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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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vergessen, an Johanni an alle kleine Anerkennungen für ihre Dienste zu verteilen, in jedem Jahr. Und als seine Frau so schwer erkrankte, da sei sie sich nicht zu fein gewesen, selbst nach dem Rechten zu sehen, den Physikus zu schicken und einen Korb mit Butter, Eiern und einem halben Huhn zu schicken. Und drei Pfirsichen aus ihrem Garten. Pfirsiche!
    Die darauffolgende Beschreibung von Krankheit und Genesung der lieben Meta musste Wagner leider unterbrechen. Der ebenso ausführlichen Schilderung der Fähigkeiten Madams als Handelsfrau und ihrer völligen Redlichkeit in allen Geschäften hörte er genauer zu. Er erfuhr nichts, was ihn überrascht oder seinen Argwohn geweckt hätte.
    Einzig John Wessing, der ältere der beiden Handelslehrlinge, rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum. Er blinzelte irritiert, als Wagner zunächst nach dem Feuer fragte.
    «Das Feuer», sagte er, «ja, das war schrecklich. Aber gegen das, was gestern geschehen ist – dagegen war es gar nichts.»
    Doras Schrei hatte auch ihn aus tiefem Schlaf geweckt, er hatte eilige Füße auf der Treppe gehört und war hinausgerannt, den anderen nach, und dann hatte er gar nichts mehr gedacht, sondern nur versucht zu löschen.
    Wagners Frage, was er denke, wie das Feuer entstanden sei, beantwortete er prompt. Der Fensterriegel sei beschädigt, jemand sei eingestiegen und habe es gelegt. Das sei doch ganz klar. Woher er von dem Riegel wisse? Er zögerte einen Moment, bevor er erklärte, er habe gewiss nicht lauschen wollen, aber Monsieur Bergstedt habe eine sehr klare Stimme, so habe er gehört, wie Bergstedt den alten Tonning beauftragte, für die Reparatur zu sorgen. Obwohl solche Botengänge eigentlich zu den Aufgaben der Lehrlinge gehörten. Nein, er glaube nicht, dass die anderen es auch gehört hätten, er sei mit Tonning allein im vorderen Kontor gewesen, als Bergstedt die Order gab.
    Dann bekundete auch er eifrig seine Verehrung für die liebe Verblichene, so drückte er sich aus. In keinem anderen Kontor könne man so viel lernen wie in diesem. Madam habe auch größten Wert darauf gelegt, dass die Lehrlinge ihre Sprachkenntnisse verbesserten, das Französische unddas Holländische vor allem. Nach seiner Lehre, so habe Madam ihm zugesichert, werde sie einen Teil des Schulgeldes für die Handlungs-Academie von Professor Büsch bezahlen, die er anschließend besuchen wolle. Den größeren Teil sogar. Das müsse er nun versuchen, selbst aufzubringen, es sei denn, Mademoiselle Juliane – aber die könne er jetzt natürlich nicht belästigen. Dann wolle er sich eine Stellung in Amsterdam suchen, Madam hatte ihm Empfehlungen schreiben wollen, sie habe dort Verwandtschaft. Noch lieber wolle er nach Bordeaux, wegen des besseren Wetters und   …
    John Wessing redete wie ein Wasserfall. Erst als er vom Wetter zum Engroshandel des Hauses van Keupen mit Bordeaux kam, gelang es Wagner, ihn zum Schweigen zu bringen.
    «Sehr schön», rief er, schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und sah mit Genugtuung John zusammenzucken und den Mund zuklappen. «Eure Zukunft scheint trotz allem vielversprechend. Und gestern Abend? Als Madam van Keupen in die Kirche ging? Habt Ihr da hier gesessen und Euch im Holländischen geübt?»
    John blinzelte irritiert. «Aber nein. Das dürfen wir natürlich nur in unserer freien Zeit. Abends und am Sonntag nach dem Gottesdienst. Madame hat immer größten Wert darauf gelegt, dass wir am Sonntag   …» Er sah Wagners Augen dunkel werden und fuhr hastig fort: «Nein, ich habe Jens geholfen – das ist der Kutscher   –, die Zuber für die Wäsche zu füllen. Am späten Nachmittag. Und dann hatte ich noch einen Brief zu besorgen, zum Bocholt’schen Kontor.»
    «Aha», sagte Wagner. «Wann war das?»
    John schluckte. «Als Madam das Haus verließ. Ich habe ihr noch die Tür aufgehalten und gefragt, ob ich ihr nicht besser ein Licht in die Kirche bringe, eine Laterne. Eswurde ja schon dunkel, und ich hätte mich ganz still verhalten und keinesfalls ihre Andacht gestört. Keinesfalls. Sie hat gesagt, das sei nicht nötig. Wegen der paar Schritte, wisst Ihr? Sie wolle mich dort nicht sehen. Ja, das hat sie auch gesagt. Sie war so rücksichtsvoll. Manchmal.»
    «Rücksichtsvoll?»
    «Ja. Ich hatte doch Feierabend und wegen des Feuers in der Nacht zuvor kaum geschlafen, wir alle im Haus. Dabei hätte ich es wirklich gern getan. Natürlich erst, nachdem ich den Brief überbracht hatte. Zuerst die Pflicht, das hat sie immer

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