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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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»abheben« würde. Mein Lied hob sich dadurch ab, dass es das Niveau der anderen deutlich unterbot.
    Das Lied, das ich schrieb, hieß »I Wanna Have Tea With Batman«. Ich halte mich eigentlich für einen guten Songschreiber (obwohl mein bisher einziger Erfolg die Single »Stutter Rap« von >Morris Minor And The Majors< ist), aber dieses Lied war — wie soll ich sagen? — ja, das ist es: Es war schlecht. Aber eins muss man Seamus und Tim lassen: Sie haben den dazu passenden Auftritt hingelegt.
    Im Zuge einer ungewöhnlichen Idee, die man im besten Fall als surreal, im schlimmsten als peinlich bezeichnen könnte, verkleideten sich die beiden als Batman und Robin. Zumindest war das ihre Absicht, aber ein bescheidenes Kostümbudget führte dazu, dass sie geliehene Strumpfhosen, diverse Lycrateile und Universitätsroben, die als Umhänge dienten, trugen. Sie erinnerten an zwei Kinder, die von ihren desinteressierten Eltern zu einem Kostümwettbewerb angemeldet worden waren. Seamus machte sich deshalb aber keine Sorgen, denn seine Vorstellung von Humor war, dass es vollauf genüge, ein »schockierendes« Outfit zu tragen. Und dann tat er seinen Geniestreich kund: Einer von ihnen würde eine Teekanne in der Hand halten und der andere einen Wasserkessel.
    Man musste seinen Mut bewundern, denn der Auftritt fand in seiner Heimatstadt statt, und alle, die er aus seiner Kindheit kannte, würden da sein. Freunde, Verwandte, Lehrer, Ladenbesitzer, Barkeeper, Penner und Priester standen geschlossen hinter ihm. Wenn man sich bloßstellen wollte — und Seamus würde ohne Zweifel genau dies tun — , war kaum ein Publikum vorstellbar, bei dem diese Aktion mehr Resonanz finden würde.
    Seamus und Tim bauten sich in der Mitte der Bühne auf. Das Publikum hielt deutlich hörbar die Luft an. Für die Zuschauer wies nur wenig darauf hin, dass es sich bei den beiden Figuren vor ihnen um Batman und Robin handeln sollte, und das großartige Durcheinander aus Farben, Strumpfhosen und Küchenutensilien verblüffte sie eindeutig.
    Ich sah ihnen von hinten aus zu und verspürte zum ersten Mal eine seltsame Mischung aus Verwunderung und Unbehagen. Ich konnte an den Gesichtern der beiden Männer ablesen, dass ihr Glaube an die Richtigkeit ihrer Kostümwahl mit jeder endlosen Sekunde schwand. Glücklicherweise ging das Staunen der versammelten Gäste in Applaus über. Der Dirigent suchte den Blick unserer beiden Comic-Helden, und diese nickten zum Zeichen, dass sie bereit wären. Die Band legte los. Sie beendete das Intro, aber weder Tim noch Seamus begann zu singen. Sie sahen einander vorwurfsvoll an. Gelähmt vor lauter Nervosität hatte einer von ihnen den Einsatz verpasst. Um mich herum ließen einige die Köpfe in die Hände sinken. Seamus, ein Mann voller Geistesgegenwart, trat nach vorne und gab dem Dirigenten ein Zeichen, damit er die Band unterbräche. Überraschenderweise ignorierte der Maestro ihn. Er tat so, als sähe er Seamus’ verzweifelte Signale nicht. Um Himmels willen, war es möglich, dass er so schlechte Augen hatte? War es möglich, die winkenden Arme eines vielfarbigen, mit einem Umhang ausgestatteten Kreuzritters zu übersehen, der wütend eine Teekanne schwenkte?
    Der Dirigent arbeitete konzentrierter, als es die meisten von uns in ihren kühnsten Träumen schaffen. Er musste einen langen Abend hinter sich bringen, und er würde ihn so schnell es ging hinter sich bringen. Die Möglichkeit, abzubrechen und ein Stück noch mal von vorne zu beginnen, weil jemand Mist gebaut hatte, gab es in seinem Konzept nicht. Nicht einmal, wenn es sich um den »guten alten Seamus« vom anderen Ende der Straße handelte. Und so hielt er den Kopf mit der Verstocktheit eines Generals aus dem Ersten Weltkrieg gesenkt, und die Band spielte weiter.
    Die Zeit gefror. Ich kann nicht sagen, wie lange es dauerte, bis Seamus sein verzweifeltes Gestikulieren aufgab und Tim einen Schlag versetzte, worauf die beiden zu singen begannen. Tatsächlich kann ich mich nicht einmal daran erinnern, wie schlecht der Rest ihres Auftritts war. Aber wen kümmert das schon? Das Publikum applaudierte, die beiden gewannen den Preis für den »unterhaltsamsten Auftritt«, und meine Faszination von Irland nahm ihren Anfang.

    Neben dem Debakel auf dem Gesangswettbewerb hatte es noch einen Vorfall gegeben, der dafür sorgte, dass dieser erste Ausflug nach Irland mir auf ewig unvergessen bleiben wird. Nach meiner Ankunft in Dublin wurde ich von Seamus’ altem Freund

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