Mit dem Blick aufs weite Meer
mich zurechtkommen muss?”
“Viel Spaß”, sagte Angela zärtlich. Sie wünschte sich, dass es klappen würde. Und wenn Charlotte mit ihm nur ein Spiel trieb und sich nach zwei Wochen wieder aus dem Staub machte .. ?
Obwohl Angela sich für völlig verrückt hielt, wartete sie während dieser Zeit ständig darauf, dass Kent zur Tür hereinkommen würde.
An einem regnerischen Freitagnachmittag Ende August kam Kent wirklich. Barney führte gerade unten am Hafen eine Reparatur aus. Harvey hielt sich wahrscheinlich immer noch irgendwo in Mexiko auf, und Sally war mit Scott und dem Säugling zu Hause.
Angela war allein im Laden und schnitt gerade die Teile für ein neues Hosenmodell zu. An diesem Nachmittag war sie nur zweimal gestört worden. Das schlechte Wetter hinderte anscheinend die meisten daran, auf die Straße zu gehen.
Als die Tür aufgerissen wurden, fegte eine Windböe den Regen ins Ladeninnere. Angela blickte von ihrer Arbeit auf und sah den Hinterkopf eines Mannes, darunter den hochgeschlagenen Kragen eines hellbraunen Regenmantels. Der Wind drückte von außen gegen die Tür, so dass der Mann sich dagegen stemmen musste, um sie schließen zu können.
Es war Kent. Angela verschob die Schnitteile und zog noch zwei Stecknadeln aus dem Nadelkissen, bevor sie fragte: “Suchst du Charlotte?” Angela war froh, dass ihre Stimme ruhig und sicher klang.
Ohne Hast zog er den Regenmantel aus und legte ihn über den Tresen.
“Du kannst ihn auf den Kleiderhaken dort hinten hängen.” Sie deutete in die Richtung.
Warum hatte sie das nur gesagt? Es klang wie eine Aufforderung zum Hierbleiben.
Als hätte Kent sie nicht gehört, ließ er den Mantel liegen und ging um die Ausstellungsregale herum in den rückwärtigen Ladenteil. Er trug einen braunen Pullover, darunter ein Hemd, dessen Kragen am Hals offenstand. Abgesehen von jenem Abend im Wohnzimmer hatte sie ihn noch nie ohne Krawatte gesehen.
“Charlotte ist nicht hier”, erklärte Angela.
“Ich weiß.” Er kam an den Zuschneidetisch und schaute ihr zu, wie sie vor dem Zuschneiden den Papierschnitt mit Nadeln auf den Stoff heftete. “Machst du eigentlich nie eine Pause? Jedesmal, wenn ich herkomme, arbeitest du.”
“Und was ist mit dir?” Sie lächelte, obwohl ihr nicht danach zumute war. “Wie oft machst du Urlaub? Ich wette, sehr selten. Wahrscheinlich arbeitest du sogar sonntags und gehst manchmal morgens um fünf ins Büro.”
“Wie kommst du denn darauf?”
“Ich weiß nicht.” Angela betrachtete ihn lange. “Vielleicht, weil an dir nichts Unbekümmertes ist. Du wirkst wie ein Mensch, dem es beim Essen nur um Nahrungsaufnahme geht und der im Leben wenig Freude hat.”
“Gut erkannt.” Kent griff nach einem Segeltuchrest und fuhr mit dem Daumen über den rauen Stoff. “Du könntest das ändern.”
“Das bezweifle ich”, meinte sie gedehnt. So naiv war sie nicht mehr, zu glauben, einen Mann ändern zu können.
“Ich bin nass und hungrig. Willst du mit mir essen gehen?” fragte er.
Sie sah an ihm vorbei nach draußen. Vor dem Schaufenster parkte ein weißer Wagen. “Das ist bestimmt kein Leihwagen?” Es war ein sehr teuer aussehendes Auto und passte haargenau zu ihm. “Sicherlich hat es eine gute Heizung, und auf dem kurzen Weg vom Auto bis hierher kannst du nicht so nass geworden sein. Wenn du mit dem Wagen gekommen bist, hast du sicherlich die Fähre ab Keystone genommen?”
“Ja. Aber ich bin wirklich ausgehungert.” Er fuhr mit den Fingern über den Stoff. Angela dachte daran, dass diese Finger sie gestreichelt hatten.
“Eine Straße weiter ist ein Schnellrestaurant. Du kannst mich ja dorthin zum Essen einladen.” Sie lächelte, weil sie wusste, dass er ablehnen würde. Das entsprach nicht seinem Stil.
“Ich dachte eher an ein Lokal mit Kerzenlicht”, meinte er leicht irritiert und trat einen Schritt vom Tisch zurück. “Mit Musik und Tanz.”
“Tut mir leid.” Beim Tanzen würde er den Arm um sie legen. “Ich schließe jetzt und gehe in die Imbissstube. Du kannst essen, wo du willst.”
“Also gut. Gehen wir.”
Sie blickte ihn erstaunt an. “Ist das dein Ernst? Ich … ich wollte dich eigentlich nur abwimmeln.”
“Das war mir klar. Hast du einen Regenmantel hier?”
“Ja.” Das Herz klopfte ihr wieder bis zum Hals, während sie sich in Gedanken ausmalte, was geschehen könnte. Leise sagte sie: “Ich werde ihn holen.”
Als sie zurückkam, wartete Kent an der Tür. Er nahm ihr die Schlüssel
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