich über die schusselige Sprechstundenhilfe auf der Bühne, die die psychiatrische Praxis ihres Chefs völlig auf den Kopf stellte.
    Anschließend gingen sie Arm in Arm zum Auto zurück. Charles sagte mit seiner leisen einschmeichelnden Stimme: “Ich habe eine Flasche Champagner kaltgestellt und eine Schokoladentorte im Kühlschrank.”
    Natürlich hatte Charles nicht vergessen, wie sehr sie Schokolade liebte! “Besser nicht”, lehnte Angela ab. Wären sie erst einmal allein in der Wohnung, würde Charles leise Musik spielen lassen. Und da sie ja seine Hartnäckigkeit und Überredungskünste kannte, wusste sie, wie dieser Abend enden würde.
    “Was hältst du von einem Drink? ” schlug er vor. “In der kleinen Bar am Hafen?”

    “Wäre es nicht besser, irgendwo noch eine Kleinigkeit zu essen?” fragte sie. Angela hatte zwar keinen Hunger, aber zum Nachhausegehen fand sie es noch zu früh.
    “Bei mir?”
    “Nein. Am besten in einem Schnellrestaurant.”
    Angela musste lachen, als Charles sich vor Abscheu schüttelte. Sie fuhren zu einem kleinen Lokal in einem alten viktorianischen Gebäude, das jetzt zu einem Gästehaus umgebaut worden war. Nach dem Essen war Angela mit dem Besuch in der Hafenbar einverstanden Dort spielte Musik, nach der man tanzen konnte. Obwohl Charles Walzer liebte, suchte sich Angela die schnellen Tänze aus und konnte so wenigstens von ihm Abstand halten.
    Als sie die Bar schließlich nach Mitternacht verließen, nahm er sie im Auto in die Arme.
    “Angela”, flüsterte er und küsste ihren Nacken. “Ich habe dich in den letzten Monaten so vermisst.”
    “Charles …” Wie dumm war sie doch gewesen!
    “Heirate mich”, sagte er zärtlich, während er mit den Lippen ihren Nacken liebkoste.
    “Charles, hör auf! Du kitzelst mich! Ich will nicht heiraten.”
    “Dann…” Er berührte sie in eindeutiger Absicht.
    “Auch das nicht!” wehrte sie energisch ab. “Hör zu, Charles, wir sind… einfach nur Freunde.
    In Ordnung?”
    Nichts war in Ordnung. Angela hatte drei Monate lang gebraucht, um ihn davon zu überzeugen, dass sie nicht die

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