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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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sagte Magnus nachdenklich, «glaubt Ihr, Madam van Keupen hat diese Gerüchte in die Welt gesetzt, bewusste Unwahrheiten, damit niemand ihre Schwägerin heiratet?»
    «Sieht so aus. Vielleicht haben es nicht alle geglaubt, und woher soll man so was überhaupt wissen? Aber wenn solche Gerüchte erst mal unterwegs sind – wer heiratet so ’n Mädchen, von der er nicht weiß, ob sie ihm Erben bringt?»
    Rosina war skeptisch. «Das ist eine echte Gruselgeschichte, Jakobsen. Wenn sie wahr ist, verstehe ich nicht, welchen Grund Madam van Keupen gehabt haben kann. Sie hätte doch froh sein müssen, ihre Schwägerin zu verheiraten und damit los zu sein. Eine zuverlässige Hauserin hätte sie leicht gefunden. Sogar eine Gesellschafterin, falls sie sich solchen Luxus leisten wollte.»
    «Ja», sagte Jakobsen bedächtig, «warum. Genau das ist hier die Frage.»
    «Die Welt ist eben schlecht», sagte Vandenfelde, während Rosina noch darüber nachdachte, woher ihr der Satz so vertraut war. Er zog den schläfrig protestierenden Servatius hoch und verabschiedete sich und seinen Freund.
    «Damit du alles weißt, was ich weiß», sagte Jakobsen, als die beiden verschwunden waren, «noch eine letzte Geschichte. Die scheint mir aber ’n bisschen sehr unwahrscheinlich. Du weißt sicher, dass die van Keupen einenStuckator beauftragt hat, in der Katharinenkirche ihr Epitaph auszubessern. Taubner heißt der. Also, der hat vor ein paar Jahren schon mal für sie gearbeitet, in ihrem Haus, hat da irgendwelchen Stuck an die Decken gekleistert. Jedenfalls soll es da zarte Bande gegeben haben.»
    «Zwischen Taubner und Madam van Keupen?», fragte Magnus so amüsiert wie verblüfft.
    «Zwischen Taubner und Mademoiselle Juliane», korrigierte Rosina. «Ich habe schon davon gehört, aber nur als dummen Klatsch.»
    «Kann sein, kann aber auch sein, dass da mehr dran war. ’ne späte Liebe. Der Taubner ist in den Vierzigern, das hätte gut gepasst, sie ist ja auch über den Frühling raus. Aber der van Keupen war er nicht gut genug.»
    Rosina hatte das Kinn in die Hand gestützt und starrte gegen die schwarze Fensterscheibe.
    «Seltsam, dass sie sich das gefallen ließ», sagte sie endlich. «Sie war doch nicht irgendeine entfernte Base, sondern Tochter des Hauses.»
    Magnus lachte und zupfte seine Frau mit liebevollem Spott am Ohr. «Es ist nicht jede so mutig, davonzulaufen, besonders ohne Geld und ins Ungewisse.»
    «Stimmt.» Jakobsen kannte Rosinas Geschichte und grinste breit. «Ich kann mir schwer vorstellen, wie die Mademoiselle Komödiantin wird. Oder Schankmagd. Sie hätte natürlich auch für irgend ’ne olle Madam Vorleserin oder so was werden können. Klingt auch wenig verlockend, oder? Und bei anderen Verwandten, es soll welche in Amsterdam geben, wäre sie noch ärmer dran gewesen. Nee, die saß in ’ner ganz miesen Falle. Kein Wunder, wenn sie so graumäusig geworden ist.»
    Magnus schob Rosina das letzte Fischlein und das letzte Stück Brot zu.
    «Ein Königreich für deine Gedanken», sagte er. «Aber ich glaube, ich weiß, was du gerade denkst. Mademoiselle van Keupen hatte verflixt gute Gründe, ihre Schwägerin zum Teufel zu wünschen. Habe ich recht?»

KAPITEL 8
    FREITAG, ABENDS
    Madam Augusta hatte den Kachelofen nachheizen lassen und ihr Gewand aus elegantem Kattun gegen ein bequemes Hauskleid aus leichter blassblauer Wolle getauscht. An einigen Stellen war es gestopft, und die Spitzenvolants an den Ärmeln bedurften der Ausbesserung, trotzdem mochte sie sich von dem alten Negligé so wenig trennen wie von einer alten Freundin. Es glich einer tröstenden Hülle und erinnerte sie an Anneken, ihre steinalte Zofe und Begleiterin fast ihres ganzen Lebens, die im letzten Winter gestorben war. Anneken hatte es genäht, als ihre Augen noch gut und ihre Finger geschmeidig gewesen waren. Statt der engen Schuhe trug Augusta warme Socken, sie hatte sich von Elsbeth eine Karaffe Bordeaux bringen lassen, die Füße auf einen Hocker gelegt – sie hatte es sich rundum bequem gemacht und endlich Muße gefunden, die Zeitungen der letzten Tage zu lesen. Zumindest durchzublättern.
    Ihr Neffe und seine Frau waren ausgegangen, um eines der Konzerte zu besuchen, zu denen der städtische Kantor und Musikdirektor regelmäßig in den Konzertsaal am Valentinskamp oder ins Drillhaus an der inneren Alster lud. Monsieur Bach war ein unvergleichlicher Virtuose auf dem Fortepiano und dem zarteren Clavichord, für das er eine besondere Vorliebe

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