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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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herzlich, doch manierlicher aus. Ruth hatte viele Jahre in einem Herrenhaus im Holsteinischen als Köchin gedient, Umarmungen beschränkte sie auf ihren Bruder. Sie wusste, was sich gehört, und hatte Mundtücher und Gabeln zu den Fischen gelegt.
    Als Ruth wieder in der Küche verschwunden war, brüllte Jakobsen nach Lineken, der Schankmagd, beorderte sie an seinen Platz beim Schanktisch und setzte sich zu Rosina und Magnus. Lineken lächelte Rosina sehnsüchtig an. Da war mal eine, die es geschafft hatte. Wenn das einer Komödiantin gelang, vielleicht auch einer wie ihr?
    «Nun erzähl mal, Rosina, wie ist das neue Leben in der Mattentwiete?»
    «Schön, Jakobsen, manchmal ein bisschen unwirklich. Helena hat geschrieben.»
    Jakobsen nickte. Er begriff, dass seine Frage ungeschickt gewesen war. Sollte sie vor ihrem jungen Ehemann sagen, wie sehr sie ihre Komödianten vermisste? Die Bühne? Das Tanzen, Singen und Spielen? Sogar das Publikum? Dass sie das tat, stand für ihn außer Frage. Ebenso, dass sie irgendwann wieder auf irgendeiner Bühne stehen würde.
    «Es geht allen gut», fuhr Rosina rasch fort. «Sie sind jetzt in Lüneburg, vielleicht kommen sie im Januar nach Hamburg. Sie wissen noch nicht, ob das Komödienhaus im Dragonerstall dann frei ist oder schon von einer anderen Gesellschaft besetzt. Es muss sich aber bald entscheiden.»
    «Bis dahin könnten sie doch einen Besuch machen», sagte Magnus, «so weit ist es nicht von Lüneburg bis hier.»
    «Ja», sagte Rosina und legte leicht ihre Hand auf seine, «vielleicht. Ich werde es Helena vorschlagen. Dass es deine Idee war, wird sie freuen.»
    Für Magnus schien alles so einfach, er konnte sich nicht vorstellen oder bedachte nicht, welch großer Luxus eine Reise zum reinen Vergnügen von Lüneburg an die Alster für wandernde Komödianten wäre. Sie fand es überflüssig,ihn daran zu erinnern, er kannte die Becker’sche Gesellschaft und hatte ihr nur zeigen wollen, dass er sie als so etwas wie ihre Familie akzeptierte.
    «Sie haben neue Stücke», berichtete sie weiter, «gute Stücke, schreibt Helena. Allerdings können sie nicht so gut sein wie das, das Magnus mir gebracht hat. Es ist eine fabelhafte Komödie, ein bisschen muss noch daran gefeilt werden, und manches zeigt, dass der Dichter sich nicht gut mit dem Theater auskennt, aber das ist leicht zu verbessern. Wie heißt er eigentlich, Magnus? Auf dem Heft steht seltsamerweise kein Name.»
    «Der Dichter?» Magnus’ Gesicht wirkte plötzlich gerötet, ihm schien zu warm zu sein. Er trennte umständlich Kopf und Schwanzflosse von einem Fischchen und schob es mit den Fingern in den Mund. «Köstlich», sagte er, noch kauend, «wirklich köstlich. Ja, der Dichter. Wie war nur der Name? Er fällt mir nicht mehr ein. Aber ich habe ihn notiert, der Zettel muss in meinem Mantelsack stecken. Du wirst ihn sowieso nicht kennen. Es ist sein erstes Stück, habe ich das nicht erwähnt?»
    «Doch, aber   …» Unruhe und Gedrängel an einem der engbesetzten langen Tische lenkte sie ab.
    «Servatius, du spinnst», schimpfte eine raue Stimme, «warum spinnst du immer? Bleib auf deinem Hintern sitzen und halt dein Maul, dann geht’s allen besser. Näh dir doch Knöpfe an die Lippen, das kannst du wenigstens.»
    «Bin ich ein Schneider, du messerwetzender Knochenhauer? Bin ich das?» Die zweite Stimme klang weniger rau, dafür schwankend. «Bin ich nich. Ich mach Knöpfe, die besten, mit und ohne Bezug, aus Horn, Elfenbein oder Walrosszahn, Holz oder was du willst, du Stinker. Und jetzt geh ich hin, gut’n Abend sag’n, wie sich’s gehört.»
    Gewöhnlich war Vandenfelde der Betrunkene von denbeiden. Er war seit vielen Jahren mit seiner Mechthild und den Kindern glücklich und mochte seine Arbeit, das war mehr, als die meisten behaupten konnten. Das Messer sauber zu führen und ein Tier rasch zu töten, verstand er als seine Pflicht, es machte ihn zufrieden. Dieses Angstgebrüll der im Hof auf ihr Ende wartenden Tiere jedoch schnitt ihm selbst nach all den Jahren ins Herz. Dagegen war ein Krug Bier auf dem Heimweg die beste Medizin. Wenn die possierlichen Lämmer an der Reihe gewesen waren, auch zwei und ein Becherchen Branntwein dazu. Heute hatte Servatius, der wenig vertrug, zu viel getrunken. Warum auch immer.
    «Schon wieder die beiden.» Jakobsen stand auf und wandte sich kopfschüttelnd nach den Krakeelern um. «Wie Hund und Katze und doch nie ohne den anderen. Da muss ich für Ruhe sorgen.»
    «Nicht

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