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Mit dem Blick aufs weite Meer

Mit dem Blick aufs weite Meer

Titel: Mit dem Blick aufs weite Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Grant
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ich, Dad. Aber ihr beide braucht eure Privatsphäre. Außerdem denke ich seit einiger Zeit an eine eigene Wohnung.”
    Der Grund für ihren Entschluss war Kent, der wahrscheinlich in Zukunft hier häufiger zu Besuch sein würde. Da sie ihm aus dem Weg gehen wollte, war es sinnvoll, eine eigene Wohnung zu haben. Das hatte sie sich am Freitag überlegt. Aber nun hatte sie seine Einladung zum Abendessen angenommen und damit ihre guten Vorsätze über den Haufen geworfen.
    Während sie eine Kiste hervorholte, kam ihr mit einemmal der Gedanke, ob sie mit dieser Aufräumaktion nicht unbewusst etwas ganz anderes bezweckte. Wollte sie vielleicht einen Platz haben, an dem sie ungestört mit Kent Zusammensein konnte?
    Bei dieser Vorstellung bekam sie plötzlich Herzklopfen. Rasch öffnete sie die Kiste, die mit Kinderspielzeug angefüllt war. Bausteine und Teile einer Eisenbahn, die Barney und Ben gehört haben mussten. Harvey hatte sie sicherlich für seine Enkelkinder aufbewahrt.
    Die nächste Kiste enthielt ebenfalls Spielzeug. Angela stellte sie zusammen mit der ersten für Barney und Sally an die freie Wand. Daneben stapelte sie Koffer und Kartons mit Kinderkleidung auf.
    Angela hörte auf der Treppe Schritte. Am schnellen, entschlossenen Gang erkannte sie Kent. Im Schneidersitz auf dem Boden, wartete sie.
    Er blieb in der Tür stehen und schaute sich um. “Was soll das?”
    Seine Stimme hatte den gleichen ironischen Klang wie bei ihrem ersten Treffen. Kent benutzte wieder seine Maske.
    Angela wies auf die Kiste vor ihr. “Ich räume auf und packe die Sachen zusammen, die nicht mehr gebraucht werden.”
    “Das sieht hier ja wie in einem Trödelladen aus”, bemerkte er fassungslos, als wäre er noch nie in einem Abstellraum ge wesen.
    “Eine Menge davon wird weggeworfen. Ich möchte mir hier eine Wohnung einrichten.” Auf seinen erstaunten Blick hin wurde sie rot und erklärte hastig: “Harvey und Charlotte sollen für sich allein leben. Bestimmt wollen sie mich nicht ständig im Haus haben.”
    Kent sah zum Fenster und sagte beiläufig: “Komm mit mir nach draußen.”
    “Wir haben uns für heute abend verabredet.” Sie schaute ihn fragend an. “Hast du das vergessen?”
    “Ich möchte aber jetzt mit dir irgendwohin fahren.” Er ging an den auf dem Boden liegenden Sachen vorbei zu ihr und packte sie am Handgelenk. “Komm bitte mit, ich muss einfach raus. Wenn ich allein wegfahre, denkt Charlotte, ich sei wütend.”
    Angela stand auf und lehnte sich an ihn. “Hat Charlotte es dir gesagt?”
    “Ja. Kommst du mit? Ich brauche dich.”
    Nach einem Blick auf sein ernstes Gesicht stimmte Angela zu. “Also gut. Lässt du mich fahren?”
    “Warum zum Teufel sollte ich?” Er lachte kurz auf.
    Sie wich ein Stück zurück. “Weil du im Augenblick besser nicht selbst fährst. Du bist sehr durcheinander.”
    “Du wusstest Bescheid?” Er gab sich Mühe, kühl zu klingen, aber Angela ließ sich nicht täuschen.
    “Charlotte hat es mir erzählt, bevor ich dich kennengelernt habe. Wenn du jetzt aus dem Haus gehst, wird sie glauben, du weist sie zurück.”
    “Ich sie zurückweisen?” fragte er aufgebracht. “Sie hat mich doch abgewiesen!”
    “Das ist ein hartes Urteil über ein fünfzehnjähriges Mädchen. Hast du ihr das auch gesagt?”
    “Nein, natürlich nicht. Ich habe versucht, sie zu verstehen. Begreifst du, wie schwer das für mich ist? Charlotte ist so ein leichtfertiger und verantwortungsloser Mensch. Ich fühlte mich immer älter als sie. Wie kann sie meine Mutter sein?”
    “Versuch doch, sie zu verstehen. Natürlich ist die Tatsache, dass deine Schwester in Wirklichkeit deine Mutter ist, ein Schock für dich. Aber es stimmt auch, dass Charlotte immer dagegen war, dir die Wahrheit zu verheimlichen. Deine Mutter, ich meine, deine Großmutter, hatte ihr verboten, es dir zu gestehen. Für Charlotte war es eben einfacher gewesen, immer wegzulaufen, als den unerfreulichen Dingen ins Gesicht zu sehen. Nimmst du ihr das übel?”
    Kent seufzte und lächelte gequält. “Man kann ihr gar nichts übel nehmen.”
    “Ja, man muss sie einfach gern haben. Hat sie dir auch erzählt, wer dein Vater ist?”
    “Jemand, mit dem sie befreundet war.”
    Angela sah, dass er die Hände zu Fäusten ballte. Sie meinte, er müsse alles erfahren. “Sie hat diesen Jungen geliebt, aber ihre Eltern mochten ihn nicht. Charlotte traf sich heimlich mit ihm. Sie war damals fünfzehn und wusste nichts über

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