Mit dem Blick aufs weite Meer
Segelklamotten?” Da sie die Antwort nicht hören wollte, fügte sie hastig hinzu: “Ich will aber kein Geld borgen. Es wird etwas länger dauern, wenn ich es auf meine Art mache, aber ich werde es schaffen, ohne einen Pfennig Schulden zu haben.”
“Ich halte das Angebot aufrecht, falls du deine Meinung noch ändern solltest. Übrigens, was hast du dir für heute morgen vorgenommen?
Sie sah von ihrem Teller hoch.
Kent musterte sie prüfend. “Gehst du irgendwo hin? Willst du wieder weglaufen?” fragte er lauernd.
Angela seufzte. “Es hat mir bis jetzt wenig genützt, vor dir wegzulaufen.”
“Dann wirst du also im Geschäft arbeiten?”
“Nein. Diese Näherin, von der ich erzählt habe, vertritt mich heute im Geschäft. Barney hat sich heute freigenommen, um mit Sally und den Kindern nach Seattle zum Einkaufen zu fahren. Ich dachte, ein freier Tag wäre für mich auch gut. Die Woche war anstrengend genug.”
“Willst du den Tag mit mir verbringen?”
Sie stocherte in ihrem Omelett herum und überlegte. “Charlotte möchte heute morgen mit dir reden. Ich habe mir vorgenommen, den Abstellraum über der Garage aufzuräumen.”
“Meine Schwester kann später mit mir reden. Ich helfe dir beim Aufräumen.”
“Dort ist es ziemlich schmutzig. Du hast bestimmt keine Lust dazu. Außerdem musst du dir Zeit für Charlotte nehmen, denn sie hat dir etwas Wichtiges zu sagen. Ich glaube, es ist nicht leicht für sie, und du solltest nachsichtig mit ihr sein.”
Kent legte das Besteck auf den Teller und machte ein finsteres Gesicht. “Dann hat diese Einladung einen besonderen Grund. Was will sie von mir?”
“Sie will überhaupt nichts.” Angela schob ihren Teller energisch zurück. “Irgendwie hat sie vor dir Angst, aber sie muss mit dir über etwas reden, und das fällt ihr schwer.”
“Weißt du, worüber sie mit mir sprechen will?”
“Ja.”
“Glaubst du, sie hat Grund, sich vor mir zu fürchten?”
Angela berührte seine Hand. “Du kannst sehr verständnisvoll sein, wenn du möchtest.”
“Weißt du nicht, dass ich der hartherzigste Kerl auf der Welt bin? Das haben mir zwei nahestehende Frauen überzeugend bestätigt - du und Charlotte.”
Stehe ich ihm wirklich nahe? fragte sich Angela. “Wahrscheinlich habe ich das im Zorn gesagt.” Sie erhob sich und brachte das Geschirr zum Spülbecken. “Du könntest uns beweisen, dass wir unrecht haben. Fang gleich heute morgen bei Charlotte an.”
“Bist du so sicher, dass du unrecht hast?”
Angela ließ Wasser ins Becken laufen und konzentrierte sich darauf, das Spülmittel genau zu dosieren. Sie fühlte deutlich, dass Kent dicht hinter ihr stand.
“Ja, ich bin absolut sicher.” Inzwischen wusste sie, dass seine Kälte und Gleichgültigkeit nur vorgetäuscht waren. Sie hielt ihn für einen leidenschaftlichen Mann. Gerade weil sie sich vor der Heftigkeit seiner Gefühle fürchtete, wollte sie sich nicht mit ihm einlassen.
Sie drehte sich zu ihm herum und bemerkte seinen leicht belustigten Blick. “Du hast doch die gleichen Augen wie Charlotte”, sagte Angela ruhig.
“Und du hast eine rege Phantasie. Willst du wirklich mit mir heute abend zum Essen gehen?”
Angela nickte. Sie konnte sich nicht länger gegen das immer stärker werdende Gefühl für ihn wehren.
Kent fasste unter ihr Kinn und bog ihren Kopf zurück. Sie sah, wie sein Mund näher kam, spürte, wie er ihren erst flüchtig streifte und ihn dann sanft und sinnlich erkundete. Angela schloss die Lider, doch Kent gab sie sofort wieder frei. Die Augen wieder geöffnet, bemerkte sie, dass er sie gespannt betrachtete.
Atemlos wich sie einen Schritt zurück und lehnte sich gegen den Tisch. “Ich glaube, so ein gefährlicher Mann wie du ist mir seit Jahren nicht mehr begegnet.”
Kurz darauf machte sie sich auf den Weg zur Garage, und Kent hielt Angela nicht zurück.
Angela schaltete in dem Raum, der in viktorianischer Zeit als Kutscherwohnung gedient hatte, das Licht an. Es herrschte ein heilloses Durcheinander von aufgestapelten Kisten und Kartons, die alle nicht beschriftet waren. Sie wusste nicht mehr, wann ihr zum erstenmal der Gedanke gekommen war, hier oben aufzuräumen. Aber vor drei Tagen hatte sie Harvey gefragt, ob sie den vollgestopften Raum als Wohnung für sich herrichten durfte.
“Aber Angie, du musst doch nicht ausziehen”, hatte er protestiert. “Es gibt genügend Zimmer in diesem Haus.”
Um ihn zu beruhigen, hatte sie ihn rasch umarmt. “Das weiß
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