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Mit dem Blick aufs weite Meer

Mit dem Blick aufs weite Meer

Titel: Mit dem Blick aufs weite Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Grant
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forschenden Blick ausgesetzt. Sie hasste seine Angewohnheit, sie ständig zu beobachten, außerdem machte es sie nervös. Und nach Scotts offenem Bekenntnis, dass sie Kent .nicht ausstehen könne, würde alles noch unangenehmer werden.
    Charles redete immer noch auf sie ein. Diese Eigenart, durch sanftes beharrliches Reden seinen Willen bei ihr durchzusetzen, war der Grund gewesen, weshalb sie vor einem Jahr mit ihm Schluss gemacht hatte. Nach kurzer Überlegung gab sie jedoch nach, denn ein Abend mit Kent Ferguson wäre das weitaus größere Übel.
    “Also gut”, sagte sie hastig, “ich komme mit ins Theater. Du kannst mich in einer Stunde abholen.”
    Sobald Angela die Haustür geöffnet hatte, konnte sie Kents energische Stimme hören. Sie hängte ihre Leinentasche in den Garderobenschrank und ging ins Wohnzimmer.
    Scott hockte mit aufgesetzten Kopfhörern vor dem Fernseher und sah sich einen Videofilm von Aschenputtel an. Angela vermutete, dass er den Text inzwischen auswendig wissen müsste, denn er hatte den Streifen in den letzten Tagen ständig gesehen.
    Kent hatte es sich in Harveys Lieblingssessel bequem gemacht, während Harvey ihm mit vorgebeugten Oberkörper auf dem Sofa gegenübersaß und gespannt zuzuhören schien.
    “… ziemlich früh. Sie sollten gegen neun Uhr kommen. Sie wohnt im Hotel Sheraton”, sagte Kent gerade.
    Angela kam näher. “Sprecht ihr gerade von Charlotte?”
    Kent fuhr zusammen, aber er drehte sich nicht nach ihr um, und plötzlich störte es Angela, dass er sie nicht anschaute.
    “Was macht Charlottes Boot?” wollte sie wissen.
    Kent zuckte gleichmütig die Schultern. “Es schwimmt noch.”
    “Wo ist es?” fragte sie weiter.
    “Es liegt vor dem Royal Vancouver Yacht Club.”
    “Ziemlich spießig für Charlotte.” Aber das sieht ihm ähnlich, dachte sie. Für ihn muss es das Beste und Teuerste sein. Sicherlich sind seine Freundinnen ebenfalls kostspielig und erstklassig.
    Harvey erklärte jetzt: “Sie ist in San Francisco, Angie. Morgen kann ich mit Kent hinfliegen.”
    “Weiß Charlotte, dass du kommst?” Angela konnte es ihren Gesichtern ablesen, dass sie davon keine Ahnung hatte. “Du willst sie einfach ohne Vorwarnung überfallen?”
    “Ich muss mit ihr reden.”
    Angela nickte, denn ihr war klar, dass Harvey von Charlotte das “Nein” erst selbst hören musste, um endlich aufzugeben. Aber Angela konnte sich nicht erklären, aus welchem Grund Kent ihm helfen wollte. Warum spielte er den Heiratsvermittler?
    “Würdest du für mich packen?” fragte Harvey.
    “Gern. Ich erledige das sofort. Barney ist übrigens ins Krankenhaus gefahren.”
    “Das habe ich vermutet. Glaubst du, dass er dort wieder zum Abendessen bleibt?”
    “Wahrscheinlich. Er wird Scott später abholen.”
    Kent Ferguson hatte jedes Wort ihrer Unterhaltung aufmerksam verfolgt. Angela spürte deutlich, dass er sich nur für sie interessierte und nur wegen ihr zurückgekommen war. Seit Scotts Bemerkung über sie und Ben wusste Kent, dass sie nicht mehr verheiratet war.
    Harvey stand auf und schlenderte zum Fenster. “Kent übernachtet bei uns. Ich dachte, er könne in dem Zimmer gegenüber deinem schlafen.”
    Auch ohne hinzusehen, wusste Angela, dass Kent sich zu ihr herumgedreht hatte. Sie fühlte ganz deutlich, wie er sie beobachtete. Und jetzt wurde sie auch noch rot.
    “Ich werde das Bett machen”, sagte sie rasch und war froh, weggehen zu können. “Danach packe ich auch gleich deine Tasche. Nimmst du den grauen Anzug mit? Während der Fahrt könntest du ja den braunen anziehen. Übrigens müsst ihr euch heute das Abendessen selbst zubereiten, weil ich mit Charles verabredet bin.”
    “Charles?” fragte Harvey überrascht. Er hatte ihn immer gern gehabt und schlug deshalb er gutmütig vor: “Geh und mach dich fertig. Meine Tasche kann ich auch selbst packen.”
    “Ich habe noch genügend Zeit.” Wenn sie das Zimmer hergerichtet und Harveys Tasche gepackt hatte, würde ihr gerade noch genügend Zeit bleiben, um sich zurechtzumachen.
    Genau das wollte sie auch. So brauchte sie nicht mehr zurückzukommen und vor Kent Unbefangenheit vorzutäuschen.
    Beim Hinausgehen fuhr sie Scott liebevoll über das weiche Haar. Er brummte etwas und verfolgte gebannt die bösen Stiefschwestern auf dem Bildschirm, wie sie Aschenputtel demütigten. Angela eilte nach oben, holte frische Bettwäsche und überzog das Bett. Das Zimmer war früher Bens Kinderzimmer gewesen, obwohl es nichts mehr gab,

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