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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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sie Anne. Sie umarmte Rosina, was sie als Dame des Hauses bei der förmlichen Begrüßung in der Diele hatte vermeiden müssen. Aber eine Gastgeberin hat nie Muße, so wanderte Rosina weiter, fand Madam Augusta im Gespräch mit einer Dame im entengrützengrünen Kleid. Sie sprachen Dänisch miteinander, es schien sich um gemeinsame Erinnerungen zu handeln, und Rosina schlenderte weiter.
    Schließlich stand sie an einem Fenster im Salon, sah hinunter auf die dunkle Straße, von der Laterne neben dem Portal einige Fuß notdürftig erleuchtet, sah den Nebel herankriechen und fühlte sich fremder denn je zuvor. Sie schalt sich töricht, niemand war ihr unfreundlich begegnet, und sie hatte doch nie eine Neigung zur Melancholie gehabt. Es half wenig.
    Sie dachte an die fremde Tote in der Katharinenkirche. Es war nicht endgültig bewiesen, dass sie Zacharias Meinerts Frau gewesen war. Nicht, bis Nachricht von ihrem Vater aus Java kam, dass sie nach Europa gereist sei, was mindestens ein Jahr dauern würde. Aber die Wahrscheinlichkeit war groß. Rosina wusste nicht einmal ihren Namen. Meinert hatte ihn nicht genannt.
    Sie musste ihm misstraut haben. Die Reise von Java nach Amsterdam dauerte mindestens ein halbes Jahr, bei sehr gutem Wind vielleicht weniger, bei ungünstigem um Wochen länger. Sie hätte sich kaum der Strapaze einer solchen Schiffspassage um den halben Erdball ausgesetzt, wenn sie von seinem Tod überzeugt gewesen wäre. Nein, sie musste ihm bald gefolgt sein und in Amsterdam herausgefunden haben, dass er nun in Hamburg lebte. Sie musste, fieberkrank und von der Reise völlig erschöpft, im Hafen in die nächste Unterkunft gekrochen sein. Sie hatte keine Zeit mehr gehabt, ihn zu finden, ihr Leben war zu schnell geendet. Dabei wäre es einfach gewesen. Als Schwiegersohn der Bators war Meinert im Hafen und in den Kontoren bekannt.
    Zwei betrogene Frauen, eine getötete – für ein Leben in Wohlstand, für eine angesehene Position. Und bei aller Teufelei für die Liebe zu seiner zweiten, der unrechtmäßigen Ehefrau. Das sicher auch.
    Sie versuchte sich Barbara Meinert vorzustellen. Es hieß, sie habe ihren Mädchennamen wieder angenommen. Es würde wenig nützen. Käme sie je zurück in ihre Heimatstadt, würde niemand ihre Geschichte vergessen haben. Sie haftete ihr an wie ein unauflöslicher Schatten und musste ihr Leben mit Misstrauen vergiften. Wann kannte man einen Menschen? Selbst wenn man ihn liebte. Wann konnte man ihm blind vertrauen?
    Ein Hauch von Lavendel umfing sie. «Meine allerliebste Madam Vinstedt», hörte sie Magnus’ Stimme nah an ihrem Ohr, «Ihr solltet nicht so allein sein. Darf ich um Euren Arm bitten? Es wird endlich zu Tisch gerufen.»
    Es wurde auch für Rosina noch ein schöner Abend. Die Speisen waren delikat, der Wein und die Liköre erlesen, das kleine Konzert auf dem Cembalo, zu dem Monsieur Bachsich auf Drängen Madam Augustas ziemlich schnell überreden ließ, war ein Ohrenschmaus und dauerte nicht zu lange. Überhaupt war die Stimmung glänzend.
    Nur einmal, als eine Dame in Rosinas Nähe Barbara Meinert erwähnte, wurde es für eine Minute ein wenig stiller. Die junge Madam Meinert galt als das eigentliche Opfer der Ereignisse, obwohl natürlich auch der Hinweis auftauchte, sie habe sich diesen Mann selbst ausgesucht, man dürfe jungen Frauen in so wichtigen Entscheidungen eben nicht nachgeben. Die ausgezeichneten Empfehlungen der Amsterdamer Verwandtschaft für Zacharias Meinert, die Monsieur Bator mit der Wahl seiner Tochter hatten hochzufrieden sein lassen, wurden dabei großzügig übergangen. Barbara Meinert war vor wenigen Tagen in Gesellschaft ihrer Mutter abgereist, es hieß nach Schottland, wo sie auf unbestimmte Zeit in der Obhut einer als so schrullig wie unkonventionell berüchtigten Großtante bleiben wollte.
    Während die Desserts aufgetragen wurden, machte eine frohe Nachricht die Runde: Juliane van Keupen würde gesund werden. Es hatte drei Tage gedauert, bis sie nach jener schrecklichen Nacht wieder zu Bewusstsein gekommen war. Zu ihrem Glück erinnerte sie sich nur bis zu dem Moment, als sie die Kirche betrat. Vielleicht hätte man ihr nicht so bald erzählen dürfen, was danach geschehen war, vielleicht war der späte Schrecken schuld an dem schweren Fieber, das sie, die Überlebende, beinahe doch noch getötet hätte.
    Meister Taubner hatte Tag für Tag an ihrem Bett gewacht, was Mademoiselle Stollberg absolut
nicht
schicklich fand. Viele stimmten ihr

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