Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
Vom Netzwerk:
völlig von dichter schwarzer Spitze bedeckt; Augusta erkannte mit Befriedigung, auch diese Spitze brauchte Nadel und Faden, überhaupt sah Madam Koch nicht so tadellos aus, wie sie sie in Erinnerung hatte. Seit dem Tod ihres Gatten schien sie um Jahre gealtert.
    Sie entschuldigte sich so wortreich wie umständlich, bis Augusta «Papperlapapp, meine Liebe» sagte, sie auf den zweiten Stuhl drückte und ihr ein gefülltes Glas gab.
    «Entschuldigungen sind überflüssig», erklärte sie, «ich fing gerade an, mich zu langweilen. Ihr kommt mir also sehr recht. Nun trinkt einen Schluck. Bordeaux beruhigt die Nerven, findet Ihr nicht auch?»
    Madam Koch trank mit zitternder Hand, sie setzte das Glas erst ab, als es halb leer war.
    «Danke, Madam Kjellerup», flüsterte sie und tupfte zuerst die Lippen, dann die geröteten Augen mit einem zerknitterten Tüchlein. «Ich habe lange gegrübelt, ob ich es wagen kann, zu Euch zu kommen, mir ist niemand sonsteingefallen. Es ist eine so schreckliche Geschichte. Ich darf sie nicht verschweigen, ich kann sie aber auch nicht bekannt machen. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Was soll ich nur tun?»
    «Am besten fangt Ihr damit an, mir Euren Kummer anzuvertrauen. Vielleicht fällt uns gemeinsam ein, was zu tun ist.»
    Was Madam Koch nun erzählte, war in der Tat schrecklich, jedenfalls für eine überaus ehrbare Witwe und für ein überaus ehrbares Haus, als das das ihre bekannt war.
    Der alte Advokat hatte seiner Frau auf dem Sterbebett ein Vergehen gestanden, dessen sie ihn niemals für fähig gehalten hatte. Als Einziger hatte er das Testament Tillmann van Keupens gekannt, außer der Witwe. Die war nach dem Tod ihres Mannes zu ihm gekommen und hatte ihn aufgefordert, einen Punkt des Testamentes zu verschweigen, sollte ihn jemand danach fragen. Der Punkt betraf die Schwester des Verstorbenen, Juliane van Keupen. Er hatte ihr eine bedeutende Summe vermacht, im Fall, dass sie bis dahin nicht geheiratet habe, sollte die Summe bei ihrem 30.   Geburtstag verdoppelt werden, um ihr ein bescheidenes, gleichwohl unabhängiges Leben zu ermöglichen.
    Der Advokat hatte gleich erkannt, wohin diese Forderung zielte, und sich geweigert. Bei seiner Ehre als Mensch und als Advokat. Darauf hatte Madam van Keupen erklärt, sie könne das Geld, das Juliane zustehe, nun nicht entbehren, nicht, bis es dem Handelshaus bessergehe, denn es stehe gar nicht so gut da, wie allgemein angenommen werde. Die Auszahlung werde in den Ruin führen. Womöglich auch in seinen.
    «In seinen? Wollte sie ihn erpressen?», fragte Augusta entgeistert.
    «Aber nein!», fuhr Madam Koch erschreckt zurück,«nein. Nun, vielleicht muss man es doch so nennen. Es ist ein so hässliches Wort. Sie hat gesagt, sie vertraue völlig auf seine Verschwiegenheit und darauf, dass er sie und ihren Handel nicht in Bedrängnis bringen wolle. Im treuen Gedenken an Monsieur van Keupen, an Tillmann. Ja, so hat sie gesagt.»
    Auch da hatte Monsieur Koch sich verweigert, umso mehr, als er ihre Behauptung nicht glaubte. Er hatte Tillmann van Keupen gut gekannt und wusste um die Verhältnisse des Handelshauses.
    Aber Juliane werde ihren Anteil doch bekommen, hatte Madam van Keupen insistiert, nur ein wenig später.
    Wenn es so sei, hatte der Advokat erwidert, sehe er erst recht keinen Grund, die Angelegenheit geheim zu halten. Ganz abgesehen davon, dass es sowieso nicht seine Gewohnheit sei, Vertrauliches ins Kaffeehaus zu tragen, sein Beruf erfordere strikte Verschwiegenheit. Im Übrigen sei Mademoiselle Juliane verständig genug zu warten, wenn es nötig sei.
    «Aber dann», sagte Madam Koch schluchzend und versuchte den Strom ihrer Tränen mit dem nutzlosen Tüchlein aufzuhalten, «hat er doch nachgegeben. Nachgeben
müssen

    «Wartet», bat Augusta, «ich habe zwei Fragen. Selbst wenn das Haus van Keupen nach Tillmanns Tod – anders, als Euer Gatte zu wissen glaubte – in Schwierigkeiten war, hatte es doch schon bald hervorragende Bilanzen. Jedenfalls hieß es so, Madam van Keupens Lebensführung bot absolut keinen Grund zu Zweifeln. Und dann: Warum hat Euer Gatte nachgeben
müssen

    Madam Koch versuchte zu sprechen, gegen ihren verzweifelten Jammer waren Geduld und Bordeaux zu schwach. Augusta holte ihr Allheilmittel aus der Vitrine, dieKaraffe mit dem Rosmarinbranntwein, und drückte der bebenden Madam Koch ein gut gefülltes Glas in die Hand.
    «Trinkt das aus», befahl sie. «Dann holt tief Luft und beruhigt Euch. Uns wird schon

Weitere Kostenlose Bücher