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Mit dem Blick aufs weite Meer

Mit dem Blick aufs weite Meer

Titel: Mit dem Blick aufs weite Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Grant
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richtige Frau für ihn war, und nun hatte sie an einem einzigen Abend alles wieder zunichte gemacht.
    Endlich gelang es ihr, Charles auf den Fahrersitz zu schieben und ihn zu überreden, sie nach Hause zu fahren. Aber dort angekommen, umarmte er sie wieder. Angela wehrte sich verbissen, bis sie schließlich freikam und aussteigen konnte.
    “Such dir eine andere Frau, Charles.”
    “Ich hatte schon eine Verabredung mit meiner neuen Sprechstundenhilfe gehabt”, gestand er langsam.
    “Das ist gut. Sie ist ausgesprochen hübsch.” Angela erinnerte sich vage an ein Mädchen mit dunklem glattem Haar und einem ernsten Gesicht.
    Das Haus war wenigstens dunkel, nur die Lampe an der Außentreppe brannte. Angela lief die Stufen hoch und öffnete die Haustür. Gleichzeitig hörte sie das knirschende Geräusch des abfahrenden Autos auf dem Kiesweg, Sie hatte vergessen, wie anstrengend Charles, sein konnte, und schwor sich, nie wieder mit ihm auszugehen.
    Im Haus herrschte eine wohltuende Ruhe. Barney hatte Scott sicherlich schon vor Stunden abgeholt, und Harvey und Kent waren längst zu Bett gegangen. Angela machte kein Licht, denn durch die geöffnete Wohnzimmertür fiel genügend Mondlicht in den Flur.
    Sie ging in die Küche, öffnete den Kühlschrank und holte im Schein der Innenbeleuchtung ein Glas aus der Küchenschrank. In kleinen Schlucken trank sie das eisgekühlte Gingerale.
    Die sprudelnden Kohlensäurebläschen stiegen ihr in die Nase.
    Sie schloss die Kühlschranktür, und um sie herum war alles wieder dunkel. Angela hatte ihre Schuhe gleich an der Haustür ausgezogen und bewegte sich lautlos auf Strümpfen in dem geräumigen Haus. Eigentlich war es für Harvey und sie viel zu groß. Aber Harvey war hier mit Anna bis zu ihrem Tod glücklich gewesen. Ihre beiden Söhne waren hier aufgewachsen, und Anna schien immer noch gegenwärtig zu sein. Angela hatte Harveys warmherzige und sanfte Frau eigentlich stets als ihre richtige Mutter angesehen.
    Angela trat ins Wohnzimmer und blickte aus dem Fenster auf die mondbeschienenen Hügel und die Berge auf der anderen Seite des Hafens. Sie genoss die angenehme Stille um sich herum.
    Im nächsten Moment hätte sie fast das Glas fallen lassen, als sie eine Stimme hinter sich hörte.

4. KAPITEL
    Im Zimmer waren nur schwache Konturen zu erkennen. Angela versuchte, sich in der Dunkelheit zu orientieren, und entdeckte schließlich in Harveys Sessel die Umrisse eines Mannes.
    “Hat Ihnen die Versöhnung gefallen?” kam Kents tiefe Stimme aus der Dunkelheit.
    Angela trat hastig vom Fenster weg, weil ihr plötzlich einfiel, dass ihre Figur sich vor dem helleren Hintergrund scharf abzeichnete. “Welche Versöhnung?” fragte sie.
    Kent rührte sich nicht, doch seine Gegenwart schien das ganze Zimmer auszufüllen. Jetzt hörte Angela ihn vorwurfsvoll sagen: “Harvey verriet mir, Sie seien seit Monaten nicht mehr mit Charles ausgegangen. Warum ausgerechnet heute abend?”
    Sie presste die Finger gegen das kühle Glas und suchte nach einer geeigneten Erklärung.
    Doch dann beschloss sie, die Wahrheit zu sagen.
    “Sie wissen, warum. Ich wollte Ihnen aus dem Weg gehen.”
    Kent saß zwischen ihr und der Flurtür, so dass sie an ihm vorbei musste, wenn sie das Zimmer verlassen wollte. Aber sie wagte nicht, einen einzigen Schritt zu machen. Kent könnte aufstehen und sie aufhalten. Sie wusste nicht, wie sie auf seine Berührung reagieren würde.
    “Warum interessieren Sie sich für Charles? Und warum für mich?” fragte sie leise.
    “Weshalb haben Sie mir erzählt, Sie seien verheiratet?”
    Angela überkam ein beklemmendes Gefühl. Eine Wolke musste sich vor den Mond geschoben haben, denn im Zimmer war plötzlich nichts mehr zu sehen.
    “Sie haben mich in dem Glauben gelassen, Barney wäre Ihr Mann.”
    “Das geht Sie gar nichts an”, erwiderte sie und bekam mit einemmal Angst vor ihm.
    Plötzlich hörte sie ein Geräusch und wusste, dass er aufgestanden war. Erschrocken fuhr sie zusammen. Mit den nackten Füßen bewegte sie sich lautlos auf dem Teppich. Sie war Kent gegenüber im Vorteil, weil sie den Standort eines jeden einzelnen Möbelstücks im Zimmer genau kannte und Kent deshalb leicht ausweichen konnte.
    Plötzlich fühlte sie, dass er direkt vor ihr stand, obwohl er sie nicht berührte. Sie nahm nur einen etwas dunkleren Schatten wahr.
    “Lassen Sie mich vorbei.” Es sollte bestimmt klingen, aber Angela brachte nur ein Flüstern hervor.
    “Nein.”
    Es gelang ihr

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