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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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hatte. Für die Arbeiter in ihren Speichern sah es schon anders aus. Bis auf den Vorarbeiter hatte es oft Wechsel gegeben, von denen hatte sie viel verlangt, sie knapp bezahlt und gnadenlos entlassen, wenn einer krank wurde, nicht schnell genug war oder mal mit einer Bierfahne erwischt wurde.
    «Dass sie ihre Töchter passend verheiratet hat, kann ihr keiner vorwerfen, das ist nun mal so. Aber wie sie die ältere, Tine, zur Räson gebracht hat, als die einen anderen wollte, das war schon hart.»
    «Was hat sie gemacht?», fragte Rosina.
    «Weiß ich nicht», gab Jakobsen zu, «ich weiß aber, dass das Mädchen damals mit verheultem Gesicht rumlief, wenn sie überhaupt aus dem Haus ging. Natürlich können die Eltern bestimmen, aber wenn ein Mädchen den Kandidaten der Wahl absolut nicht will, geben kluge Eltern nach, so was führt doch zu nichts Gutem. Geld ist ja auch nicht alles, oder? Apropos Geld. Da kommen wir zu ihrer Schwägerin, Mademoiselle Juliane. Der hat sie auch ordentlich ins Leben gepfuscht.»
    Juliane van Keupen lebte nach dem Tod ihres Bruders weiter im Haus am Cremon, aber nur noch als Sibyllas Schatten. Sie führte den Haushalt, begleitete die Witwe ihres Bruders ständig, immer einen halben Schritt hinter ihr. Zu Einladungen, Konzertbesuchen oder anderen Vergnügen ging Sibylla allerdings meistens allein. Da hieß es dann, Mademoiselle Juliane sei unpässlich oder ziehe es vor, zu Hause zu bleiben.
    «So was glaubt doch kein Mensch. Solange ihr Bruder lebte, war sie mit von der Partie gewesen, sie war wohl schon immer eine ruhige Person, aber ganz munter. Es war auch höchste Zeit fürs Heiraten, da gehört ein Mädchen ordentlich rausgeputzt unter die Leute. Es gab passende Bewerber, und dann, bald nach Tillmanns Tod, da war die Mademoiselle noch keine fünfundzwanzig, plötzlich nicht mehr.»
    «Weil ihr Bruder sie ohne spendable Mitgift zurückgelassen hat», vermutete Rosina, «ich habe so was gehört.»
    Jakobsen kratzte sich die Bartstoppeln und gab Servatius einen kleinen Schubs, der mit dem Kopf auf dem Tisch leise vor sich hin schnarchte.
    «Ja, Rosina, das sagt man. Glaub ich aber nicht so richtig. Ich kenne einen, der hat selbst gehört, wie van Keupen gesagthat, seine Schwester ist keine schlechte Partie und er hätte noch was draufgelegt, weil sie keine achtzehn mehr ist. Was gar nicht nötig war, wenn ihr mich fragt. Die war ’ne nette Mademoiselle, hübsch und ansehnlich gebaut, und in ein Haus wie das van Keupen’sche einheiraten ist immer günstig.»
    Er könne sich nicht vorstellen, dass ein wohlhabender Mann in mittleren Jahren, wie es Tillmann bei seinem Tod war, sein Erbe noch nicht geregelt hatte.
    «Selbst wenn er es versäumt hat, wenn er so dumm war zu vergessen, dass der Kerl mit der Sense hinter jeder Ecke lauern kann, hätte seine Witwe dafür sorgen müssen. Hat sie aber nicht. Die hat Juliane knappgehalten wie ’ne Magd. Das ist wirklich ’ne Schande.»
    «Eine Schande ist auch», fand Rosina, «dass die Bewerber, von denen du gesprochen hast, sich davon haben abschrecken lassen. Wenn die sie nur des Geldes wegen heiraten wollten, kann sie froh sein, wenn die feinen Herren verschwunden sind.»
    «Weiß ich nicht. Auf Weibersachen hab ich mich noch nie verstanden, aber die meisten heiraten doch lieber irgendeinen als keinen, sonst enden sie wie Juliane als arme Verwandte ohne geachtete Stellung. Nee, da ist noch was anderes. Du kannst das nicht wissen, Rosina, damals warst du noch fremd hier. Da hast du noch nicht mal die Herrmanns’ gekannt, und Madam Anne war auch noch gar nicht Madam Herrmanns. Vielleicht weiß es Madam Augusta, wenn ich mich richtig erinnere, war die gerade von Kopenhagen hierher zu ihrem Neffen übergesiedelt. Ist ja egal, jedenfalls hieß es bald in der Stadt, Mademoiselle Juliane tue nur so freundlich, tatsächlich sei sie ein zänkisches Weib, ständig Kopfschmerzen und ’ne heimliche Neigung zum Rotwein. Und schließlich, aber das ist wirklich nur ein Gerücht, hießes auch, na ja, wie soll ich es sagen, also es hieß, sie kann keine Kinder bekommen. Sie war ja selbst das einzige Kind ihrer Mutter, die war die zweite Frau vom alten van Keupen, zusammen hatten die keine Kinder. Tillmann war ja aus der ersten Ehe und nur Julianes Stiefbruder. Hat er sie aber nie spüren lassen, die beiden haben sich gerngehabt.»
    Jakobsen leerte seinen Bierkrug, wischte sich mit dem Handrücken den Mund und schwieg.
    «Wenn ich Euch richtig verstehe»,

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