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Mit dem Blick aufs weite Meer

Mit dem Blick aufs weite Meer

Titel: Mit dem Blick aufs weite Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Grant
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Barney wusste das und war deshalb fürchterlich wütend auf seinen Bruder. Damals dachte ich, er wäre nur eifersüchtig. Aber er machte sich wirklich Sorgen, Ben könnte meine Unerfahrenheit ausnützen. Den Kampf der beiden, bei dem sich Barney das Nasenbein brach, hielt ich für den Beweis, dass Ben mich wirklich liebte. Als Ben mich aufforderte, mit ihm davonzulaufen, hatte ich zwar große Angst, aber er versprach, mich zu heiraten.”
    Sie zuckte die Schultern. “Das war der Preis, den ich gezahlt habe. Ich glaube, Ben hat die Ehe nie viel bedeutet. Verstehst du jetzt, weshalb ich nicht heiraten will, nur um …”
    Kent berührte Angelas Wange und meinte ironisch: “Du verblüffst mich. Einerseits bist du so offen, andererseits machen dich die sonderbarsten Dinge verlegen.”
    “Du denkst bestimmt, dass ich außerordentlich dumm war?”
    “Nein”, antwortete er lächelnd. “Ich musste gerade daran denken, dass ich dreiundzwanzig war, als du Ben geheiratet hast.”
    “Was hast du mit dreiundzwanzig alles angestellt?”
    “Ich hatte gerade die Abschlussprüfung als Betriebswirt bestanden und arbeitete danach bei meinem Großvater. Ich beschloss, mich voll und ganz auf meine Karriere zu konzentrieren, und mied deshalb die Frauen.” Kent verzog das Gesicht und fügte hinzu: „Soweit es eben ging.”
    “Wie hieß sie?”
    “Sophia.”
    “War sie hübsch?”
    “Außergewöhnlich hübsch und genauso gierig”, erklärte er lachend. “Leider vergaß sie zu erwähnen, dass sie verheiratet war. Da ich ihrer schnell überdrüssig geworden war, konnte ich sie nicht geliebt haben.”
    Angela fragte sich, ob er jemals wirklich geliebt hatte.
    “Willst du mir noch den Rest deiner Geschichte erzählen?”
    Sie schüttelte den Kopf.
    “Ich meine, er war der Dumme, wenn er nicht gemerkt hat, dass du etwas ganz Besonderes bist.”
    Angela beugte sich zu Kent und hauchte einen Kuss auf seine Wange. “Ich danke dir.”
    Kent startete den Motor und fuhr an. Plötzlich stoppte er wieder. “Als Scott dich einmal fragte, warum du und Onkel Ben keine Kinder habt, fiel mir dein Gesicht auf. Sagst du mir, warum du so traurig ausgesehen hast?”
    Jedesmal, wenn Angela an ihr Baby dachte, kamen ihr die Tränen. Anfangs konnte sie kaum sprechen. “Ich war… Weißt du, Ben wollte keine Kinder haben. Das hat er mir gleich von Anfang an klar gemacht.”
    “Angela, mein Liebling.” Er nahm ihr Gesicht in beide Hände.
    “Wir waren fünf Jahre zusammen und zogen auf der Suche nach Baustellenjobs im Land umher. Als ich schwanger wurde, hat er mich verlassen. Ich habe vergessen, wann ich aufgehört habe, ihn zu lieben. Vielleicht habe ich mir sogar etwas vorgemacht und liebte ihn nicht wirklich. Anna und Harvey holten mich nach Hause zurück.”
    “Wo warst du denn?”
    “Im Norden des Staates New York. Wieder auf einer Baustelle im Wohnwagen. Aber diesmal… Ich möchte nicht darüber reden.”
    Kent streichelte ihr Gesicht und strich ihr dann sacht durchs Haar. “Doch, du musst darüber reden, sonst wird es immer, zwischen uns stehen.”
    “Wahrscheinlich hast du recht. Also, nachdem ich Ben von meiner Schwangerschaft erzählt hatte, sprach er kein Wort mehr mit mir. Am nächsten Tag fuhr ich mit dem Bus zum Einkaufen. Als ich zurückkam, war Ben verschwunden. Auch das Auto mit dem Wohnanhänger. Einfach alles.”’
    “Er hat dich irgendwo in New York mit nichts allein gelassen?” fragte Kent fassungslos.
    Angela nickte. “Ich wusste, er würde nicht zurückkommen. Noch am selben Tag fand ich einen Job als Kellnerin und auch ein möbliertes Zimmer.” Sie fühlte, dass sich Kent vor Zorn kaum noch beherrschen konnte. Verlegen legte sie ihm die Hand auf die Brust. “Es ist alles so lange her. Ich kann mich nicht einmal mehr richtig an sein Gesicht erinnern. Er hatte viel Ähnlichkeit mit Barney, aber genau sehe ich ihn nicht mehr vor mir.”
    “Warum hast du dann den Ehering noch getragen, obwohl Ben so schlecht zu dir gewesen war?” wollte Kent wissen.
    Sie wich seinem forschenden Blick aus. “Wahrscheinlich als eine Art Schutz. So konnte mir keiner zu nahe treten.”
    “Und was passierte mit dem Baby?”
    “Wenn ich davon rede, fange ich bestimmt zu weinen an. Und das will ich nicht.”
    Wortlos nahm er sie in die Arme und drückte sie an sich. Angela kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an und begann zu erzählen: “Ich nehme an, dass es von dem Schock kam. Ich hatte eine Fehlgeburt, und man brachte

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