Mit dem Blick aufs weite Meer
Empfängnisverhütung. Als sie entdeckte, dass sie schwanger war, gingen sie schon nicht mehr miteinander. Er hatte eine neue Freundin.”
Kent fluchte unterdrückt. “Was tat sie dann?”
“Sie hatte Angst, sich jemandem anzuvertrauen.”
“Kein Wunder! Meine Eltern … nein, es sind ja meine Großeltern, zeigten nie großes Verständnis für unsere Probleme. Charlotte hat ihnen von ihrem Zustand wahrscheinlich so lange wie möglich nichts gesagt. Arme Charlotte! Meine… Großmutter hat ihr sicherlich das Leben zur Hölle gemacht, als sie es erfuhr. Diese Frau hat für menschliche Gefühle kein Verständnis.”
Da Angela merkte, dass die Anspannung bei ihm nachließ und er sich versöhnlicher zeigte, fragte sie: “Hast du Lust, mir beim Aufräumen zu helfen?”
Kent besah sich den Inhalt der Kiste, die Angela gerade geöffnet hatte. “Ich bin kein Praktiker, sondern Theoretiker.”
“Betrachte es als eine gute Übung.”
Lachend holte er ein Buch aus der Kiste. “Dem Titel nach ist das hier ein echter Thriller.
Aufweichen Stapel soll er? Sowie ich dich kenne, steckt in diesem Chaos eine Art System.”
“Dieser Stapel dort drüben ist für den Second-Hand-Laden. Dieser hier für Barney. Die beiden anderen sind für Harvey und zum Wegwerfen.”
Gemeinsam arbeiteten sie sich durch die Kisten und Kartons.
Meistens schwiegen sie, aber es war kein unangenehmes Schweigen. Als Angela nach einiger Zeit zu Kent hinüberschaute, sah sie, dass sein vorher so makelloses Hemd staubig war. Sie beugte sich tief über die Kiste, um ihr Lächeln zu verbergen.
Nach einiger Zeit hob Kent den Kopf. “Vielleicht sollte ich jetzt besser zu Charlotte gehen und mit ihr reden.”
Angela nickte zustimmend. Bevor Kent aufstand, beugte er sich kurz zu ihr hinüber und fuhr ihr mit den Fingern durchs Haar. “Weißt du, dass du hier ganz staubig bist?” fragte er und küsste sie auf die Nasenspitze.
Sie rieb mit dem Handrücken über ihre Nase und lächelte glücklich. “Soll ich dir zeigen, wo du überall staubig bist?”
“Lieber nicht. Gib mir nur einen Kuss, damit ich Glück habe.”
“Du wirst es schon richtig machen. Denk nur daran, dass Charlotte auch Angst hat, dann kann nichts schiefgehen.”
“Gib mir trotzdem einen Kuss. Ich habe ihn nötig.”
Sie küsste ihn flüchtig auf den Mund.
“Das kannst du aber viel besser.” Seine Stimme klang etwas rau.
Auch Angela hatte Herzklopfen bekommen. “Nicht jetzt”, flüsterte sie.
7. KAPITEL
Kent fuhr mit Angela nach Point Wilson.
Dort wanderten sie eine Zeitlang schweigend über die Dünen hinunter zum Strand. Sie blickte zu den Felsen, an denen die Gischt des tosenden Meers hochspritzte. Kurz davor blieben sie stehen. Das Wasser brodelte und schäumte.
“Die Gezeitenströmung ist hier besonders stark”, erklärte Angela. Sie hatte eine Hand tief in ihrer Manteltasche vergraben, mit der anderen Hand hielt sie Kents.
“Du trägst deinen Ehering nicht mehr.”
“Nein”, antwortete sie kaum hörbar.
“Dann …” Er seufzte. “So etwas Verrücktes, Angela.”
“Ich weiß”, erwiderte sie kläglich. Sie benahm sich unmöglich. “Kannst du das Ganze nicht einfach vergessen?”
Kent drehte ihre Hand zuerst nach innen, dann nach außen und bewegte spielerisch die Finger. “Ich soll weggehen und dich vergessen?”
“Meinst du nicht, es wäre am besten so?”
Sie fühlte einen tiefen Schmerz. Vielleicht ist es schon zu spät, dachte sie traurig. Ich werde ihn nie vergessen können, werde nachts von ihm träumen und vor Sehnsucht weinend nach ihm aufwachen.
Kent massierte jetzt ihre Handfläche mit dem Daumen. “Vielleicht wäre es das Beste. Doch es klappt nicht. Ich habe es schon versucht.”
“Aber dieses Woche nende bist du doch nur wegen Charlotte gekommen.”
“Das stimmt. Ich hätte vielleicht noch sechs oder sieben Tage warten können.” Er lachte kurz auf, ließ unvermittelt Angelas Hand los und fragte schroff. “Nenn mir einen vernünftigen Grund, warum du nicht mit mir ausgehen willst. Weshalb wehrst du dich eigentlich so heftig dagegen?” Behutsam streichelte er jetzt ihren Arm. “Wenn du dich mit diesem langweiligen Charles verabreden kannst, warum dann nicht mit mir?”
Als Angela vor Kent zurückwich, ärgerte er sic h über seine Taktlosigkeit. Sonst war er doch immer so diplomatisch. “Ich finde dich außerordentlich attraktiv… und du bist mir nicht gleichgültig. Himmel, ich verspreche, dich nicht einmal
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