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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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wenn sie es genauer wissen wollten. Dort stand die Geschichte der Ehe ihrer Eltern verzeichnet, auch Julianes Einzug in das Haus am Cremon. Wie alt war sie damals gewesen? Drei Jahre? Vier? Sie mochte nicht zurückrechnen, es hatte keine Bedeutung. Sie war ein fröhliches und hoffnungsvolles Kind gewesen, beides war ihr irgendwann verlorengegangen. Frohsinn und Hoffnung. Beim Tod ihrer Mutter, der zweiten Ehefrau von Tillmanns Vater, den sie auch als ihren Vater empfunden hatte? Bei dessen Tod? Bei Tillmanns Tod? Vielleicht würde auch sie früh sterben. In diesem Moment bedeutete es keinen Schrecken. Dazu waren die letzten Stunden zu entsetzlich gewesen. Sie würde das Bild nie vergessen.
    Sie nahm das Löschblatt vom Buch und sah auf die neuen Zeilen. Was dort stand, erschien ihr unwirklich. Wie damals, als Tillmann plötzlich nicht mehr da war. Noch jetzt, nach acht Jahren, erwartete sie manchmal, ihn ins Zimmer treten zu sehen, mit dem ihm eigenen trockenen Lächeln, in den Kleidern noch den Geruch von Zimt, Weizen und Tabak vom Gang durch seine Speicher.
    Sein Tod war in Sibyllas schönster Schrift vermerkt, danach die Heiraten der Töchter, die Geburten ihrer Kinder, der Tod von Reginas nur wenige Tage altem Sohn. Sie, Juliane van Keupen, war nur beim Einzug ihrer Mutter in dieses Haus vermerkt und in zwei Zeilen, als ihr Stiefvater ihr seinen Namen gab.
    An ihren leiblichen Vater hatte sie keine Erinnerung. Er war ein wenig erfolgreicher Kaufmann in Glückstadt gewesen und bald nach ihrer Geburt auf einer Reise nach Kopenhagen gestorben. Es schmerzte sie nicht, Johann van Keupen war ihr Vater geworden. Als sie alt genug war, darüber nachzudenken, hatte sie ihn umso mehr geachtet, weil er eine nahezu mittellose Witwe mit einer kleinen Tochter als zweite Ehefrau gewählt hatte. Es musste genug junge Kaufmannstöchter mit tadelloser Mitgift gegeben haben, die gerne Madam van Keupen geworden wären. Johann und ihre Mutter hatten einander geliebt, der Gedanke hatte sie stets getröstet.
    Die Tinte war getrocknet, das t von October hatte das Löschpapier leicht verwischt. Wie war sie nur zu einer alten Jungfer geworden? Weil ihre Mitgift so gering sein würde? So winzig? Auch ihre Mutter hatte ohne eigenen Besitz einen Ehemann gefunden, sogar einen liebevollen. Als Johann van Keupen starb, waren das Handelshaus und das Vermögen an Tillmann gefallen, sein einzig überlebendes Kind. Johann hatte darauf vertraut, sein Sohn werde für seine Stiefschwester sorgen. So, wie es Brauch war. Und dann war auch Tillmann gestorben, viel zu jung und unerwartet. Er hatte einen Spaziergang auf den Wällen gemacht, wie es vor bedeutenden Entscheidungen seine Gewohnheit war oder wenn er nur ein wenig mit sich und seinen Gedanken allein sein wollte. Zwei Kutschpferde waren durchgegangen, niemand wusste warum, und Tillmann warihnen im Weg gewesen. Er hatte zur Seite springen wollen, war gestolpert, und die Hufe hatten seinen Brustkorb zerschmettert. Es hatte keine Rettung gegeben.
    Sie blickte zu dem Gemälde auf, das Sibylla und Tillmann als junges Ehepaar zeigte. Es war kein gutes Bild, die besseren Porträts hingen im Salon, ein weiteres von Tillmann im Kontor neben denen von Johann van Keupen und dessen Vater. Ihr Blick verharrte auf Tillmanns Gesicht. Sein Tod hatte ihre Gefühle zunächst gelähmt, erst später hatte sie sich zu fragen begonnen, warum er sie so schutzlos zurückgelassen hatte. Er hatte Sibylla vertraut und gewusst, seine Schwester werde in diesem Haus immer versorgt sein. Er hatte ihr nur eine kleine Rente ausgesetzt, eine Art Nadelgeld, es reichte kaum, ihre bescheidenen Kleider zu bezahlen. Sie war nun eine geachtete Verwandte, auch vielbeschäftigt, denn Sibyllas Arbeit im Kontor ließ ihr keine Zeit für die Alltäglichkeiten des großen Haushaltes. Aber sie war eine arme Verwandte. Und bald auf die Wohlfahrt ihrer Nichten angewiesen. Und deren Ehemänner.
    Ein seltsames Gefühl stieg in ihr auf, wie ein Vibrieren ihrer Nerven. Sie presste die Hände gegen die Schläfen und schloss fest die Augen. In ihrem Kopf hämmerte Zorn. Und wenn es doch stimmte? Wenn es nicht nur das dumme Geschwätz einer klatschsüchtigen Frau gewesen war? Madam Bocholt war nicht klatschsüchtig, Juliane hatte die Ältere immer als freundlich und diskret empfunden. Nicht sehr klug, doch wohlwollend und ohne Arg.
    Bei ihrem Kaffeekränzchen war es irgendwann um die Armut gegangen, in der ein in Italien verschollener Kunstmaler aus

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