Mit dem Segen der Queen
ergehen würde als Gemahl von Englands Königin. Zwar war ihm erklärt worden, was von ihm erwartet wurde, doch Richard erkannte, dass der junge Mann nicht bereit war, nur ein Schatten der Herrscherin zu sein, und er hatte angesichts vieler Dinge eine entschiedene Meinung. Er würde sehr viel Taktgefühl benötigen, um seine eigene Persönlichkeit durchsetzen zu können.
Albert war interessiert an seinem neuen Land und fragte Richard mit seinem starken deutschen Akzent über sein Leben als Seemann aus und ob es ihm gefiel. Richard erzählte von der königlichen Marine und den Schiffen, auf denen er gedient hatte, zuerst als Kabinenjunge, dann als Matrose, schließlich als zweiter und dann Erster Maat. „Es ist ein langsamer Aufstieg“, sagte er. „Und je höher man kommt, desto langsamer wird es.“
„Ich glaube, dasselbe gilt für den Gemahl der Queen“, meinte der Prinz. „Man muss sich langsam und vorsichtig bewegen, aber wenn man entschlossen genug ist, gelangt man irgendwann ans Ziel.“
„Das hoffe ich, Sir. Ich werde zwar nicht der Gemahl einer Königin, aber ich hoffe, eines Tages die Tochter eines Earls heiraten zu dürfen.“
„Sie sind verlobt?“
„Unglücklicherweise nicht. Ihre Mutter, die Countess of Lynne, meint, ich wäre nicht gut genug für ihre Tochter.“ Richard sagte es mit einem schiefen Lächeln. „Und ehrlich gesagt, hat sie zweifellos recht, aber das hindert mich nicht, ihre Tochter zu lieben. Ich muss den Aufstieg schaffen, und zwar schnell, um ans Ziel zu kommen.“
„Ich bin sicher, das wird Ihnen gelingen. Aber haben Sie denn keinen Sponsor? Einen Fürsprecher?“
Genau wie jeder andere wusste Richard, dass die Heirat des Prinzen mit Victoria von ihrem gemeinsamen Onkel Leopold von Belgien begünstigt worden war. Er wünschte, er hätte ähnliche Beziehungen. Dann lächelte er. „Ich habe eine Tante, die vor Jahren einen deutschen Baron geheiratet hat und nach Coburg ging. Aber ich glaube nicht, dass das bei der Countess sehr viel zählt.“
„Coburg, ja? Dann sollte ich den Gentleman kennen. Sagen Sie mir seinen Namen.“
„Baron Mingen.“
„Ach, ich kenne ihn!“, rief der Prinz aus. „Er ist ein entfernter Verwandter. Er gehört zu meinem Gefolge und reist auf der Firebrand. Haben Sie ihn noch nicht getroffen?“
„Nein. Meine Tante und er haben geheiratet, ehe ich geboren wurde, und lebten die ganze Zeit über im Ausland. Vergangenes Jahr ist meine Tante gestorben.“
„Dann werde ich dafür sorgen, dass Sie ihm vorgestellt werden, sobald wir an Land gehen. Er könnte ihre Sache vielleicht vorantreiben. Genau wie ich ist er an engeren Verbindungen zwischen Deutschland und Großbritannien interessiert.“ Er machte eine Pause. „Ich nehme an, Ihre Medizin hat geholfen. Ich fühle mich schon ein wenig besser.“
„Ich bin froh, das zu hören, Hoheit.“
Der Optimismus war nur von kurzer Dauer, denn als sie Dover erreichten, nach fünf Stunden schweren Seegangs, wurde das Wetter schlechter, und die Einfahrt in den Hafen gestaltete sich schwierig. Der wachsbleiche Prinz wurde etwas gelöster, als er die Menge sah, die ihm zujubelte, winkte und rief und die früheren Vorbehalte offenbar vergessen hatte. Er verabschiedete sich von der Besatzung, auch von Richard, an den er noch ein paar persönliche Worte richtete, und nahm seine ganze Willenskraft zusammen, um an Deck zu gehen und dann an Land, um sich dem Begrüßungsjubel zu stellen.
Die Kutschen wurden entladen, um ihn und seine Begleiter nach London zu bringen, doch ehe er abfuhr, erinnerte er sich an sein Versprechen, ließ Baron Mingen holen und stellte ihm Richard vor.
Der Baron war ein untersetzter Mann mit dunklem Bart, der erste weiße Strähnen aufwies, einem runden Gesicht mit Apfelbäckchen und hellen blauen Augen, die Richard an Prinz Albert erinnerten. Er sprach nur Deutsch, aber Richard verstand ein wenig davon, und so konnten sie sich unterhalten. Für mehr als ein paar kurze Worte reichte die Zeit nicht, denn die Kutschen waren inzwischen bereit für die Weiterfahrt. „Kommen Sie und besuchen Sie mich in London“, sagte der Baron. „Dort können wir uns unterhalten, und Sie erzählen mir alles über sich. Meine Frau sprach oft von Ihrer lieben Mutter und wünschte sich, sie hätte Sie kennenlernen können. Bedauerlicherweise ist es dazu nicht gekommen.“
„Ich bedaure Ihren Verlust“, sagte Richard.
Die Gesellschaft befand sich im Aufbruch, und begleitet von den Elften
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