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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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Kieran empfangen und nach Cavan gebracht. Während wir nach Norden fuhren, diskutierten wir die Chancen von Batman und Robin (Kieran hielt sich bei diesem Thema eigenartig bedeckt, aber später habe ich verstanden wieso, denn ich erfuhr, dass er ihren Proben beigewohnt hatte). Ich bemerkte einen Tramper am Straßenrand und fasste ihn ins Auge, wie man es bei Trampern macht, um innerhalb von Sekundenbruchteilen ihr Aussehen und ihre Eignung als Reisebegleiter abzuschätzen. Dieser hier war seltsam. Sehr seltsam. Er hatte etwas bei sich, und er stützte sich darauf. Es war ein Kühlschrank. Dieser Mann trampte mit einem Kühlschrank.
    »Kieran, versucht dieser Mann mit einem Kühlschrank zu trampen?«
    »O ja.«
    Nichts in Kierans Stimme verriet auch nur das geringste Anzeichen von Überraschung. Ich war eindeutig in einem Land angekommen, in dem der Begriff »exzentrisch« eine ganz andere Bedeutung hatte, als ich gewohnt war.

    Die Jahre vergingen. (Diesen Satz wollte ich schon immer mal schreiben.) Der Gesangswettbewerb war zu einer Anekdote geworden, die ungefähr alle zwei Jahre anlässlich von Dinnerparties hervorgekramt wurde, und ein Hinweis auf den Tramper mit dem Kühlschrank begleitete sie immer als eine Art Nachwort. Aus irgendeinem Grund hatte sich der Anblick dieses Mannes mit seinem großen weißen Anhängsel unauslöschlich in mein Gedächtnis eingebrannt. Ich sah ihn immer noch dort am Straßenrand, und etwas in seinem Gesichtsausdruck verriet die felsenfeste Überzeugung, dass die Anwesenheit des Kühlschranks in keiner Weise seine Chancen, von jemand mitgenommen zu werden, verringerte. Manchmal dachte ich, dass ich ihn mir nur eingebildet hätte, aber nein, Kieran konnte dieses Wunder ja bezeugen.
    Wäre Kieran nicht gewesen, hätte ich meiner Einbildungskraft erlauben können, die Begegnung mit dem »Fridge Man«, dem »Kühlschrankmann«, zu einer Art spirituellem Erweckungserlebnis fortzuspinnen, zu einer Offenbarung, zur Erscheinung eines Engels, eines Symbols der Zuversicht inmitten dieser trostlosen, zynischen Welt. Ich würde sein Apostel werden und seine Botschaft verbreiten: Wir alle können unsere Last mit der Leichtigkeit des »Fridge Man« tragen, wenn wir uns nur darauf verlassen, dass unsere Mitmenschen anhalten und uns auf unserem Weg weiterhelfen werden. Ich würde Flugblätter auf den Bahnhöfen verteilen, Versammlungen organisieren und allmählich Anhänger einer visionären Utopie gewinnen, der gemäß man nur die Tür zur Welt zu öffnen braucht, damit ein kleines Licht angeht und die Lebensmittel beleuchtet werden.
    Oder ich riss mich einfach zusammen.
    Und genau das habe ich dann getan. Der Vorfall mit dem Kühlschrank war vergessen und in jenen Winkel meines Hirns verbannt, in den die Dinge von verschwindend geringer Bedeutung gehören. Es bedurfte Unmengen Alkohols, um ihn von dort wieder in mein Bewusstsein zu schwemmen.
    Der Anlass war eine Dinnerparty mit einigen Freunden in Brighton. Wir hatten Wein im Übermaß konsumiert, und die Atmosphäre war, sagen wir mal: lebhaft. Ungefähr um Mitternacht begannen die Anwesenden eine Diskussion über die Vorzüge des neuen Kühlschranks, den Kevin gekauft hatte, und dann, nach einigen Umwegen, wandte sich unsere Aufmerksamkeit seiner geplanten Reise nach Irland zu. Das Zusammentreffen dieser beiden Themen löste eine triumphale Wiederauferstehung meiner »Tramper mit Kühlschrank«-Geschichte aus, die ich den Gästen in Form einer Kette gelallter Worte mitteilte. Kevins Antwort war unzweideutig.
    »Blödsinn.«
    »Kein Blödsinn«, erwiderte ich. Ich hatte gehofft, dass ihm das genügen würde, aber er ließ nicht locker.
    »Doch. Niemand würde einen Typen mit einem Kühlschrank mitnehmen.«
    »In Irland schon. Es ist ein magisches Land.«
    »Magisch! Wie mein Arsch.«
    Ich beließ es dabei. Ich wusste aus Erfahrung, dass jemandem, der seinen Arsch als magisch bezeichnet, nicht an einer anregenden und geistreichen Debatte gelegen ist.
    Als ich am nächsten Morgen in einem körperlichen Zustand aufwachte, der mich daran erinnerte, was am Abend zuvor passiert war, entdeckte ich neben meinem Bett einen Zettel:

»Hiermit wette ich um 100 Pfund, dass Tony Hawks es nicht schafft, innerhalb eines Kalendermonats mit einem Kühlschrank die Küste von ganz Irland entlangzutrampen.«

    Darunter stand Kevins Unterschrift, und unter dieser ein unleserliches Gekritzel, von dem ich vermutete, dass es von mir stammte.
    So war es zu der Wette

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