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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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die Becker’schen Komödianten hatten sie verlassen. Sie träumte, man klage sie des Doppelmordes an, sie habe Sibylla van Keupen getötet, weil die sie bei einem Diebstahl ertappt hatte, und Meinert vom Turm geworfen, als er ihr auf die Spur kam. Beim Urteil zum Tod auf dem Schafott, Vierteilung ihrer Leiche, Zurschaustellung ihres aufgespießtenKopfes und der rechten Hand, brandete jubelnder Applaus auf. Es klang wie eine übermächtige Glocke. Sie hatte Blut gesehen, ihr eigenes Blut, das dem Scharfrichter den Arm hinabrann. Da endlich war sie aufgewacht, Körper und Geist noch voller Entsetzen.
    Bis zu diesem Morgen war sie nicht sicher gewesen, ob sie zu dem Fest der Herrmanns’ gehen wolle. Nun wusste sie es. Sie hatte sich lange genug verkrochen, sie würde ein paar dummen Menschen mit bösen Stimmen nicht erlauben, sie zu schrecken.
    Vor dem Haus am Neuen Wandrahm stauten sich die Kutschen. Die Diele, der neue Tanzsaal, das Spielzimmer und auch das Speisezimmer und der Salon der Familie waren von zahllosen Kerzen erhellt, von irgendwoher klang das Spiel einer kleinen Kapelle, und die Dienstboten und Lohndiener liefen treppauf, treppab und hatten alle Hände voll zu tun. Im Tanzsaal war die lange Tafel für das Festessen aufgebaut. Elsbeth, die Köchin, hoffte, auch der neue unter den Tischen sei stark genug, all die Schüsseln, Platten, Karaffen, Terrinen, die Teller, Gläser und das silberne Besteck zu tragen.
    Zur Begrüßung wurde perlender Wein aus der Champagne gereicht. Herrmanns lasse sich eben nicht lumpen, stellte Senator van Witten dröhnend fest und schlug unangemessen respektlos Hauptpastor Goeze auf die Schulter. Was den nicht erschüttern konnte, seine Schultern waren breit und daran gewöhnt, die Last der Gemeinde zu tragen. Was war dagegen ein Schlag der Senatorpranke?
    Baumeister Sonnin wurde mit Applaus empfangen, er sah sich verwirrt um, solche Ovation war er nicht gewöhnt. Er würde auch so schnell keine wieder erleben.
    Rosina stieg an Magnus’ Arm mit erhobenem Kopf die Treppe zu den Festräumen hinauf, neugierige Blicke folgtenihnen, hier und da wurde geflüstert, doch die Hanseaten waren von jeher bekannt für ihre Zurückhaltung.
    Über den eigentlichen Anlass des Festes, die Aufrichtung des Turms, wurde wenig gesprochen, abgesehen von einer kleinen, im Dunst aus Tabakspfeifen im Spielzimmer geführten Debatte über die Kosten, insbesondere das Honorar des Baumeisters. Der habe bei der ganzen Sache doch nur dabeigestanden oder sei mit seiner komischen Gerätschaft, diesem Theodolit, herumgelaufen.
    Im kleinen Salon saßen Henny Wildt (tüchtig geschnürt) und Roswitha Stollberg mit einigen anderen Damen, nippten an ihrem Portwein und erörterten, ob es schicklich oder reine Amoral sei, wenn eine Dame in Männerkleidern im Herrensattel reite, wie es die verbannte dänische Königin getan hatte. Ausgangspunkt war die Erinnerung gewesen, dass Madam Vinstedt, damals noch die Komödiantin Rosina, einige Male als Mann verkleidet den Geheimnissen der Stadt auf der Spur gewesen war.
    Zur Verblüffung der anderen votierte Mademoiselle Stollberg energisch für schicklich. Schließlich sei das auch Gewohnheit der großen Zarin Katharina, für Herrscherinnen galten eben andere Gesetze. Woraufhin alle ergeben seufzten, weil sie von Roswitha Stollbergs glühender Verehrung für die Zarin wussten. Die hatte ihre Ursache allerdings weniger in dieser Gewohnheit, sondern in der Gründung des Smolny-Instituts in Sankt Petersburg. Diese Lehranstalt für Mädchen stand nur adeligen Töchtern offen, doch was der Adel im russischen Reich war, war das Großbürgertum in Hamburg. Punktum. Roswitha Stollberg wäre die Erste gewesen, die eine solche Schule besucht hätte. Sie war schon immer ein wenig seltsam gewesen.
    Als Magnus und der Syndikus, mit dem er nach Kopenhagen gereist war, sich in ein Gespräch über die Vorzügevon Pferden mit arabischem Blut vertieften und gegen ihre gute Erziehung die Dame in ihrer Gesellschaft vergaßen, machte Rosina sich auf die Suche nach Anne Herrmanns. Sie sah Blicke, die ihr folgten, überhörte Geflüster, sie entdeckte unter den Gästen bekannte Gesichter, manche nickten ihr lächelnd zu, alle unterhielten sich mit Freunden und Bekannten, mit Menschen, die ihnen ihr Leben lang vertraut waren. Vielleicht wäre es einfach gewesen, sich dazuzugesellen, doch heute schien nichts einfach. Sie brauchte dringend die Nähe einer wirklich vertrauten Freundin.
    Endlich fand

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